Kleverland Sensation in Kalkar: Forum schlägt CDU

Kleverland · Kommunalwahl 2014: "Hattrick" für Bürgermeister Peter Driessen in Bedburg-Hau mit 84 Prozent der Stimmen. Erdrutschartige Niederlage für die CDU in der Nicolaistadt. Auch Dr. Günther Bergmann verliert sein Ratsmandat.

Die Wahlparty in Bedburg-Hau
11 Bilder

Die Wahlparty in Bedburg-Hau

11 Bilder

Favoritensieg im einzigen Duell um einen Bürgermeister-Posten bei der Kommunalwahl 2014 im Kleverland: Zum dritten (und letzten) Mal gewann der parteilose Amtsinhaber Peter Driessen das Rennen mit 84,01 Prozent der Stimmen gegen seinen CDU-Herausforderer Hans-Jürgen Wellmanns. Im Gespräch mit der RP jubelte Driessen, der erst gestern Abend von einem Kurzausflug in die Gemeinde und in "sein" Rathaus heimgekehrt war, über seinen "Hattrick": "Ich bin total glücklich. Mit einem so hohen Ergebnis habe ich nicht gerechnet. Schade finde ich das Resultat für meinen Gegenkandidaten, der viel gearbeitet hat. Die CDU wird in Bedburg-Hau einige Fragen zu beantworten haben." Ähnliches wird auch sein Herausforderer gedacht haben, als er gestern Abend im Gespräch mit der RP Driessen zum Sieg gratulierte: "Ich hatte mir schon ein paar Prozentpunkte mehr erhofft", sagte Hans-Jürgen Wellmanns, freute sich hingegen "aber riesig, dass ich mein Ratsmandat gewonnen habe". Auch über die gute Wahlbeteiligung in der Gemeinde Bedburg-Hau sei er trotz seiner Niederlage erfreut.

So vorhersehbar der Favoritensieg von Driessen war, so unvorhersehbar war der "Erdrutsch" von Kalkar: Das Forum ist mit 33,72 Prozent der große Gewinner der Ratswahl. Ein Debakel das Ergebnis der CDU: Mit 31,62 Prozent holten sich die Christdemokraten eine schallende Ohrfeige ab. 22,32 Prozentpunkte verlor die CDU im Vergleich zur Ratswahl 2009. Insbesondere für Günther Bergmann ist das Ergebnis eine herbe Niederlage. Er muss sein Direktmandat abgeben, erhielt nur 118 Stimmen (35,33 Prozent). Lutz Kühnen vom Forum kam hingegen auf drei Stimmen mehr (121 Stimmen, 36,23 Prozent). Die SPD landete bei 16,55 Prozent (- 1,88 Prozent). Die Grünen mussten leichte Einbußen (- 1,56 Prozent) hinnehmen und kamen auf 7,71 Prozent. Die FDP ist mit 3,67 Prozent (- 4,88 Prozent) weit abgeschlagen. Auch die Freien Bürger Kalkars (FBK) erlitten Stimmverluste (- 3,07 Prozent), konnten sich mit 6,74 Prozent noch relativ stabil halten. Fazit: Alle Parteien haben Stimmen verloren - der strahlende Gewinner der Kommunalwahl 2014 in Kalkar ist das Forum.

Um kurz nach 19 Uhr, als die Stimmen des ersten Wahlbezirks ausgezählt waren, ging ein Raunen durch den Kalkarer Ratssaal. Das Forum holte in Neulouisendorf/Kehrum 28,76 der Stimmen. Da lag es zwar noch hinter der CDU (33,99 Prozent), aber dennoch deutete sich bereits an, dass es im Kalkarer Rat große Umwälzungen geben wird. Und so ging es Schlag auf Schlag weiter. Großer Jubel brandete jedes Mal, wenn ein neuer Bezirk ausgezählt war, bei den zahlreich im Ratssaal vertretenen Forum-Anhängern auf. Versteinerte Minen hingegen bei der CDU und auch bei der SPD.

David van Aken schaffte für das Forum in seinem Wahlbezirk Altkalkar IV mit 59,26 Prozent einen Kantersieg. Dort mussten die Christdemokraten einen Verlust von 41,94 Prozent (!) hinnehmen. Van Aken konnte sein Glück kaum fassen, als er die Glückwünsche seiner Parteifreunde annahm. "Ich freue mich riesig", lautete sein spontaner Kommentar zum haushohen Sieg. "Der erste Schritt ist gemacht. Jetzt werden wir das Ergebnis erstmal sacken lassen. Dann müssen wir das Ganze mal mit Leben füllen", ergänzte van Aken, als er sich wieder etwas gefasst hatte.

Jürgen Wenten, Fraktionsvorsitzender der FBK, beglückwünschte das Forum. "Es wäre allerdings schöner gewesen, wenn die beiden bürgerlichen Lager ein ausgeglichenes Ergebnis eingefahren hätten", sagte Wenten. Grünen-Chef Willibald Kunisch sprach nach der Wahl von "erdrutschartigen Umwälzungen". SPD-Fraktionschef Jochem Reinkens kommentierte das Wahlergebnis sarkastisch: "Der Elferrat ist gewählt." Er hatte im Vorfeld der Wahl dem Forum ein Ergebnis von etwa 20 Prozent zugetraut - "aber nicht mehr", so Reinkens. Der große Verlierer - Günther Bergmann - war gestern Abend geschockt. Er ging gestern davon aus, dass er dem Kalkarer Stadtrat nicht mehr angehören wird. "Das ist ein Desaster für die CDU. Eine Katastrophe. Für mich persönlich ist mein Abschneiden sehr schmerzlich. Das tut mir weh. Für die CDU ist jetzt Zeit für einen Neuanfang", sagte Bergmann.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort