Krefeld Hochschule baut Decken mit Kugeln

Krefeld · Beim Neubau der Hochschule werden Kugeln aus recyceltem Kunststoff statt Beton eingesetzt. Die luftgefüllten "Cobiax"-Kugeln sparen Energie und CO2. Im Dezember 2014 soll das Gebäude fertig sein.

 Seit wenigen Tagen werden die Cobiax-Kugeln in der Decke über dem Erdgeschoss eingesetzt. Eine Betondecke wird drüber gegossen. Bis Juli 2014 soll der Neubau fertig sein.

Seit wenigen Tagen werden die Cobiax-Kugeln in der Decke über dem Erdgeschoss eingesetzt. Eine Betondecke wird drüber gegossen. Bis Juli 2014 soll der Neubau fertig sein.

Foto: Thomas Lammertz

Auf eine ungewöhnliche Bautechnik greift die Hochschule Niederrhein jetzt bei ihrem Neubau westlich des jetzigen Hochschulbaus zurück. Anstelle von Betondecken werden sogenannte Cobiax-Kugeln eingesetzt, die den Beton verdrängen. Hunderte dieser wie Kegelkugeln aussehenden Baustoffe lagern derzeit an der Straße Obergath in Krefeld. "Mit dem Einsatz dieser Kugeln sparen wir Energie und CO2", erklärt Philipp Webels, Architekt des Neubaus für die Hochschule Niederrhein. Rund 35 Prozent Deckengewicht, also 716 Tonnen Beton, würden eingespart; der durch die geringere Betonproduktion eingesparte CO2-Ausstoß liegt nach Unternehmensangaben bei 60 Tonnen — das ist so viel, wie ein Auto auf einer Fahrt von 400 000 Kilometern emittieren würde. Die Kugeln werden von der Cobiax-Gruppe mit Sitz in Wiesbaden produziert. Zum Einsatz kamen sie bisher beim Bau des Vodafone Campus Düsseldorf, bei der Hamburger Hafencity, beim Kunstmuseum Miami und beim Nationalstadion Warschau.

So funktioniert es: Die Kugeln werden in den Decken von Erdgeschoss, erstem Obergeschoss und zweitem Obergeschoss jeweils auf einer Fläche von 2500 Quadratmetern eingesetzt. Sie werden von Stahlmatten umhüllt, erst danach wird Beton aufgegossen. Rund 20 000 Kugeln vom Typ E-270 und 9000 Stück Hohlkörper S-140 wurden verbaut.

Auch preislich sei der Einsatz der Kugeln attraktiv, weil die Seitenwände weniger Traglast aushalten müssen, sagt Barbara Staab, Projektleiterin beim Wiesbadener Unternehmen Cobiax: "Bedingt durch die Leichtigkeit der Cobiax-Decke ergeben sich gegenüber einer Massivdecke Einsparungen im Bereich Beton, Bewehrung, Schalung, Abstandhalter. Dadurch wird gegenüber der massiven Decke eine erhebliche Kosteneinsparung generiert. Zusätzliche Einsparungen erhält man im Gesamtgebäude bedingt durch die geringeren Lasten in den lastweiterleitenden Bauteilen bis hin zur Gründung."

Der Hochschul-Neubau, in den neben dem Fachbereich Wirtschaftsingenieurwesen das Energiezentrum E2 der Krefelder Stadtwerke einziehen soll, wird 15,4 Millionen Euro kosten. Er soll im Juli nächsten Jahres eröffnet werden und die Platznot an der Hochschule lindern helfen. Bis zum Wintersemester 2014/2015 wird die Zahl der Studenten an den Standorten der Hochschule auf insgesamt 14 245 Studierende steigen.

Die Forschergemeinschaft um die Kugeln ist derzeit für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis nominiert, der am 22. November in Düsseldorf vergeben wird. Bisher hat das Unternehmen große Kugeln für dicke Decken produziert. Seit 2013 sind auch kleinere Kugeln für den Einsatz in Decken mit einer Dicke von 20 bis 35 Zentimetern geeignet. Rund fünf bis sieben Prozent aller weltweiten CO2-Emissionen, so Cobiax, gingen auf das Konto der Zementherstellung.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort