Kleve Kriegslücke in City kann geschlossen werden
Kleve · Der Klever Architekt Franz-Rudolf Crämer hat von der Stadt einen Vorbescheid für den Bau eines neuen Hauses im Zentrum bekommen: Die Lücke neben Haus Dommers könnte damit geschlossen werden.
Das Loch klafft seit Jahrzehnten im Postkartenmotiv der Klever Innenstadt. Das touristische Lieblingsmotiv "Schwanenburg hinter Lohengrin-Brunnen" bannt auch immer eine der augenfälligsten Kriegslücken in der Klever City aufs Bild: unten Würstchenbude, links das Dommers-Haus am Fischmarkt, rechts die Brandwand der nächsten Bebauung. Jetzt hat die Stadt eine Bauvoranfrage des Klever Architekten Franz-Rudolf Crämer für einen Neubau in der alten Kriegslücke positiv beschieden.
Dort kann in den nächsten vier Jahren ein viergeschossiges Haus mit Satteldach gebaut werden. Im Erdgeschoss und im ersten Geschoss wären Geschäftsflächen, in den beiden Obergeschossen zwei je 60 Quadratmeter große Wohnungen, die von der Schlosstorstraße aus erschlossen werden. Diese Wohnungen könne man auch, sagt Crämer, zu einer großen Innenstadt-Wohnung zusammenlegen. Die untere Etage für das Geschäft wäre überhöht. Also zeitgemäß, so wie der Umbau von "Wäsche und mehr" gegenüber.
"Bis 1960 waren Eigentümer verpflichtet, ihre Häuser zu Ende zu bauen", sagt Crämer. Dann wurde das Gesetz geändert — und die Klever City gibt bis heute Zeugnis davon. "Wenn man durch die Große Straße geht, sieht man noch viele dieser Lücken im Straßenbild", sagt Crämer, der jahrelang leitend im Planungsamt der Stadt Kleve tätig war. Der Architekt listet unter anderem das Haus Ecke Gasthaustraße/Große Straße oder das Haus an der Ecke Herzogstraße/ An der Münze auf, fügt noch einige Beispiele im Verlauf der Straße an. Das seien Lücken, die man schließen müsse, sagt Crämer.
Er hofft, dass die Wohnungen für den Bau am Fischmarkt gut zu vermarkten sind, weil sie von der Schlosstorstraße aus mit dem Auto erreichbar sind. Insgesamt sei es aber schwierig, in City-Lagen Mieter oder Käufer für größere Wohnungen zu finden. Hinzu komme, sagt Crämer, dass die in der City fehlenden Parkplätze von der Stadt teuer abgelöst werden müssen. Für den geplanten Bau am Fischmarkt wären dies bei zwei Wohnungen drei Stellplätze, für die der Bauherr insgesamt 39 000 Euro an die Stadt zahlen müsste. "Das schreckt bei großen Häusern mit vielen Wohnungen und vielleicht zehn oder mehr Parkplätzen auch den einen oder anderen Eigentümer ab, endlich tätig zu werden", erklärt Crämer. Schließlich muss der Bauherr die Ablöse für die Parkplätze auf die Bau- und Planungskosten addieren. Dabei ist der Stillstand fatal für die Städte, denen man noch heute, fast 70 Jahre nach Kriegsende, die schweren Zerstörungen ansieht. Denn Städte, die sich nicht verändern, nicht weiterentwickeln, geraten ins Hintertreffen, mahnte in der Zukunftswerkstatt von RP und Volksbank Kleverland Dr. Stefan Dietzfelbinger, Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer, die Städte seines Kammerbezirks.
Hier setzen Stadtverwaltung und Teile der Klever Politik auf einen Schub durch die geplante Unterstadt-Bebauung durch das renommierte Düsseldorfer Architekturbüro RKW — falls der Besatz des Investors, Sontowski, stimmt. Gleichzeitig hat die Verwaltung aber auch das "integrierte Handlungskonzept" auf den Weg gebracht, mit dem man Städtebaufördermittel des Landes für Vorhaben an Plätzen in der Stadt gewinnen will. "Da müssen wir abwarten", sagt Crämer. Die nach der Bauvoranfrage in Aussicht gestellte Baugenehmigung für den Fischmarkt gilt zwei Jahre, kann dann noch einmal ein Jahr verlängert werden. Crämer baut darauf, dass in dieser Zeitspanne die Bagger rollen.
