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Archäologie in Krefeld Brempter Hof: Es gibt weitere Belege für Siedler in der Eisenzeit

Krefeld · Die Spuren die Archäologen bei den Arbeiten auf dem Areal des Brempter Hofs fanden, gehen 3000 Jahre weit zurück.

 Der Brempter Hof in Uerdingen. Für die Archäologen ist das Gelände eine Fundgrube.

Der Brempter Hof in Uerdingen. Für die Archäologen ist das Gelände eine Fundgrube.

Foto: Mark Mocnik

(RP) Der Weg in die Vergangenheit führt in die Tiefe, jedenfalls für Archäologen. Schicht für Schicht entlocken sie zurzeit der Rheinstadt Uerdingen die Geheimnisse ihrer Geschichte. Die Spuren, die sie unter dem Brempter Hof aufspüren, reichen, wie wir berichtet haben, weit zurück, bis in die Zeit 700 vor Christus, in die Eisenzeit. Ein Experte aus Moers hat jetzt diese Erkenntnisse des Krefelder Stadtarchäologen Hans-Peter Schletter untermauert.

Vor fast 3000 Jahren siedelten bereits Menschen entlang des Rheins. Mitten in Uerdingen hat es ein kleines Gräberfeld gegeben. „Die Urnengräber wurden jedoch bereits im Mittelalter beschädigt. Aber wir haben Reste der Urnen und des Leichenbrands gefunden“, sagt  Schletter. Er datiert die Funde in eine Zeit von 700 bis 450 Jahre vor Christus.

Die Menschen sahen damals das einzelne Grab und den umgebenden Hügel als Wohnstätte ihrer toten Ahnen an. „Mit dem Bezug auf ihre Vorfahren begründeten die dort siedelnden Menschen einen Anspruch auf das Land. Somit können wir indirekt eine Besiedlung des heutigen Uerdinger Gebietes nachweisen“, erklärt Schletter. Die aus Einzelhöfen bestehenden kleinen Siedlungen wurden oft nur wenige Jahre genutzt. Diese Siedler wanderten dann nicht ab, sondern errichteten häufig in der Nähe neue Hofanlagen. Diese bestanden meist aus einem Wohngebäude und kleinen Wirtschaftsgebäuden.

Wegen einer umfangreichen Sanierungs- und Baumaßnahme der Hofanlage an der Alten Krefelder Straße ist die archäologische Untersuchung unter der Leitung der Unteren Denkmalbehörde notwendig geworden. Die historischen schriftlichen Dokumente und Urkunden über die einstige kurkölnische Stadt seien alle ausgewertet. „Die letzten Quellen über Uerdingen liegen jetzt noch im Boden“, betont der Stadtarchäologe. Zum ersten Mal wird nun im Stadtkern ein Zeitfenster in die Gründungsphase der Rheinstadt im 13. Jahrhundert geöffnet. In dieser Zeit wurde Alt-Uerdingen – auf einer Rheininsel in Höhe vom heutigen Krefeld-Gellep gelegen – zwischen 1278 und 1284 durch diverse Hochwasser zerstört. Der Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg (1275-1297) ließ das heutige Uerdingen in seiner Amtszeit vom Ufer ab und landeinwärts an die heutige Stelle verlegen. „Der Brempter Hof gehört wahrscheinlich zu den frühesten Bebauungen im neuen Uerdingen“, sagt Schletter.

Diese Vermutung kann Grabungsleiter Christian Schumacher von der Fachfirma Archäologie.de aus Moers durch neue Funde weiter bestätigen. Aus der ersten Bauphase des Hofes im Spätmittelalter (1250 bis 1500) sind Fundamente des Ost- und Nordflügel entdeckt worden. „Das ist ein extrem spannender Fundort“, schwärmt Schumacher. Unterhalb des Fundamentes konnte er einen deutlich erkennbaren Graben freilegen, der kurz vor dem Bau verfüllt worden ist. „Darin haben wir auch hochmittelalterliche Keramik gefunden“, berichtet Schumacher, also die Zeit von Mitte des 11. bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts. „Die Auswertung der Grabenfunde wird uns bei der näheren Datierung auf jeden Fall helfen“, so Schletter.

Aus dem Spätmittelalter stammt wohl auch eine Latrine zur Unteren Mühlengasse. „Wir haben dort allerhand Hausratsabfälle gefunden“, sagt Schumacher. Die verwendeten Bachsteinziegel sprechen auch für diesen Zeitraum. Gleiches gilt für teilweise freigelegten Bereich des angrenzenden Nordflügels, in dem es eine gut drei Meter breite Unterbrechung gibt. „Das könnte die Zufahrt zum Innenhof gewesen sein“, erklärt der Grabungsleiter. Aus dem Zeitraum 1250 bis 1500 stammt auch das Fragment einer glasierten Bodenfliese. „Das ist Luxusware“, betont Schumacher. Schon im Dezember 2018 wurden auf dem Areal vergleichbare Stücke ausgegraben. Und wie dieses Teil zeigen die anderen wohl einen Tannenbaum.

In unmittelbarer Nähe zum Nordflügel entdeckten die Archäologen auch das Skelett eines in der Frühen Neuzeit (1500 bis 1789) verscharrten Pferdes. „Das Tier wurde regelrecht in die Grube gefaltet“, schildert Schumacher. Vermutlich sollte es schnell „unter die Erde kommen“, weil es vielleicht durch eine Seuche verstarb. Einen Stall haben sie noch nicht auf dem Gelände nachweisen können.

Dafür entdecken die Archäologen  dort eine ganze Reihe von kleinen und auch großen Flaschen. „Hier wohnten keine Kostverächter“, sagt der Grabungsleiter. Die Schnaps- und Bierflaschen sowie einige Medizinfläschchen sind jüngeren Datums aus dem 19. und 20. Jahrhundert.

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