Kleve Unterstützung für berufstätige Mütter

Kleve · "Vereinbarkeit von Beruf und Familie – geht das?" – das Thema diskutierten die Teilnehmer der jüngsten Zukunftswerkstatt der RP und der Volksbank Kleverland. Erstaunlich offen steuerten sie auch eigene Erfahrungen bei.

 Nadja Brandt arbeitet in reichswalde als Tagesmutter – ein Hilfsangebot für berufstätige Frauen.

Nadja Brandt arbeitet in reichswalde als Tagesmutter – ein Hilfsangebot für berufstätige Frauen.

Foto: Evers

"Vereinbarkeit von Beruf und Familie — geht das?" — das Thema diskutierten die Teilnehmer der jüngsten Zukunftswerkstatt der RP und der Volksbank Kleverland. Erstaunlich offen steuerten sie auch eigene Erfahrungen bei.

Um halb sechs am Morgen muss Daniela Lesmeister los, damit die Oberregierungsrätin pünktlich an ihrem Arbeitsplatz im NRW-Gesundheitsministerium in Düsseldorf ankommt. Wenn sie ihren kleinen Sohn in ihrer Arbeitszeit nicht hervorragend betreut wüsste, würde ihr der Weg zur Arbeit allerdings schwer fallen, sagt die Mutter. "Zum Glück habe ich eine tolle, flexible Tagesmutter", erzählt sie bei der Zukunftswerkstatt der Rheinischen Post und der Volksbank Kleverland.

"Vereinbarkeit von Beruf und Familie — geht das?" — dieses Thema diskutierten neben Lesmeister vier weitere berufstätige Mütter und ein Vater. Dass das ein wichtiges Thema ist, betont in der Diskussion immer wieder Yvonne Tertilte-Rübo, die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Kleve. "Familie ist die letzte Instanz für Kinder und Alte", sagte sie. Frauen bräuchten die Hilfe der Kommunen und der Väter. "Als Stadt haben wir das Ziel, gute U3- bis gute U15-Betreuung zu schaffen", sagt sie. Schon früh habe sich die Kommune mit Kindergartenbedarfsplanung befasst, Tagesmütter qualifiziert und deren Austausch gefördert. "Aber wir brauchen als Kommune auch starke Unternehmer, die das Thema aufgreifen", sagt die Gleichstellungsbeauftragte.

Martin Goch kann da als Arbeitgeber an der Hochschule von Erfahrungen berichten. Ein Problem seien die wohnortzentrierten Lösungen. "Wer außerhalb wohnt, kann sein Kind nicht in einer Klever Kita anmelden, obwohl die Nähe zum Arbeitsplatz praktisch wäre", sagt er. Die Hochschule selbst plane als nächsten Schritt eine Großtagespflege, bei der bis zu neun Kinder betreut werden könnten.

Als Zwillingsmutter, erzählt Nina Kiesow, Geschäftsführerin von Kiesow bags & travel, stelle sich nicht die Frage, ob der Vater integriert werde. "Da müssen zwangsläufig beide mit anpacken", sagt die Unternehmerin. Zahnärztin Bettina Kratzenberg ist Mutter von drei Kindern, auch sie hat Zwillinge. "Ich höre immer öfter, dass Männer auch Teilzeit arbeiten oder Elternzeit nehmen", sagt sie und findet das gut. Sie selbst sei in der ersten Zeit nach der Geburt allerdings auch gern zu Hause geblieben. "Ich finde es sollte jedem freigestellt sein zu entscheiden: Möchte ich arbeiten oder das Kind selbst betreuen?".

Die Sicht der Betreuerin bringt Tagesmutter Gertrud van Weelden ein. "Es geht zuallererst um einen liebevollen Alltag mit U3-Kindern", sagt van Weelden, die fünf Kinder betreut und für ihre sowie die Arbeit ihrer Kollegen viel Anerkennung von den Diskussionsteilnehmern erntet. "Besonders Randzeiten und Vertretungszeiten sind ein Problem", berichtet die Pädagogin aus dem Alltag berufstätiger Eltern. Wer zum Beispiel im Schichtdienst tätig ist, findet nur schwer eine Betreuung für ungewöhnliche Zeiten. Wenn die Tagesmutter krank wird, kann das zum Problem werden.

Martin Goch, dessen Kinder bereits zur Schule gehen, weiß, dass nicht nur die frühkindliche Betreuung schwierig ist. "Allein die langen Sommerferien können ein Problem werden", sagt er. Dass der Offene Ganztag nicht so flexibel nutzbar ist, kritisieren auch die anderen Mütter. Daniela Lesmeister erinnert daran, dass das Thema Vereinbarkeit nicht nur Kinder betrifft. "Wer pflegebedürftige Eltern hat, steht vor den gleichen Problemen", sagt sie. "Das ist nicht nur eine Frage des Geldes", meint sie. Wie alle Anwesenden wünscht sie sich "dass sich in den Köpfen der Leute etwas tut. Dass sie zum Beispiel einsehen, dass eine berufstätige Frau nicht weniger leistet, weil sie früher Feierabend macht, sondern einfach ihre Zeit anders nutzt."

(RP/ac)
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