Umgestaltung Innenstadt Heinestraße: Makler fürchtet um seine Existenz

Monheim · Angestammten Händlern und Dienstleistern wurde von der Stadt eine mögliche Kündigung avisiert. Diese wünscht sich Mieter mit mehr Publikumsverkehr.

 Passt offenbar nicht mehr ins Konzept der neuen Mitte in Monheim: Wolfgang Kremer und sein Versicherungsbüro.

Passt offenbar nicht mehr ins Konzept der neuen Mitte in Monheim: Wolfgang Kremer und sein Versicherungsbüro.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

Wolfgang Kremer ist außer sich. Seit zehn Jahren betreibt er eine Generalagentur der Versicherung Signal Iduna an der Heinestraße 4. Als er vor einigen Tagen von seiner neuen Vermieterin, der Monheimer Einkaufszentren II GmbH (MEZ II), zu einem „Kennenlern-Treffen“ eingeladen wurde, deutet er dies zunächst als freundlichen Akt. Allerdings sei nur der Gesichtsausdruck seiner Gesprächspartnerin heiter gewesen, denn ihre Botschaft war niederschmetternd: „Es hieß, es gebe einen Interessenten für mein Ladenlokal, und ich müsse da raus“, sagt Kremer. Und damit er den Vermieter nicht für den Schuldigen hält, wurde er darauf hingewiesen, dass er es versäumt habe, nach der Übernahme durch die städtische Tochter im Februar 2021 seinen Mitvertrag zu verlängern. Der Mietvertrag laufe daher im Mai 2022 ab. Dabei hatte Kremer auf die bisherige Regelung einer automatischen Vertragsverlängerung vertraut. Und bereits mit der Hauptverwaltung der Signal Iduna Gruppe vereinbart, dass er, weil er im nächsten Jahr das Pensionsalter erreicht, noch bis Ende 2023 seinen Nachfolger einarbeiten werde. Der soll die Agentur zum 1. August 2022 übernehmen.

Sein Arbeitgeber habe ein großes Interesse daran, seinen wertvollen Kundenstamm und den gewohnten Standort zu erhalten. „Das ist eine 1-A-Lage, wenigstens nach dem Umbau des Rathauscenters. Aber nachdem ich anderthalb Jahre Baulärm und die Erschütterungen ertragen habe, die so manches Kundengespräch überlagerten, werde ich rausgeworfen“, beklagt er. Es heißt, seine Agentur biete nicht genügend Publikumsverkehr. Die gleiche Argumentation hatte die MEZ II auch schon gegen das „Kirschblüten“-Kosmetikstudio vorgebracht. Sowohl dem Kosmetikbetrieb als auch dem türkischen Gemüsehändler war seitens der MEZ mitgeteilt worden, dass sie nach der Umgestaltung des Eierplatzes möglicherweise nicht mehr zum Gesamtkonzept passen. Der Geschäftsstellenleiter in Düsseldorf sei ob dieser Nachricht „fast aus dem Anzug gefallen“, so Kremer. In der Landeshauptstadt sei man dabei, Anwälte in Stellung zu bringen, von Schadensersatzforderungen ist die Rede. Zwar habe die Vertreterin der MEZ II gesagt, die endgültige Entscheidung falle erst Ende August, aber „ich bange jetzt um meine Existenz“, sagt Kremer. Menschlich und moralisch empfindet er das Vorgehen seiner neuen Vermieterin als „Katastrophe“.

Auch über dem Friseurbetrieb Milano, ein direkter Nachbar Kremers, hängt das Damoklesschwert. Denn auch den Brüdern Campobasso wurde eine etwaige Kündigung angedroht. Ihnen sei aber ein alternativer Standort offeriert worden, sagt Elio Campobasso. In welcher Lage und zu welchen Konditionen, wisse er nicht. Nachdem man zwölf Jahre an diesem Standort Haare schneide, färbe und locke und seit 30 Jahren in Monheim tätig sei, wolle man auf jeden Fall in der Stadt bleiben. „Sorgen mache ich mir nicht. Corona ist unser Hauptproblem, darunter leiden wir“, so Campobasso. Wenn die Stadt einen Restaurationsbetrieb an dieser Stelle favorisiere, wolle sie damit offenbar an die Vergangenheit anknüpfen, als sich im späteren Mo.Ki-Cafe ein argentisches Restaurant befand.

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