Korschenbroich Jüchen fürchtet "Kinderklau"

Korschenbroich · Die Otzenrather Grundschule darf im Nachbarort nicht für ihr Konzept werben. Der Wettbewerb um Schüler gefährde andere Schulstandorte, findet die Verwaltung. Das Schulministerium freilich hat nichts gegen Konkurrenz.

Jüchen/Otzenrath Die Grundschule Otzenrath hat seit Jahren ein gut funktionierendes Ganztagsprogramm. Damit machte der schuleigene Betreuungsverein "Pusteblume" nicht nur Werbung vor Ort, sondern auch im Kindergarten von Hochneukirch. Einen "Kinderklau" zwischen den Ortschaften könne sie nicht gutheißen, sagt Bürgermeisterin Margarete Kranz. Deswegen sprach sie das Thema in der Schulleiterkonferenz an. Die sprach sich mehrheitlich dafür aus, dass Grundschulen Werbung abseits des eigenen Bezirks unterlassen sollten. Die Otzenrather Schulleitung wurde gebeten, die Aktionen ihres Betreuungsvereins zu stoppen. "Wir wollen die ortsnahen Grundschulen erhalten", sagt Kranz. "Wenn zu viele Kinder nach Otzenrath wollen, gefährdet das andere Grundschulstandorte", meint die Bürgermeisterin.

Das Problem der Verwaltung: Die früheren Grundschulbezirke, die genau regelten, welches Kind in welche Grundschule zu gehen hatte, wurden im August 2008 abgeschafft. "Eltern können frei entscheiden, an welcher Grundschule sie ihre Kinder anmelden", sagt Jörg Harm, Pressesprecher des Schulministeriums NRW.

"Die Absprache zwischen der Otzenrather Grundschule und der Verwaltung halte ich für bedenklich", sagt Thomas Dederichs, Fraktionsvorsitzender der Grünen. "Damit werden die Schulbezirke künstlich aufrecht erhalten." Natürlich sei der Leitspruch "kurze Beine kurze Wege" akzeptabel, aber das Engagement des Betreuungsvereins zu unterdrücken, sei nicht richtig. Auch Herbert Altenberg, FDP-Fraktionsvorsitzender, glaubt nicht, dass die getroffene Regelung rechtlich bindend ist. Und SPD-Fraktionsvorsitzender Dr. Holger Tesmann meint im Hinblick auf das Schulkonzept der Otzenrather: "Da müssen die anderen Grundschulen eben in die Füße kommen."

"Ein fairer Wettbewerb zwischen den Grundschulen ist durchaus gewollt", sagt Jörg Harm vom Schulministerium. Insofern spreche nichts dagegen, wenn die Otzenrather Grundschule abseits ihres Heimatortes Werbung für ihr Schulkonzept mache. Freiwillige Absprachen der Schulleiter seien aber nicht verboten.

Michael Brügger, Vorsitzender des Otzenrather Betreuungsvereins "Pusteblume", kann die Einschränkungen nicht verstehen: "Wir laufen seit letztem Jahr einzügig, also können wir sowieso nur eine begrenzte Anzahl an Kindern aufnehmen." Dennoch habe der Verein versuchen wollen, Eltern aus Nachbarorten über das Nachmittagsprogramm zu informieren. Die Schule sei beliebt: "Da kommen sogar Anfragen aus Mönchengladbach."

(RP)
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