Unfallprävention Rückwärts zum Müll ist jetzt Ausnahme

Kleve · Neue Vorgabe nach schweren Unfällen: Die Klever Umweltbetriebe dürfen mit ihren Lkw nur noch in bestimmten Fällen rückwärts fahren. Der Betrieb legt auf Sicherheit wert und hat für „kritische“ Straßen Lösungen gefunden.

 Die 21 Mitarbeiter der Umweltbetriebe, die mit ihren Lastwagen ausrücken, entsorgen jährlich allein 9000 Tonnen Restmüll. Beim Rückwärtsfahren müssen sie besondere Vorsicht walten lassen.

Die 21 Mitarbeiter der Umweltbetriebe, die mit ihren Lastwagen ausrücken, entsorgen jährlich allein 9000 Tonnen Restmüll. Beim Rückwärtsfahren müssen sie besondere Vorsicht walten lassen.

Foto: dpa

Wenn die Müllabfuhr kommt, hilft vielerorts nur noch eines: Rangieren. Immer wieder kommt es dabei bundesweit zu schweren Unfällen, zuletzt Mitte des Monats im Saarland, wo ein neunjähriger Junge unter die Räder eines Müll-Lasters gekommen war und starb. Das tragische Unglück wirft auch hierzulande Fragen auf: Wie steht es um die Sicherheit, wenn Fahrer ihre Müllfahrzeuge beispielsweise rückwärts in enge Gassen manövrieren? Immerhin brauchen die schweren Müllfahrzeuge viel Platz – und müssen sich an einigen Stellen auch in Kleve durch Engstellen kämpfen.

Die Stadt Kleve ist eine von wenigen Kommunen, die sich mit einem Eigenbetrieb um die Entsorgung von Rest-, Bio- und Papierabfällen kümmert. Dort wird das Thema Sicherheit großgeschrieben, wie Karsten Koppetsch versichert. Er steht den Umweltbetrieben der Stadt Kleve vor und weist auf eine Empfehlung der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung hin, die vorsieht, dass Müllwagen nur vorwärts fahren sollten – mit nur wenigen Ausnahmen. „Wir nehmen diese Empfehlung sehr ernst“, sagt Koppetsch. Die Umweltbetriebe verstünden sie als wichtige Regel, schließlich drohten bei Missachtung – gar mit Unfallfolge – Konsequenzen.

Tatsächlich stellte der Grundsatz des Vorwärtsfahrens die Klever Entsorger vor Herausforderungen: Die Betriebe prüften 61 fürs Rückwärtsfahren „kritische“ Straßen im Stadtgebiet darauf, ob herkömmliche Müllwagen sie so durchfahren können, dass die Kriterien der Unfallversicherung – darunter Mindestbreiten – eingehalten werden. Das Ergebnis: Nicht überall dürfen die neun normal-großen Müllwagen der Umweltbetriebe rückwärts durch. „Wir haben die Bürger einzelner Straßen gebeten, ihre Mülltonnen an einem zentralen Punkt abzustellen, der für die Müllabfuhr ohne Probleme erreichbar ist. Fast überall ist das auf Verständnis der Anwohner gestoßen“, berichtet Koppetsch.

Um Anwohnern entgegenzukommen, denen es etwa aufgrund ihres Alters nicht mehr zuzumuten ist, große Tonnen weiter weg abzustellen, setzen die Umweltbetriebe jetzt zusätzlich einen Mini-Müllwagen ein, der ursprünglich nicht für diesen Zweck vorgesehen war. „Für uns ist das ein Mehraufwand. Wir müssen bestimmte Straßen mit dem kleinen Müllwagen noch einmal extra anfahren“, sagt Karsten Koppetsch. Mehrkosten, die über die Gebühren auf alle Bürger umgelegt werden, entstünden dadurch jedoch nicht.

Kreative Lösungen waren auch an anderen Stellen gefragt: etwa an der Spyckstraße. Dort wurde eine bewegliche Schranke aufgestellt, die die Fahrer der Müllabfuhr-Lkw öffnen können, um sich eine Durchfahrtsmöglichkeit zur Straße Landwehr zu schaffen. „Das hat den Vorteil, dass der Müllwagen auf der engen Straße nicht wenden und nicht rückwärts fahren muss“, sagt Koppetsch, der um die Vorbildfunktion des öffentlichen Dienstes weiß: „Uns ist viel daran gelegen, missliche Situationen zu vermeiden.“

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