Krefeld Krefelder Entomologen forschen für die Bundesregierung

Krefeld · Der Krefelder Verein soll bundesweit den Insektenbestand erforschen. Im Frühjahr will die Regierung Maßnahmen zum Schutz der Tiere verabschieden.

 Bewahren beim Krefelder Entomologischen Verein ein kostbares Erbe (v.l.):  Martin Sorg,  Heinz Schwan und Andreas Müller.

Bewahren beim Krefelder Entomologischen Verein ein kostbares Erbe (v.l.):  Martin Sorg,  Heinz Schwan und Andreas Müller.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die Forschungsergebnisse des Krefelder Entomologischen Vereins zum dramatischen Insektenschwund in Deutschland haben wissenschaftliche und gesetzgeberische Konsequenzen. Die Krefelder Entomologen sind vom Bundesumweltministerium mit dem Auftrag einer umfassenden Überwachung („Monitoring“) des Insektenbestandes in Deutschland betraut und dafür auch mit entsprechenden Mitteln ausgestattet worden. Zugleich hat die Bundesregierung für den Frühsommer 2019 einen Kabinettsbeschluss über Maßnahmen zum Schutz der Insekten angekündigt. Dies geht aus einer Kleinen Anfrage der FDP-Bundestagsfraktion hervor.

Das Bundesumweltministerium hat dem Verein zusätzlich 150.000 Euro für erweiterte Forschungen bis 2021 bewilligt. „Die Krefelder Insektenforscher werden ihre Forschung zum Ausmaß und den Ursachen des Insektensterbens in den nächsten Jahren deutlich ausweiten können“, heißt es in einer Erklärung des Bundesumweltministeriums. Es soll dabei nicht nur um die Ermittlung von Biomasse gehen, sondern auch um die Beobachtung des Bestandes einzelner Insektenarten. Zweifel daran, dass die Krefelder Entomologen dazu fachlich in der Lage sind, gibt es nicht. Auf die Frage, ob der Krefelder Verein geeignet sei zu solchen Forschungen, heißt es lapidar: „Der Entomologische Verein Krefeld e.V. ist in der Lage, Insektenforschung nach aktuellen wissenschaftlichen Standards mit bundesweitem Bezug durchzuführen.“

Zugleich wird in der Anfrage deutlich, dass es immer noch die Meinung gibt, der Verein sei quasi eine Hobbytruppe, die auf ein paar Wiesen in Krefeld Insekten gefangen hat. In der „Vorbemerkung der Fragesteller“ wird etwa methodische Kritik an der Begrenzung auf Standorte im Raum Krefeld erwähnt. Es gab tatsächlich eine mediale Debatte über die Frage, ob da Ergebnisse über ein paar Wiesen in Krefeld zur ökologischen Katastrophe hochstilisiert wurden – doch diese These war von Anfang erwiesenermaßen falsch.

Die Studie, die in Deutschland und weltweit für Erschrecken gesorgt hat, bezog sich auf langfristige und weitläufig verstreute Untersuchungen unter Beteiligung vieler Akteure. Diese Untersuchungen haben ergeben, dass seit 1989 die Gesamtbiomasse der fliegenden Insekten an 63 Standorten in Schutzgebieten um mehr als 75 Prozent abgenommen hat. Der zugrundeliegende Datensatz bezog sich auf 96 Einzeluntersuchungen mit mehr als 1500 Probenahmen; beteiligt waren 28 Institutionen wie Universitäten, Stiftungen bis zu Unteren Landschaftsbehörden, die Untersuchungen der Entomologen gefördert haben, darunter die Stadt Krefeld.

Es war diese Studie, die weltweit für Aufsehen sorgte und über die in internationalen Blättern wie Washington Post, Guardian, China Post, Science, Nature, Corriere Della Sera, Taipei Times bis zum Honolulu Star berichtet wurde. In Deutschland hat sie auch den Koaltionsvertrag der Bundesregierung aus CDU und SPD geprägt. Dort wurde festgeschrieben: „Wir werden das Insektensterben umfassend bekämpfen. Mit einem Aktionsprogramm Insektenschutz wollen wir die Lebensbedingungen für Insekten verbessern. Wir wollen ein wissenschaftliches Monitoringzentrum ,zur Biodiversität unter Einbeziehung des Bundesumwelt- sowie des Bundeslandwirtschaftsministeriums aufbauen.“

(vo)
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