Kranenburg Kranenburg: Vater verdrängt Tochter aus Rat

Kranenburg · Bürgermeister Steins hat gerechnet: 17 Stimmen fehlten der CDU, um weiterhin bequem zu agieren.

Die Wahlparty in Bedburg-Hau
11 Bilder

Die Wahlparty in Bedburg-Hau

11 Bilder

Die Zeiten der absoluten Mehrheiten in der Politik sind Geschichte. Zumindest werden sie weniger. Die Gemeinde Kranenburg stellt da keine Ausnahme dar. Zwei nach der Kommunalwahl verlorene Sitze im Rat, bedeuteten für die CDU den Verlust der Alleinherrschaft, die man seit dem Krieg innehatte.

Für Joachim Janßen, der erneut für den CDU-Fraktionsvorsitz kandidieren wird, ist ein Grund für das schlechtere Abschneiden: "Das Thema Pofalla hat uns sicherlich nicht geholfen. Doch die Entwicklung, dass die kleinen Parteien stärker werden, gibt es seit Jahren." Zudem sei die schwache Wahlbeteiligung auch für die Verluste verantwortlich, so Janßen, der erklärt: "Wenn man sieht, dass in dem Bezirk der Großen Straße nur 30 Prozent gewählt haben, macht das einen nachdenklich." Der CDU-Frontmann nimmt das Ergebnis äußerlich gelassen hin: "Davon geht das Abendland nicht unter." Doch sind die Zeiten vorbei, in denen die CDU problemlos alles durchwinken konnte, was auf der Tagesordnung stand. Auch Bürgermeister Günter Steins sieht in der extrem schwachen Wahlbeteiligung einen Grund für die CDU-Verluste: "Davon profitieren immer die kleineren Partein." 17 Stimmen, so Steins, würden den Christdemokraten für einen Sitz mehr fehlen, der zusammen mit der Bürgermeister-Stimme die absolute Mehrheit gesichert hätte. Die Beurteilung der Wahl vom Verwaltungschef fällt keineswegs überraschend aus: "Ich respektiere das Ergebnis. Jetzt ist eine Allianz des guten Willens erforderlich, um Kranenburg voranzubringen." Steins zollt der SPD Respekt, die einen engagierten Wahlkampf geführt habe: "Die Besuche an der Haustüre haben gefruchtet." Heißt im Umkehrschluss: Das hat die CDU offenbar versäumt. Und weil Steins es als versierter Taktiker versteht, auch aus kleineren Betriebsunfällen noch etwas Positives herauszuholen, sagt er: "Ich kenne die großen CDU-Fraktionen aus den Jahren zwischen 2004 und 2009, da war man sich auch nicht immer einig."

Die Zeiten, in denen es ausreichte, alleine oben auf dem Wahlzettel zu stehen, um in den Rat einzuziehen, sind vorbei. Die zwei SPD-Strategen Manfred Maas und Jürgen Franken gewannen ihre Wahlbezirke direkt. Mit seinem Sieg sorgte Franken dafür, dass seine Tochter Isabel über die Liste aus dem Rat herausrutschte. Franken wird durch seinen Erfolg im Kranenburger Rat bleiben, trotz seines Platzes im Kreistag. "Ich bin doch kein Pofalla, der sich erst wählen lässt und dann vom Acker macht", sagt Franken. Als schlechten Stil bezeichnet er die Bemerkungen des Christdemokarten Janßen über den SPD-Wahlkampf. Der hatte diesen als "Fahrradfahren mit Wimpeln" bezeichnet. "Wir haben mit Inhalten gepunktet und sonst nichts. Ich reduziere das CDU-Engagement auch nicht auf eine ,Fahrt mit einem Kasperlewagen durch die Gemeinde'", sagt der SPD-Chef.

Franken geht davon aus, dass es keine Koalitionsabsprachen gibt: "Es sollten immer offene Gespräche zwischen allen Parteien geführt werden." Derzeit sind die Vorstellungen des Landratskandidaten Franken durchaus realistisch, denn die FDP wollte sich gestern bei diesem Thema nicht festlegen. "Wir müssen erst intern klären, wie wir vorgehen", sagt FDP-Chef Theo Elbers. Einziges Kriterium für die Entscheidungen von Elbers ist: Es muss das Beste für die Gemeinde sein. Die Hoffnung der CDU bei Abstimmungen im Ratsaal dezent nach rechts zu gucken, um zu sehen, ob die Hände der FDP bei Abstimmungen wie gewünscht nach oben schnellen, ist somit zunächst begraben.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort