Lokalsport Klever Fans: "Wir wussten lange nicht, was los ist"

Kleve · Der BVB-Fanclub "Schwanenstadt" war gerade an den Bierständen im Signal Iduna Park angekommen, als der Anschlag auf den Mannschafts-bus verübt wurde. 35 Anhänger sind gestern noch mal Richtung Dortmund gestartet.

Explosionen an BVB-Bus vor Champions League Spiel
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April 2017: Explosionen an BVB-Mannschaftsbus

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Foto: rtr, gb

"Das Warten auf verlässliche Informationen kostete Nerven. Wir wussten lange überhaupt nicht, was da wirklich passiert ist", sagt Dieter Stumpe (67). Stumpe ist Vorsitzender des Klever BVB-Fanclubs "Schwanenstadt". Wie bei jedem Heimspiel seiner Borussia war er auch am Dienstag bei der Champions League-Partie gegen den AS Monaco im Signal-Iduna-Park. Der Klever hatte sich vor dem Spiel in den Katakomben unter der Südtribüne mit einem Vertreter der Brauerei Brinkhoff getroffen. Ein gemeinsames Projekt verbindet den Klever Fanclub mit dem Unternehmen. "Als ich den traf, erzählte er mir sofort, was da passiert sein sollte", sagt Stumpe rückblickend. Das Problem für ihn war, dass etliche Versionen von den Vorfällen kursierten.

"Das etwas passiert sein musste, habe ich schnell bemerkt. Vor dem Stadion an der Strobelallee rasten plötzlich zehn Polizeiwagen mit Blaulicht los. Das war gegen 19.45 Uhr. Doch muss da nicht zwangsläufig immer etwas Furchtbares passiert sein. Manchmal ist es auch einfach nur eine größere Schlägerei zwischen Leuten, die mit Fußball nichts zu tun haben."

Für die Fans war klar, noch bevor eine offizielle Durchsage kam, dass es mit Fußballspielen nichts mehr wird. Alles deutete auf eine Absage hin. "Normalerweise sind die Spieler etwa eine Stunde vor dem Anpfiff auf dem Platz. Da war am Dienstag aber niemand", beschreibt Stumpe die Situation im Stadion. Auch ein Hinweis waren die spärlich besetzten Plätze. Von den 65.000 Zuschauern, die bei einem Champions League Spiel in die Arena dürfen, war höchstens mal ein Drittel auf den Rängen.

Erst um 20.30 Uhr, also 15 Minuten vor dem Anpfiff, wusste man genau, was passiert war. Stadionsprecher Norbert Dickel hatte Details über das Attentat mitgeteilt. "So haben wir erfahren, dass es einen Anschlag auf den Mannschaftsbus gegeben hatte und Marc Bartrabei einer Explosion verletzt worden war", sagt der Klever Fanclubvorsitzende. Er kenne den Ort genau, von dem aus der Tross gestartet sei, so der 67-Jährige. "Ich habe mich in dem Mannschaftshotel schon häufiger mit Kloppo getroffen."

Die Situation im Stadion sei auch nach den Informationen ruhig geblieben. Lediglich als nach der Durchsage Fans des AS Monaco ihre Gesänge starteten, ernteten sie Pfiffe von den Schwarz-Gelben.

Stumpe kann das erklären: "Die haben schlichtweg nicht verstanden, was da los war. Doch kurz danach haben auch die 'Dortmund' gerufen und Schals von uns hochgehalten." Angst um Leib und Leben hatte offenbar niemand. Denn schließlich habe Dickel erklärt, dass niemand etwas zu befürchten habe, der sich rund um das Stadion aufhalte, so Stumpe.

Die Stimmung auf der Heimfahrt zurück an den Niederrhein sei nicht viel schlechter gewesen als sonst auch. "Wir haben einen Niederländer unter uns, der regelmäßig das BVB-Lied anstimmt. Das haben wir auch am Dienstag gesungen. Wir wollten uns von den Verbrechern die gute Laune nicht nehmen lassen."

Schnell sei klar gewesen, dass die Partie am Mittwoch nachgeholt wird. Die Karten behielten ihre Gültigkeit, für die Gäste im Klever Fanbus wurden die Kosten für die zweite Fahrt aus der Kasse des Klubs übernommen.

"Was ich nicht gut fand, war der Zeitpunkt der Nachholpartie. Die war zu früh angesetzt worden. Hier geht es allein um die Werbung bei der Fernsehübertragung. Die Sponsoren müssen beruhigt werden. Dass Monaco schnell wieder nach Hause muss, hat damit nichts zu tun", sagt Stumpe.

Wenn die Anstoßzeit neben der Handverletzung von Bartra die einzige negative Nachwirkung des Anschlags ist, so dürfte das selbst von den größten BVB-Fans zu verkraften sein.

(jan)
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