Wegberg Ein großer Lebenshof für Tiere in Not

Wegberg · Das Tier-Refugium Wegberg ist als Mahnmal an eine Gesellschaft gedacht, in der Tiere als Ware gelten. Antonia Greco und Michael Schink sind 2008 aufs Land gezogen, um auf etwa 5000 Quadratmetern Tiere zu schützen.

 Antonia Greco und Michael Schink geben Tieren in ihrem Refugium in Rath-Anhoven ein neues Zuhause. Auch die Schweinefamilie Käthe, Ronny und Nachwuchs Ulf zählen dazu.

Antonia Greco und Michael Schink geben Tieren in ihrem Refugium in Rath-Anhoven ein neues Zuhause. Auch die Schweinefamilie Käthe, Ronny und Nachwuchs Ulf zählen dazu.

Foto: Jürgen Laaser

Was im Kleinen als privater Tierschutz begonnen hat, wurde schnell größer, als Hilferufe aus der Nachbarschaft die Familie erreichten. Im Dezember 2012 haben Antonia Greco und Michael Schink einen gemeinnützigen Verein gegründet. Nach Prüfung durch das Veterinäramt und Erfüllung der nötigen Auflagen, wie das Quarantänezimmer für Katzen, gelten sie als tierheimähnliche Einrichtung. Dennoch finanzieren sie ihre Arbeit aus bis zu 80 Prozent Eigenleistung. Um die vielen Tiere, darunter zwei Esel, drei Minischweine, über 70 Stück Geflügel und bis zu 15 Pflegekatzen, versorgen zu können, ist der Verein auf Spenden angewiesen.

"Der Hauptkostenpunkt ist nicht das Futter", sagte Antonia Greco, "sondern die tierärztliche Versorgung. Wir sind darum bemüht, unsere Tiere zu kastrieren." Der Verein kümmert sich nicht nur darum, die Vermehrung der Pflegekatzen in der Einrichtung zu stoppen, sondern zahlen häufig auch externe Kastrationen, bei Streunern oder Katzen, die weitervermittelt werden, weil die Kapazität auf dem Hof ausgeschöpft ist. "Momentan gilt bei uns Aufnahmestopp, aber wenn man zwei kleine Katzen auf der Straße sieht, die ohne unsere Hilfe verenden würden, nehmen wir sie natürlich mit", sagt Michael Schink.

Für ihn und seine Frau ist das Tier-Refugium eine Herzensangelegenheit. Schink arbeitet werktags im Büro, die Arbeit mit den Tieren ist sein Ausgleich. Antonia Greco ist von frühmorgens bis spätabends für die Versorgung der Tiere verantwortlich.

Fast täglich erreichen sie Hilferufe von aufmerksamen Nachbarn oder Tierschützern. "Wir haben einen Neuzugang, ein Notfall. Norwegische Waldkatzen aus einer Zucht, die entartet ist. Sie sind sehr scheu", sagt Antonia Greco, als sie und ihr Mann das Katzenhaus betreten. Als sie hergezogen sind, war der Raum als Partyzimmer gedacht, aber Zeit zum Feiern haben die Eheleute nicht. "Das ist gar nicht schlimm", findet Schink. "Hauptsache die Katzen haben einen großen Raum, den wir im Winter beheizen können."

Auf der Wiese läuft eine Ente mit ihren Küken. "Normalerweise wollen wir keine Tiere züchten. Aber sie hat uns überlistet und ihre Eier unter der Hecke gebrütet", sagt Greco. Ihr Mann zeigt auf Käthe, eines der drei Minischweine, die vor zwei Monaten völlig abgemagert auf den Hof kamen. "Wahrscheinlich ist Käthe trächtig", sagt er. Oft werden trächtige Tiere an den Hof gegeben. Kassenwartin Stefanie Wachowitz spricht sich für ein Kastrationsgebot aus. Antonia Greco nickt zustimmend. Die Gleichgültigkeit mancher Menschen belastet sie mehr, als ihre Arbeit auf dem Hof. "Aber man wird durch das Leid, dass man vermindert, entschädigt", sagte sie.

(RP)
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