Einbrüche in Krefeld Opfer berichten - und klagen an

Krefeld · Die Eheleute Hofmann-Mildebrath wurden Einbruchsopfer und beklagen Gleichgültigkeit der Politik gegenüber dieser Kriminalität. Sie befürchten, dass die Öffnung von Europas Grenzen die Lage verschärft.

 Brigitte Hofmann-Mildebrath an einem von drei Fenstern, die dem Tritt des Einbrechers standgehalten haben. Beim vierten hatte er Erfolg – "Materialermüdung", sagte später die Polizei.

Brigitte Hofmann-Mildebrath an einem von drei Fenstern, die dem Tritt des Einbrechers standgehalten haben. Beim vierten hatte er Erfolg – "Materialermüdung", sagte später die Polizei.

Foto: Thomas Lammertz

Von wegen Einbrecher kommen nachts: Im Falle von Brigitte Hofmann-Mildebrath kamen sie tagsüber, und sie haben sich kaltblütig Zeit gelassen — auch beim Ausspähen des Ziels. Was sie hinterließen, war nicht nur materieller Schaden. "In der Nacht nach dem Einbruch sagte mein Mann: Die Einbrecher sind nicht nur in unser Haus, sondern auch in unser Leben eingebrochen." Die Eheleute Hofmann-Mildebrath haben sich entschlossen, zu berichten, wie es ihnen ergangen ist — auch weil sie empört sind: empört über den Einbruch, empört darüber, dass die Flut an Einbrüchen keine Debatte über die Ursachen nach sich zieht.

"Armut ist keine Legitimation, um in anderer Leute Häuser einzubrechen. Aber wir müssen auch fragen: Was können wir tun, um Armut da zu bekämpfen, wo sie entsteht?", sagt Hofmann-Mildebrath. Und ihr Mann Bernd sagt: "Was wir als Zeitungsleser lesen oder erleben müssen, ist meines Erachtens mehr als nur ein Einbruch; es ist eine Art Plünderung Westeuropas. Das Phänomen rasant zunehmender Kriminalität ist nicht auf Deutschland beschränkt. Wir verlieren dabei nicht nur materielle Werte; vielmehr verlieren wir unsere Kultur der offenen, vertrauensvollen Selbstgewissheit. Diese müssen wir nun tauschen gegen Abwehr und Misstrauen."

In das Haus der Eheleute Hofmann-Mildebrath wurde am 6. November im Laufe des Tages eingebrochen. Als Brigitte Hofmann-Mildebrath morgens gegen acht das Haus an der Jakob-Lintzen-Straße in Fischeln verließ, fiel ihr ein Lieferwagen auf der Stichstraße auf. Sie dachte sich nichts dabei — Handwerker eben. Als ihre Haushaltshilfe am späten Vormittag kam, stand das Fahrzeug immer noch da — auch ihr fiel der Lieferwagen auf, in dem zwei Männer saßen; und sie war es, die später auf den Gedanken kam, dass das die Einbrecher gewesen sein könnten.

Den Weg der Einbrecher ins Haus der Hofmann-Mildebraths hat die Polizei später detailliert rekonstruiert. Der Täter hat drei vergebliche Angriffe auf das Haus gestartet: Drei Fenster hat er einzutreten versucht; erkennbar an den Fußabdrücken auf den Scheiben. Er ging dabei in aller Seelenruhe um das Haus herum; es ist nicht gut einsehbar. Doch die drei Scheiben hielten. Beim vierten Fenster im Treppenabgang zum Kellergeschoss hatte er Erfolg: "Materialermüdung", stellte die Polizei später fest. So gelangten die Täter ins Haus, durchwühlten alle Räume, leerten Schränke und Schubladen aus, stahlen Bargeld, Schmuck, einen Laptop. Dabei hatte Hofmann-Mildebrath den Rat der Polizei befolgt und an zwei, drei Stellen im Haus etwas Bargeld versteckt — Geld, das die Täter finden sollten: "Ich habe gelesen, dass Einbrecher, wenn sie etwas Geld finden, weniger zu Vandalismus neigen", sagt sie.

Fremde besudeln das Heim, den innersten Kreis des Lebens — besonders geschockt war die Familie, als sie entdeckte, dass die Einbrecher einen Hausschlüssel mitgenommen hatten. "Es waren Stunden der Angst, denn natürlich denkt man: Die kommen wieder", berichtet Brigitte Hofmann-Mildebrath. Schmerzlicher noch als materielle Verluste war für ihren Mann der Verlust einer Uhr — ein Erbstück des Vaters. Hofmann-Mildebrath hatte auf der Rückseite der Uhr für ihren Mann eine Widmung gravieren lassen.

"Die Polizei war wirklich fantastisch", berichtet Frau Hofmann-Mildebrath; "die waren schnell hier und haben sehr gründlich gearbeitet." Sehr geholfen hat ihr auch, dass ihre beiden erwachsenen Töchter sofort nach der Nachricht vom Einbruch ins Elternhaus gekommen sind und mit der Mutter zusammen das ganze Haus durchgeputzt haben — es ging zum einen darum, die Spuren des Einbruchs zu beseitigen, es ging aber auch um eine fast rituell zu nennende Reinigung. "Ich habe damals zu meinem Mann gesagt: Der Einbruch ist kein Drama und erst recht kein Trauma." Die Geschichte mit dem Einbruch sollte abgeschlossen werden; die Eheleute wollten quasi ihr Leben und ihr Haus zurück. Hofmann-Mildebrath ist Trauerrednerin, die geheimen Windungen einer verletzten Seele sind ihr nicht fremd.

Einer der mutmaßlichen Einbrecher ist später gefasst worden — bei ihm fand man auch Beutestücke aus dem Haus an der Jakob-Lintzen-Straße; darunter die geliebte Uhr des Ehemannes. Die Täter haben versucht, die Gravur wegzukratzen — vergeblich. Aber man sieht, dass sich dort jemand mit roher Gewalt zu schaffen gemacht hat. Fast ein Sinnbild, wie Einbrecher Besitz und Gefühle ihrer Opfer verletzen.

Auch wenn Brigitte Hofmann-Mildebrath nicht traumatisiert ist: Abgeschlossen ist der Fall für sie nicht. Sie beklagt, dass es Sätze gibt, die fast nach einer Entschuldigung für Einbrüche klingen — oder wie achselzuckende Gleichgültigkeit: "Immer wieder hört man: Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich. Aber das ist keine Berechtigung für Einbrüche. Besitz erarbeitet man sich doch mit Ehrbarkeit und Fleiß. Armut ist keine Legitimation, von diesem Weg abzuweichen."

Kritisch sieht sie auch die bevorstehende weitere Öffnung der Grenzen zu Osteuropa. "Ich höre immer wieder, dass es dann noch problematischer wird, weil Leute aus Osteuropa in den Westen gehen und hier vielleicht kriminell werden. Wo ist die gesellschaftliche Debatte, das Übel an der Wurzel zu packen und den Ländern zu helfen, dass ihre Bürger sich in ihrer Heimat ein besseres Leben aufbauen können? Es muss einen politischen, einen europäischen Diskurs geben: Was kann man tun gegen die Armut? Und diese Diskussion sollte ohne jegliche ideologische Färbung geführt werden."

So haben die Eheleute den Eindruck, dass auch Leute wie sie die Zeche zahlen für eine verfehlte EU-Politik. Normale Bürger, die Einbrüche als Einbruch in ihr Leben zu durchleiden haben.

(RP)
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