Kalkar Gute Noten von empfänglichen Lehrern

Kalkar · RP-Serie "Meine Schulzeit" (34): Josef Boßmann wurde 1935 in die Katholische Volksschule Altkalkar eingeschult.

 Josef Boßmann (84) hat zwei Bände "Altkalkar, eine der ältesten Gemeinden am Niederrhein", herausgegeben.

Josef Boßmann (84) hat zwei Bände "Altkalkar, eine der ältesten Gemeinden am Niederrhein", herausgegeben.

Foto: Evers, Gottfried

RP-Serie "Meine Schulzeit" (34): Josef Boßmann wurde 1935 in die Katholische Volksschule Altkalkar eingeschult.

 Schulentlassung 1943 aus der Katholischen Volksschule Altkalkar. In der oberen Reihe der 3. von rechts ist Josef Boßmann.

Schulentlassung 1943 aus der Katholischen Volksschule Altkalkar. In der oberen Reihe der 3. von rechts ist Josef Boßmann.

Foto: Gottfried Evers

"Ab 1940 gab es nachts häufig Fliegeralarm, so dass man die Nächte im Keller verbringen musste. Damals mussten wir einen Aufsatz in Platt schreiben. Die Überschrift war: 'Want denn Tommy es ornt bromme", blickt Josef Boßmann, geboren 1927 in Altkalkar, zurück. Er war der fünfte von neun Geschwistern, groß geworden auf einem Bauernhof.

Schon mit acht Jahren gab es viel zu tun: Rüben vereinzeln, Kartoffeln lesen, bei der Heu- und Getreideernte, im Stall und beim Viehfüttern helfen. 1935 wurde der heute 84-Jährige in die Katholische Volksschule Altkalkar eingeschult. Acht Jahre, bis zum 27. März 1943, hat er diese Schule besucht und trat am 1. April 1943 eine Gärtnerlehre bei Gerhard Mertens in Kleve an.

Die Berufsschule war in Haus Schmidthausen. Die Volksschule in Altkalkar bestand aus der Unterklasse, 1. und 2. Schuljahr, mit Fräulein Jecziorski aus Kalkar. Da keiner diesen Namen aussprechen konnte, wurde die Lehrerin "de Kluck met de Kippkes" genannt. Die Mittelklasse, 3., 4. und 5. Jahrgang, wurde von Lehrer Bauer, gebürtig aus dem Saarland, unterrichtet. Ein armer Schüler klaute freitags dem Lehrer den Käse vom Pausenbrot. Die Oberklasse, 6., 7. und 8. Schuljahr, wurde von dem strengen, aber guten Hauptlehrer Weyers aus Kellen geführt.

Als am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg begann, gab es Lebensmittelkarten, Bezugscheine und Raucherkarten. Auch bei den Lehrern wurde es knapp, und sie waren für einen "Hötzepott", Geschenk aus einer Schlachtung, empfänglich. Dafür gab es für die Geber gute Noten. Hefte gab es kaum, geschrieben und gerechnet wurde fast nur auf der Schiefertafel.

Bei der Einschulung sprach kaum ein Kind Deutsch, nur Platt. In der 5. und 6. Klasse wurde noch Sütterlin geschrieben. In den Augen der Nazis enthielt diese Schrift "Schwabacher Judenlettern" und wurde verboten und die Normalschrift eingeführt. Häufig kam es zu Unterrichtsausfällen, da die Schule von einquartierten deutschen Soldaten belegt wurde, so im Herbst 1939 und im Frühjahr 1940. Hauptlehrer Weyers wurde zeitweise zum Militär eingezogen. Da der "Führer" eine deutsche Jugend "hart wie Kruppstahl" wünschte, war sehr viel Sport angesagt. Viele nationalsozialistische Lieder mussten auswendig gelernt werden.

Die Christenlehre unter Pastor Johannes Janßen war in der Schule verboten und musste in der Kirche abgehalten werden. "In Wirklichkeit haben wir nur etwa sechs Jahre Unterricht gehabt", sagt Josef Boßmann, der gleich im ersten Lehrjahr für drei Monate in ein Wehrertüchtigungslager und dann 1944 für vier Monate zum Reichsarbeitsdienst abkommandiert wurde. Nach drei Wochen Urlaub wurde er von der Wehrmacht übernommen.

(RP/rl)
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