Baumberg Ein Gotteshaus wie eine Trutzburg

Baumberg · Der Schweizer Architekt Walter Maria Förderer hat das Kirchengebäude als eine begehbare Plastik angelegt.

 Peter Becker war lange Jahre Pfarrer an der Friedenskirche in Baumberg.

Peter Becker war lange Jahre Pfarrer an der Friedenskirche in Baumberg.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Sie ist modern und sie ist außergewöhnlich. Wer auf die evangelische Friedenskirche zufährt, ist zunächst etwas verwundert. „Sie sieht wie eine Betonwüste aus“, sagt Peter Becker, der mehr als 35 Jahre lang als Pfarrer in dieser Kirche gearbeitet hat. „Aber die Architektur hat einen Hintergrund, einen tieferen Sinn.“

Entworfen wurde die Friedenskirche von dem Schweizer Architekten Walter Maria Förderer, der als gelernter Bildhauer das Kirchengebäude als eine begehbare Plastik angelegt hat. Dazu nutzte er den formbaren Werkstoff Beton. Zu diesem ungewöhnlichen Bauwerk, das hoch aufragt und zerklüftet anmutet, soll ihn seine heimische Bergwelt inspiriert haben. Zwar hatte Förderer ursprünglich vor, die Kirche so anzulegen, dass keine Schwelle zwischen sakraler und weltlicher Nutzung vorhanden ist, aber das ist ihm dann doch nicht ganz gelungen.

Dennoch können die Räumlichkeiten vielfältig genutzt werden, was auch der Küster Frank Langrock betont: „Die Kirche gibt uns zahlreiche Möglichkeiten durch die vielen Räume und  die Bühne. Sie ist sehr flexibel,  und wir können auch große Konzerte oder Theaterstücke aufführen.“ Auch solche, die weltliche Themen zum Inhalt haben.

  „Die Kirche ist sehr funktionalisiert“, sagt der frühere Pfarrer Peter Becker. Der große Kirchenraum kann zu Weihnachten um die 600 Menschen fassen. Das liegt an der beweglichen Bestuhlung.

„Man kann das Kreuz hier siebenmal finden“, verrät Becker. Auch eindrucksvoll sind die Pfeilformen in der abgehängten Decke. Vielleicht ein Hinweis auf den Heiligen Geist? Die Lichteffekte findet auch Langrock eindrucksvoll. „Wenn nachmittags die Sonne hereinstrahlt, hat man das Gefühl, ein Scheinwerfer ist an.“ Die dimmbaren Lampen lassen verschiedene Beleuchtungsstärken zu. „Man kann hier gut mit Kerzen arbeiten, um eine meditative Stimmung zu erzeugen“, weiß Peter Becker.  Dazu kommen etliche Nebenräume für die Gruppenarbeit.

Im Turm läuten drei Glocken. Hier gibt es weitere Räume, „die eine gewisse Heimeligkeit bieten“, so Becker, eben ab vom Trubel. Das Außengelände hat ebenfalls seinen Reiz und das Amphitheater wird gerne für Open-Air-Gottesdienste genutzt.

Inzwischen hat die Friedenskirche ein Kupferdach und ein paar mehr Lichtschächte, vor allem im Foyer. „Wir haben ein besonders großes Foyer, das sonntags für das Kirchencafé genutzt wird“, erzählt der ehemalige Pfarrer. Derzeit wird geprüft, ob die evangelische  Friedenskirche unter Denkmalschutz gestellt werden soll. Die Baumberger lieben ihre Friedenskirche, wie Frank Langrock verrät: „Es ist eine Liebe auf den zweiten Blick.“

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