Krefeld Studie setzt TKN unter Druck

Krefeld · Die jüngst vorgestellte Studie des Umweltministeriums zu Luftbelastungen an Edelstahl-Standorten sorgt bei den Beteiligten für Diskussionen. Klar ist: Durch die Studie wächst der Druck, dass etwas geschehen muss.

Professor Dr. Michael Wilhelm hat eine Neuigkeit entdeckt. Die Belastung der Luft mit Nickel und Chrom hinterlässt Spuren im menschlichen Körper. "Dass man das überhaupt nachweisen kann, hatten wir nicht erwartet", sagt Wilhelm. Er leitet die Abteilung für Umweltmedizin an der Ruhr-Universität Bochum und ist einer der federführenden Mediziner der Edelstahl-Studie.

Für Wilhelm ist klar: "Das Ergebnis ist so, dass hier Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Emissionsbelastungen zu reduzieren." Ähnlich sieht dies Dr. Gerhard Orth, Umweltmediziner des Krefelder Gesundheitsamtes: "Die Dringlichkeit, etwas zu tun, wächst."

Von 2005 bis 2007 hat die Forschergruppe um Professor Wilhelm in Bochum, Siegen, Witten und Krefeld die Luftbelastung mit Nickel- und Chrom und deren Auswirkungen auf die Anwohner untersucht. "Leider ist Krefeld da in vielen Punkten Spitzenreiter hinsichtlich der Belastung", sagt Wilhelm.

Macht diese Luftbelastung krank? "Für die Einzelperson kann man sagen: Nein. Aber wenn man viele Personen erfasst, überrascht die Zunahme von bestimmten Krankheiten", sagt Wilhelm. Mit anderen Worten: Die belastete Luft macht nicht zwangsläufig krank, aber das Risiko steigt.

"Wir nehmen diese Untersuchung sehr ernst, können aber nicht sagen, ob die Menschen in Stahldorf gefährlicher leben oder nicht", erklärt Helmut Döpcke, Fachbereichsleiter Umwelt in der Stadtverwaltung. Ende März würde die ausführliche Fassung der Studie präsentiert. Dann sei es auch möglich, festzustellen, ob es bestimmte Bereiche in Stahldorf gibt, die besonders problematisch seien.

Eric Walner, Pressesprecher von ThyssenKrupp Nirosta (TKN), erklärt: "Uns liegt erst die Kurzfassung vor. Wenn uns die Studie in ihrer Gesamtheit vorliegt, werden wir sie gründlich analysieren." Davor wolle das Unternehmen die Untersuchung noch nicht kommentieren. Jetzt schon zu sagen, was daraus technisch für die Anlagen folge, sei schwer. Walner verweist darauf, dass TKN schon viel in den vergangenen Jahren in Umweltschutz investiert habe.

Im Kaltwalzwerk wurde ein Katalysator eingebaut, der Stickstoffoxide vermeidet. Im Frühjahr geht eine neue Säure-Regenerationsanlage in Betrieb. Zudem sei die Schlackenaufbereitung so modernisiert worden, dass die Staubbildung verringert wurde. "Wir machen viel im Bereich Umweltschutz", bekräftigt Walner. Die Situation in Stahldorf sei allerdings besonders schwierig. Denn hier seien TKN und Wohnungen sehr nah beieinander.

(RP)
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