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Kalkar-Grieth Rheinfischer Hell hat Netze voller Müll

Kalkar-Grieth · Plastik in Flüssen und Meeren ist ein weltweites Problem. Wie stark der Rhein verdreckrt ist, merkt der Griether Rudi Hell jeden Tag, wenn er seine Netze leert. Zerkleinerte Kunststoffe landen in Fischen und damit auf unseren Tellern.

Die Ausbeute von einem Morgen: Rudi Hell mit dem Plastik, das er aus seinem Netz geholt hat.

Die Ausbeute von einem Morgen: Rudi Hell mit dem Plastik, das er aus seinem Netz geholt hat.

Foto: Gottfried Evers

Milchtüten, Plastiksäcke, Jogurtbecher, die Verpackung eines Schokoriegels. Es ist viel, was sich im Netz von Rudi Hell verfängt und eigentlich gar nicht dahingehört. Manches Teil hat eine weite Reise hinter sich wie Parkscheine aus Essen oder Oberhausen zeigen, die Hell aus seinem Netz gezogen hat. "Wenn die Ruhr Hochwasser hat, merke ich gleich, dass auch bei uns mehr Unrat aus dem Raum landet", erzählt der 77-Jährige, der nach eigner Angabe der Letzte ist, der noch mit einem so Aalschokker im Rhein fischt.

Besonders ärgert er sich über die Beutel mit Hundekot, die ihm ins Netz gehen. "Das kriege ich in den Kopf nicht rein: Die Hundebesitzer sammeln den Kot in den Beutel und werfen den dann ans Ufer. Völlig unverständlich", schimpft er. Wobei die Beutel zeigen, dass es solche Umweltsünder offenbar überall am Rhein gibt. Anhand der verschiedenen Beutelfarben kann Hell nämlich inzwischen erkennen, welcher Hundebeutel aus Köln oder Düsseldorf oder Rees nach Grieth gespült wurde. Da der Aalschokker mit dem Netz genau in dem Bereich der Strömung liegt, hat Hell zwar viele Fische, aber eben auch immer wieder den unliebsamen Beifang im Netz. Seit vielen Jahren ärgert er sich darüber. Er fand aber niemanden, der bereit war, die Kosten für die Entsorgung zu übernehmen. So blieb Hell bislang nichts anders übrig als das "Treibgut" wieder zurück ins Wasser zu werfen. "Was hätte ich denn sonst machen sollen, ich kann diese Berge von Müll doch nicht mit nach Hause nehmen."

Jetzt ist es ihm nach Rücksprache mit der Rheinfischergenossenschaft gelungen, dass dieser Verband die Kosten übernimmt. "Wir wollen damit auch auf das Problem des Plastikmülls im Rhein aufmerksam machen", sagt Stefan Staas, Geschäftsführer der Rheinfischereigenossenschaft. Viele Menschen würden gar nicht wahrnehmen, was da alles im Rhein treibt. Die Unterstützung für Rudi Hell will der Verband auch nutzen, um in der Öffentlichkeit dafür zu werben, sensibler dafür zu sein, dass Müll einfach nicht in einen Fluss gehört.

Durch diese Initiative war es nun möglich geworden, dass Rudi Hell einen Abfallbehälter am Ufer bekam. Seit August füllt er den großen Container täglich mit Müll. Und davon gibt es genug. Der 1100 Liter Behälter musste bereits sieben Mal geleert werden. Auch gestern wanderte wieder viel Plastik in den Behälter, bis zum 18. Dezember wird die Tonne sicher noch öfter geleert werden müssen. An diesem Datum endet Hells diesjährige Rhein-Fisch-Saison, dann wird auch der Container abgeholt. Wenn im Frühjahr wieder die Saison beginnt, will Hell den Container erneut aufstellen.

Hell fischt mit seinem Aalschokker vor allem im Auftrag der Wissenschaft. Aale werden von Experten mit Sendern ausgestattet, um ihre Routen nachvollziehen zu können. Aber der ein oder andere Fisch landet auch bei Hell auf dem Teller - und der könnte dann vielleicht unliebsame Plastik-Überreste enthalten. Denn die Verunreinigung der Gewässer mit Plastikabfällen ist ein Problem, das auch beim Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) bekannt ist. "Die Plastiktüten treiben weiter ins Meer und bilden dort in Strudeln richtige Teppiche. Das ist eine generelle Gefahr für die Weltmeere", so Lanuv-Sprecherin Birgit Kaiser de Garcia. Problem ist aber auch Plastik, das nicht bei Hell im Netz landet. Viele Produkte wie etwa Zahnpasta enthalten Copolymere. "Dabei handelt es sich um Mikroplastik, das über Abwasser in den Gewässern landet. Diese Stoffe werden von den Fischen aufgenommen und landen dann später auch beim Menschen auf dem Tisch." Die Lanuv-Sprecherin appelliert daher an alle, auf Produkte mit Copolymeren zu verzichten.

(RP)
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