Sängerin auf Europa-Tour Lady Gaga enttäuscht bei Konzert in Köln

Köln · Auf dem Weg ins Parkhaus der Kölner Arena fahren die Autos Slalom um eine zerfledderte Iso-Matte. Einige Fans von Lady Gaga haben bei herbstlichen Temperaturen vor der Halle übernachtet. Andere begleiteten sie vorher beim Einkaufen im Drogeriemarkt oder warteten vor dem Hyatt-Hotel bis in der Präsidenten-Suite des Mega-Stars um 22.12 Uhr die Lichter ausgingen. So viel Vorfreude konnte das Konzert kaum standhalten.

 Lady Gaga, hier bei einem Auftritt in Athen, trat am Dienstagabend in Köln auf. Für das Konzert gab es ein striktes Fotoverbot.

Lady Gaga, hier bei einem Auftritt in Athen, trat am Dienstagabend in Köln auf. Für das Konzert gab es ein striktes Fotoverbot.

Foto: dpa, op cv

Zuletzt konzentrierten sich alle Hoffnungen der gut 14.000 Fans in der fast ausverkauften Halle auf den überdimensionalen weißen Vorhang: Wenn er fällt, würde die die Show ihres Lebens beginnen. Leider fällt er ziemlich unspektakulär — ohne begleitenden Tusch, pyrotechnische Effekte oder auch nur spannungsvolles Licht. Zwei Techniker lassen ihn unter der Bühnendecke verschwinden, Musiker schlurfen auf die Bühne — und erst gefühlte Minuten später fährt Stefani Joanne Angelina Germanotta aus New York City aus dem Boden, bekannt als Lady Gaga.

"Artrave: The Artpop Ball" heißt die Tour zu ihrem aktuellen Album "Artpop", von dem sie ganze zwölf Titel singt. Klar, Lady Gaga war und ist eine Kunstfigur, dass hätte sie mit dem Albumtitel nicht noch extra unterstreichen müssen. Am Abend wird es überdeutlich: Mit aufwändigen Verkleidungen wird sie zum Teil einer aufwändig durchchoreographierten Show. Sie erwacht mit goldenen Engelsflügeln und dem blauen Ball aus Jeff Koons Lady-Gaga-Skulptur auf der Brust in einer Art Tempelbau. Solch eine Szenerie hat man bei Kylie Minogue allerdings schon beeindruckender erlebt. Die Lady hüpft als Monster mit rosa Tentakeln über die Bühne, verwandelt sich in eine Wiedergängerin Marilyn Monroes oder eine Ghetto-Braut.

Obwohl die Band größtenteils live zu spielen scheint, singt Lady Gaga über einen Film aus eingespielten Background-Stimmen und ist manchmal nur deutlich zu vernehmen, wenn sie ruft: "Ich liebe Deutschland! Hebt die Hände hoch!" Manchmal predigt sie auch: für mehr Toleranz, für die Einführung der gleichgeschlechtlichen Ehe, für Liebe, Gleichheit und kreative Freiheit. Wie sehr sie tatsächlich aus dem Raster der normalen Mega-Stars fällt, zeigt sich, wenn sie einmal mehr ihre breiten Hüften und prallen Oberschenkel präsentiert und ruft: "Ich bin kein Model — ich bin eine Rebellin!"

Lady Gaga als halbnackte Göttin in Athen
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American Music Awards 2013: Lady Gaga und R. Kelly simulieren Sex im Weißen Haus
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Hits wie "Paparazzi" oder "Poker Face" handelt sie in neuen Versionen oder im Schnelldurchlauf ab, das heiß erwartete "The Edge Of Glory" lässt sie nur kurz aufscheinen. Bei "Born This Way" begleitet sie sich selbst am Klavier, eine Besucherin darf dabei ganz nah neben ihr sitzen, mitsingen, ihr Idol berühren. Solche Momente, die auch das Publikum berühren, sind in Lady Gagas Auftritt allerdings zu rar gesät. Es dauert zu lange bis wirklich Euphorie aufkommt, was auch an der mangelnden Qualität des Artpop-Repertoires liegt.

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