Langenfeld Glockengeläut macht Turmfalken nichts aus

Langenfeld · Die LVR-Klinik fördert die Artenvielfalt auf ihrem Gelände. Nach Nistkästen für Fledermäuse und einem "Insektenhotel" wurden jetzt Brutstätten für Schleiereulen und Turmfalken montiert.

 Robert Hessel, Leiter der technischen Abteilung der LVR-Klinik, im Turm der Klinikkirche: "Glocken stören Turmfalken überhaupt nicht", sagt er.

Robert Hessel, Leiter der technischen Abteilung der LVR-Klinik, im Turm der Klinikkirche: "Glocken stören Turmfalken überhaupt nicht", sagt er.

Foto: Matzerath

So ein knarzender Gutshof ist wie geschaffen für Schleiereulen. Eigentlich. Denn in den vielen Nischen können die magisch ausschauenden Nachtschwärmer prima nisten. Dies galt auch lange für das bis zu 260 Jahre alte Fachwerk des Gutshofs der LVR-Klinik. Bis, ja, bis dieser 2005 restauriert wurde, natürlich energetisch astrein. Die Nischen verschwanden, und wo Innenraum-Wärme nun schlechter hinaus kann, kommen Eulen gar nicht mehr hinein. Es handelt sich also bei dem, was Robert Hessel am Montag vorstellte, gewissermaßen um Wiedergutmachung: Zusammen mit Jens Mischel, Landschaftsarchitekt bei der Stadt, hat der Technikchef der Klinik in der Traktorhalle der klinikeigenen Gärtnerei einen Nistkasten für Schleiereulen angebracht. "Wir bieten den Tieren Ersatz für Wohnraum, der ihnen durch Gebäudesanierungen genommen wird."

Angeregt wurde das Eulenhaus von Mischel. Der hat sich im Rathaus zum Ziel gesetzt, positive Impulse für die Artenvielfalt zu setzen. In einer Stadt, wo diese aufgrund von reger Wohn- und Gewerbebebauung strukturell eher ab- als zunehmen dürfte. Mit Aktionen wie dem 1000-Bäume-Programm oder eben dem Bau von Tierbehausungen versuchen die Planer im Rathaus gegenzusteuern — punktuell, aber immerhin.

Die Eulenwohnung, die Mischel mitbrachte, ist nicht etwa ein einfacher Kasten. "Drinnen gibt es ein Tunnelsystem, damit sich die Nachtvögel tief hinein zurückziehen können und sie es da drinnen schön ruhig und dunkel haben, auch am helllichten Tag", erklärt Kliniktechniker Hessel den Aufbau.

Einfacher konstruiert ist hingegen der Nistkasten für Turmfalken, den Stadt und Landschaftsverband (LVR) am Turm der Klinikkirche anbringen ließen. "Wir hoffen auf Erstbezug im Frühjahr, wenn die Greifvögel aus ihren Winterquartieren zurückkehren", sagt Hessel.

Grundsätzlich ist diese Hoffnung berechtigt: So brüten etwa anderthalb Kilometer weiter nördlich, im Kirchturm von St. Josef, ebenfalls regelmäßig Turmfalken. Auch im Monheimer Rheinbogen, an den Pumpstationen der Firma Bayer, hängen Nisthilfen. "Seit wir diese —drei an der Zahl — vor acht Jahren anbrachten, sind dort mehr als 40 Turmfalken ausgeflogen", freut sich Wilhelm Knebel von der Arbeitsgemeinschaft der Naturschutzverbände über den Erfolg der Maßnahme. Zuletzt seien es zwar weniger Jungvögel gewesen, aber dies liege nicht an den Nisthilfen, sondern vielmehr an der schwankenden Mäuse-Population. "Mäuse sind die Hauptmahlzeit von Turmfalken, und wenn es davon weniger gibt, machen sich auch die Greifvögel rarer — das ist ein ganz normales Wechselspiel in der Natur", erklärt der Fachmann aus Baumberg.

Die neuen wie auch einige bereits bestehende Nistkästen auf dem 50 Hektar großen Gelände der Langenfelder LVR-Klinik mit seinem reichen Bestand an Eichen und Buchen sind Teil eines Artenschutzprojekts, bei dem die Stadt Langenfeld noch mit zwei weiteren Partnern zusammenarbeitet: Die Biologische Station Haus Bürgel in der Urdenbacher Kämpe hat für sie die Lebensbedingungen von Fledermäusen begutachtet, und die WFB-Behindertenwerkstätten fertigen im Auftrag der Stadt Nistkästen und "Wildbienen-Hotels".

(RP/ac/ila)
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