Kleve Parkour: Der Kampf gegen Vorurteile

Kleve · Klever Parkour-Sportler Andre Schemaitat distanziert sich von Vandalismus an Hausdächern wie in Rees-Mehr.

 Andre Schemaitat in Aktion: In Kleve trainiert die Parkour-Gruppe am Opschlag am Stadtrand. Die Sportler legen Wert darauf, dass sie nichts beschädigigen.

Andre Schemaitat in Aktion: In Kleve trainiert die Parkour-Gruppe am Opschlag am Stadtrand. Die Sportler legen Wert darauf, dass sie nichts beschädigigen.

Foto: PRIVA

Was im Fernsehen und im Internet zum Thema "Parkour" sehen ist, ist spektakulär. Ruft das nicht viele Nachahmer auf den Plan?

andre schemaitat Waghalsige und lebensgefährliche Videos bleiben leicht im Gedächtnis und sind oft zu sehen, wodurch leicht Stereotype entstehen. Weitere Eindrücke können auch das "über Dächer springen" und "Zerstören von Privateigentum" sein, da die Privatsphäre und das Grundrecht für Traceure (so nennen sich die Parkour-Sportler) keine Gültigkeit zu haben scheinen. Mit "scheinen" meine ich ausdrücklich, dass solche Vorurteile, mit Bezug auf negative Verhaltensweisen, für die Parkour-Gemeinschaft nicht repräsentativ sind.

Warum nicht?

schemaitat Respekt macht in der Philosophie von Parkour einen Großteil aus. Damit meine ich Respekt vor dem eigenen Körper, Respekt vor anderen und auch davor, was anderen gehört, also auch dessen Privatbesitz und Privatsphäre Das schließt natürlich auch Staatseigentum ein, so dass auch die Verschmutzung und Zerstörung von öffentlichen Plätzen ausgeschlossen ist. Aus eigener Erfahrung ist dieses Grundprinzip des Denkens bei dem überwiegenden Großteil in der Parkour-Community anzutreffen und nur vereinzelt verstehen schwarze Schafe nicht, was der Grundgedanke von Parkour ist und was es bedeutet, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen und vor allem sich respektvoll zu verhalten.

Wie kommt es zu negativen Vorfällen?

schemaitat Aus Unwissen und dem Verlangen, falschen Vorbilden nach zu eifern. Manche Videos suggerieren eine gewisse "Gesetzeslosigkeit", die mit dem "Traceur"-sein einhergeht. Diese wird oft falsch interpretiert und mit dem Grundgesetz gleichgestellt. Die Intention eines "echten" Traceurs liegt aber in der "Freiheit" im Geist und in der Bewegung. Das Grundgesetz und vor allem Respekt ist damit in der Philosophie von Parkour nicht ausgeschlossen, sondern explizit verankert.

Was kann man dagegen tun, dass der Sport "missbraucht" wird ?

schemaitat Ich denke, dass eine Aufklärung in Schulen, zum Beispiel im Schulsport, einen essenziellen Teil dazu beitragen kann, Unwissenheit zu verhindern. Dafür sollten Lehrer sich darüber informieren, was die Philosophie und der Sport für Facetten bereit hält. Auch Gespräche und Trainingseinheiten mit erfahrenen Traceuren aus der Umgebung können Klarheit verschaffen und ein richtiges Bild vermitteln. Schade ist es natürlich, wenn Außenstehende ein solches schlechtes Verhalten miterleben, da negative Erlebnisse und Wahrnehmungen schnell auf die Allgemeinheit projiziert werden. In meiner eigenen Umgebung habe ich noch keine schlechten Erfahrungen gemacht und spreche Neulinge auch als erstes auf solche Aspekte an, damit falsche Assoziationen mit Parkour nicht entstehen können. Bisher habe ich auch nur positive Resonanz von Zuschauern und anderen erhalten, was davon zeugt. dass, wenn man sich richtig verhält, auch Anerkennung aus der Bevölkerung zu erwarten ist.

Das interview führte sebastian Latzel

(RP/rl)
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