Krefelderin Agnes Müller ist 106 „. . . und immer ordentlich Eierlikör“

Krefeld · Agnes Müller gehört zu den ältesten Krefelderinnen. Jetzt hat sie ihren 106. Geburtstag gefeiert. Zu ihren Festen kommen schon mal 100 Gäste und zahlreiche Bands. Ihr Lebensrezept: viel unterwegs sein, Eierlikör und Freude.

 Agnes Müller in ihrem Garten. Sie lebt in ihrer eigenen Wohnung in einer Gemeinschaft mit einem Freund. Die Treppe in den ersten Stock ist für die 106-Jährige kein Problem.

Agnes Müller in ihrem Garten. Sie lebt in ihrer eigenen Wohnung in einer Gemeinschaft mit einem Freund. Die Treppe in den ersten Stock ist für die 106-Jährige kein Problem.

Foto: Mark Mocnik/Mocnik,Mark(moc)

Agnes Müller sitzt an ihrem Küchentisch. Zu Gast ist Krefelds Bürgermeisterin Karin Meincke. Sie übergibt ihr einen Blumenstrauß und überbringt Glückwünsche. Agnes Müller ist eine der ältesten Bürgerinnen der Stadt. Jetzt feierte sie ihren 106. Geburtstag. Als der Zweite Weltkrieg endete, war sie 32 Jahre alt. Sie erlebte auch den Ersten Weltkrieg, bei dessen Ende war sie sechs. Doch an solche Dinge denkt die Jubliarin heute nicht. Sie redet viel und gern, aber vor allem von den schönen Dingen ihres Lebens. Die müssen auch gar nicht lang zurück liegen.

„Ich würde am liebsten noch heute jeden Abend ausgehen. Zweimal die Woche ist es aber durchaus so“, erzählt sie. „So aktiv war sie immer schon. Ich kenne es gar nicht anders“, erzählt ihre Tochter Angelika Kaldewey (67). Doch wie ihrer Mutter sieht man ihr die Jahre nicht an. „Wir haben gute Gene in der Familie. Meine Oma ist auch schon an die 90 geworden“, sagt sie. Ihre Mutter hört mit verschmitztem Lächeln zu. Die dreifache Mutter, siebenfache Oma, elffache Uroma und einfache Ururoma hat noch alles im Blick.

Vor einem Jahr stand plötzlich ein Kamerateam vor der Tür. Agnes Müller hatte sich bei der „Bild“-Zeitung als Wiesn-Girl beworben. Die Zeitung lud sie daraufhin auf die Wiesn ein und drehte einen Film darüber. Sie war im Zelt von Feinkost Käfer, feierte mit dem Gastronom höchstselbst und war ein begehrtes Selfie-Motive für andere Besucher. „Das Video hat über eine Million Klicks“, erzählt sie.

Was ist ihr Geheimnis? Wie wird man so alt? Müller lacht. „Jeden Tag unterwegs, ordentlich Eierlikör und hin und wieder ein Pils“, antwortet sie mit verschmitztem Lächeln. Sie erzählt von Urlauben am Wörthersee. Dort lernte sie Roy Black und seine Familie kennen. Auch Udo Jürgens und Schauspieler von „Ein Schloss am Wörthersee“. „Ich bin einfach losgezogen, habe Spaß gehabt und die Leute dann eben getroffen“, berichtet sie mit einem Achselzucken.

Aufgewachsen ist Agnes Müller an der Saumstraße. Sie blieb der Seidenstadt durch gute und schlechte Zeiten treu. Sie war im Karneval aktiv und lernte hier viele Musiker kennen. Die spielen nun bei ihrem Geburtstag kostenlos. „Vergangenes Jahr bei ihrem 105. Geburtstag hatten wir weit über 100 Gäste – allein bei der Familie kommt einiges zusammen – und allerlei Bands aus dem Karneval haben gespielt. Es fing nachmittags an und ging bis zwei Uhr nachts“, erzählt Kaldewey.

Die Jubilarin lebt in ihrer eigenen Wohnung. Die ist im ersten Stock. „Die Treppe ist kein Problem“, sagt sie, und ihre Tochter fügt hinzu: „Sie kommt sogar zu uns hoch. Und wir wohnen im dritten Stock.“ Müller lebt in einer Art Wohngemeinschaft mit einem Freund. Ihr Mann ist, ebenso wie zwei ihrer drei Kinder, bereits verstorben. Sie war gut 50 Jahre lang verheiratet. „Als er mich damals erstmals bei meinen Eltern besucht hat, sprach er meine Mutter als ‚Schwiegermutter‘ an. Da dachte ich nur ‚mach mal langsam, Bürschchen‘. Aber er hat es dann doch geschafft“, erzählt Müller lachend.

An Tod und Krankheit denkt die 106-Jährige nicht. „Wenn ich krank bin, kann ich nicht raus. Das ist wie im Gefängnis. An so etwas denke ich nicht“, sagt das Geburtstagskind. Lieber genießt ihr Leben, Tag für Tag. Wie alt sie werden will? „Ich habe immer gesagt 120. Aber langsam möchte ich das auf 125 aufrunden“, sagt sie.

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