Niederrhein NRW-Schulministerin wirbt für mehr Toleranz

Niederrhein · Beim Diözesantag der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung plädierte Sylvia Löhrmann für die Inklusion.

 Schon Sylvia Löhrmanns Vater war Mitglied der KAB gewesen. Die Ministerin (Mitte) sprach beim Diözesantag.

Schon Sylvia Löhrmanns Vater war Mitglied der KAB gewesen. Die Ministerin (Mitte) sprach beim Diözesantag.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Sylvia Löhrmann, Ministerin für Schule und Weiterbildung in NRW, überraschte die 250 Delegierten und Gäste beim Diözesantag der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) im Gocher Kastell mit der Feststellung, ihr Vater sei auch Mitglied der KAB gewesen. Kein Wunder also, dass ihr nach ihrer Festrede ein Aufnahmeformular überreicht wurde.

Die Ministerin griff ein Wort aus dem Leitantrag des Diözesantages auf: "Wer Demokratie will, muss immer wieder die Frage beantworten, was ihm wertvoll für unsere Gesellschaft ist." Es könne und dürfe keine Rolle spielen, ob jemand aus einem Akademikerhaushalt oder aus einer Arbeiterfamilie komme, ob einer in Deutschland geboren wurde, vor Krieg und Vertreibung aus Syrien geflohen sei oder eine Behinderung habe oder nicht. "Genau diese Toleranz und Wertschätzung füreinander ist die Leitschnur für das politische Handeln unserer Regierungen und sollte Leitschnur für das persönliche Handeln aller Menschen in unserem Land sein", sagte Löhrmann. Als Beispiel nannte sie die Inklusion. Dabei gehe es um eine Haltung, Menschen mit Behinderungen in allen Bereichen teilhaben zu lassen. Auch Kinder seien zu fördern, "denn sie sind die Zukunft unserer Gesellschaft". Nach dem Schock der Pisa-Studie habe man nach zehn Jahren Fortschritte erzielt. Die Risikogruppe junger Leute, die nach der Schulausbildung nicht fit genug seien, eine erfolgreiche Ausbildung zu machen, sei von 23 auf 18 Prozent gesunken. Beifall bekam die Ministerin für die Feststellung, dass sich in Deutschland der Bildungsaufstieg der Kinder aus reicherer Herkunft viel zu stark von Kindern aus ärmeren Verhältnissen unterscheide: "Das können wir uns als Bildungsnation einfach nicht leisten."

Auch das Alter dürfe kein Grund zum Ausschluss aus der Gesellschaft sein. Die Rednerin wies auf 7,5 Millionen Analphabeten in Deutschland hin: "Wir müssen es schaffen, auch diesen Menschen zu helfen." Löhrmann lobte das ehrenamtliche Engagement und dankte für den Einsatz im sozialen Bereich sowie im Bereich von Sport, Kultur und Umwelt. Zum Thema Flüchtlingshilfe betonte sie: "Der Umgang mit Menschen, die vor Armut und grausamen Kriegen zu uns flüchten, ist ein Skandal und Europas nicht würdig." Ferner sei die Bewahrung der Schöpfung kein Selbstzweck. Spekulationen mit Nahrungsmitteln lösten Hunger aus: "Wir haben eine globale Verantwortung", so die Ministerin.

Der Leitantrag "Die Zukunft der Gesellschaft sichern", wurde einstimmig von den KAB-Delegierten in Goch verabschiedet. Auch die "Gocher Impulse" mit dem Untertitel "Sinnvoll leben - auf dem Weg in die Tätigkeitsgesellschaft" fand die Zustimmung der Teilnehmer. Die Anträge an den 19. Diözesantag der KAB im Bistum Münster wurden mit einigen Änderungen von der Mehrheit der Delegierten jeweils angenommen.

(RP)
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