Korschenbroich Schweinebauer erzeugt Strom aus Gülle

Korschenbroich · Norbert Dyckers ist der einzige Landwirt in der Stadt Korschenbroich mit einer Biogas-Anlage. Sie erzeugt stündlich mehr als 750 Kilowatt Strom. Der 48-Jährige erklärt, wie aus Gülle und nachwachsenden Rohstoffen neue Energie wird.

 Er züchtet dänische Pietrain-Schweine: Norbert Dyckers aus Lüttenglehn. "Nur große Betriebe mit einer Spezialisierung können heute noch überleben", ist der 48 Jahre alte Landwirt überzeugt.

Er züchtet dänische Pietrain-Schweine: Norbert Dyckers aus Lüttenglehn. "Nur große Betriebe mit einer Spezialisierung können heute noch überleben", ist der 48 Jahre alte Landwirt überzeugt.

Foto: Lothar Berns

Der Farbton steht als Synonym für blassrosa und gilt als unattraktiv: Schweinchenrosa. Dabei sind Schweine gar nicht immer rosa - was ein Spaziergang durch Lüttenglehn belegt. Auf einer Wiese in der Schmiedstraße tummeln sich Schweine mit schwarzem Kopf, schwarzem Hinterteil und schwarzen Flecken auf dem Rücken. Das seien Schwäbisch-Hällische Landschweine, erläutert Landwirt Norbert Dyckers (48) und fügt hinzu: "Sie sind mein Hobby".

In der vierten Generation bewirtschaftet er den elterlichen Hof in Lüttenglehn. Ursprünglich stammt die Familie aus Bedburdyck, und Norbert Dyckers vermutet, dass seine Vorfahren einmal die Wassergräben von Schloss Dyck gepflegt haben. Darauf weise der Familienname hin: "Ein Dycker war früher ein Deicharbeiter", sagt er. Seit sieben Generationen ist die Familie nun in Lüttenglehn zuhause. Schon sein Vater hatte Schweine gehalten, doch Norbert Dyckers hat den Betrieb in den letzten Jahrzehnten umgekrempelt. Zwei große Schweineställe hat er außerhalb der Ortschaft erbaut und eine Biogas-Anlage errichtet. In Korschenbroich sei er der einzige Landwirt mit einer Biogas-Anlage, sagt er.

Und während sich die Landschweine weiter genüsslich im Matsch suhlen, müssen die rund 2.500 dänischen Pietrain-Schweine in den Ställen zur örtlichen Stromversorgung beitragen. Und das geht so: Die Hinterlassenschaften der Schweine, also die Gülle, kommt in einen Fermenter oder Gärbehälter. Darin zersetzen Bakterien die Gülle, aus der dann Biogas oder Methan entsteht. Das wiederum wird über Leitungen in ein Blockheizkraftwerk geleitet, das das Gas in Strom und Wärme umwandelt. Der Strom wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist, während mit der Wärme die Ställe beheizt werden. Aber auch Betriebe aus der Nachbarschaft beziehen von ihm Wärme. Dyckers betreibt ein Blockheizkraftwerk an einer benachbarten Gärtnerei, wobei das Kühlwasser die Gewächshäuser heizt. "Wir praktizieren einen Wirtschafts- und Nährstoffkreislauf", erläutert Norbert Dyckers. Denn die Geschichte geht noch weiter. "Die Gärreste, die entstehen, eignen sich hervorragend als Dünger für meine Felder", sagt er. Selbstredend, dass er auch anbaut, was er für seine Biogas-Anlage braucht: Weizen und Gerste als Futter für die Schweine und Mais für die Bakterien. Geregelte Arbeitszeiten sind für ihn ein Fremdwort: "Die Schweine müssen täglich versorgt werden." Wobei er nicht bereut, sich spezialisiert zu haben. "Nur große Betriebe mit einer Spezialisierung können heute überleben", ist er überzeugt. Als er ein kleiner Junge war, habe es noch sieben Bauern in Lüttenglehn gegeben, erinnert er sich. Heute ist er der einzige Landwirt im Ort. Die Schwäbisch-Hällischen Landschweine haben sich mittlerweile in einen Unterstand zurückgezogen. Doch ein Schicksal werden sie mit ihren stromproduzierenden Artgenossen teilen - sie alle landen eines Tages in den Auslagen der örtlichen Metzgereien.

(NGZ)
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