Langenfeld Internet-Café für Senioren rüstet auf

Langenfeld · Dank einer Spende der Sparkasse kann die Arbeiterwohlfahrt ihre EDV-Beratung auf dem neuesten Stand halten.

 Günter Cramer, Heinz Kratz, Werner Mallmann und Werner Melcher (v. re.) leiten ehrenamtlich Kurse im Internet-Café der Awo.

Günter Cramer, Heinz Kratz, Werner Mallmann und Werner Melcher (v. re.) leiten ehrenamtlich Kurse im Internet-Café der Awo.

Foto: Matzerath

45 Jahre lang hatte Günter Cramer (69) beruflich mit Elektronischer Datenverarbeitung (EDV) zu tun. Als er vor ein paar Jahren in den Ruhestand ging, machte er nach eigenen Worten "einfach weiter" — nämlich als Kursleiter im "Internet-Café 50+" der Arbeiterwohlfahrt (Awo). "Das fiel mir nicht schwer, im Gegenteil, schließlich hatte ich mein Hobby zum Beruf gemacht", sagt der Langenfelder. Zumal die Einrichtung im Untergeschoss des Siegfried-Dißmann-Hauses an der Solinger Straße stets bemüht ist, auf dem aktuellen Stand der Technik zu bleiben. Spenden helfen dabei. Gestern übergab Stadtsparkassen-Vorstand Stefan Noack 3000 Euro aus dem Ertrag des Prämiensparens. Awo-Vorsitzender Klaus Kaselofsky und die sechs ehrenamtlichen Kursleiter nahmen sie dankbar entgegen.

Jährlich gehen nach Angaben der Awo mehr als 100 Senioren in dem 2005 eröffneten Internet-Café ein und aus. "Junge Alte" von Mitte 60, aber auch über 80-Jährige. Sie finden dort neben mehreren Standard-PCs auch mobile Geräte wie Laptop oder Tablet.

Walter, der älteste Kursteilnehmer, ist 86 und verbringt, wenn möglich, jeden Tag ein paar Stunden mit Computerspielen. "Ich bleibe in dem Kursus, bis ich sterbe", hat er sich fest vorgenommen. Der Lernstoff dürfte ihm bis dahin kaum ausgehen — die Themenvielfalt der Awo-Kurse ist groß. Sie reicht von Basiswissen, zum Beispiel: Wie arbeite ich mit der Maus?, über das Kommunizieren mit persönlicher Mail-Adresse bis hin zur eigenen Homepage, zu Fotobearbeitung und Excel.

Dabei werde stets auf das gemeinhin langsamere Lerntempo der Senioren Rücksicht genommen, unterstreicht Kaselofsky: "Hier kann jeder 20 Mal dieselbe Frage stellen und bekommt immer wieder eine Antwort." Ein riesiger Vorteil, sagt auch Cramer, der die notwendigerweise flottere Gangart im Berufsleben überhaupt nicht vermisst: "Wir haben hier keinen Druck. Weder Kursleiter noch Teilnehmer müssen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ein vorgegebenes Lernziel erreicht haben."

Neben oder auch in den Kursen gewinnt die Einzelberatung zunehmend an Bedeutung. "Die Besucher kommen zum Teil mit ihren Laptops ins Internet-Café, um sich bei einzelnen Problemen helfen zu lassen", berichtet Cramer. So wie Marlies (78), die plötzlich "nichts mehr wiederfand", nachdem ihr Computer auf Windows 7 umgestellt worden war. "Auch beim Herunterladen von Software oder der Anschaffung neuer Geräte sind die Kursleiter behilflich. "Erst in der letzten Sitzung kam einer zu mir, um sich ein Smartphone zeigen zu lassen", erzählt Heinz Kratz (68), einer der Dozenten. "Da noch andere interessiert waren, haben wir kurzerhand eine Smartphone-Stunde abgehalten."

Überhaupt gehen die Alten mit der Zeit: "Smartphones und Tablets sind immer mehr im Kommen", sagt Cramer, und Kratz liefert ein Beispiel dazu: "Ein Kursteilnehmer, der seit vier Jahren dabei ist, hat Kinder in Süddeutschland und Kanada. Da will er natürlich nicht nur per Skype mit ihnen kommunizieren, sondern auch mit WhatsApp, weil das bei der Jugend eben angesagt ist."

Für Kaselofsky zeigen diese Beispiele: "Wer als älterer Mensch mit der Computertechnik umzugehen weiß, dem können die Geräte das Alltagsleben erleichtern." Auch wenn man in Europa noch nicht soweit sei wie etwa in Südkorea, wo manch einer bereits durch Vernetzung seiner Haushaltsgeräte die Kaffeemaschine per Smartphone anschmeißt — von der Robotertechnik mit ihrem Entwicklungs- und Einsatzpotenzial ganz zu schweigen. "Schon Tablet-Computer bieten eine ganz Reihe Alltagshilfen, und sei es nur, dass sie einen an die Einnahme von Tabletten erinnern", sagt Kaselofsky.

(RP)
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