Bienenstöcke auf dem Dach 30.000 neue Mitarbeiter für Berufskolleg

Kleve · Mit zwei Bienenstöcken auf dem Dach der großen Kreisschule in Kleve bekommen die Schüler jetzt nicht nur Bio-Unterricht zum Anfassen. Im Frühjahr soll Honig „geerntet“ werden.

 Lehrer Jörg Manske zeigt den Schülern einen der beiden Bienenkästen. Durch die Glaswand lassen sich die Tiere bei der Arbeit gut beobachten.

Lehrer Jörg Manske zeigt den Schülern einen der beiden Bienenkästen. Durch die Glaswand lassen sich die Tiere bei der Arbeit gut beobachten.

Foto: Berufskolleg/Türkeri

Die neuen Mitarbeiter sind kräftig bei der Sache: Ein wildes Herumwieseln, scheinbar ungeordnetes Chaos, das in sich aber doch klar koordiniert ist, offenbart sich hinter der Glasscheibe. Davor kniet Lehrer Jörg Manske und erkärt der versammelten Schülerschaft des Schülerforschungszentrums das neue  Bienenvolk, das hinter Glas arbeitet. Manske kennt sich aus, er arbeitet seit längerem als Hobby-Imker mit Bienen. Ab jetzt beobachten Schüler des Schülerforschungszentrums des Berufskollegs Kleve genau, wie sich die Tiere nun entwickeln. Und haben ihre 30.000 neuen Mitarbeiter stets im Blick.

„Im Frühsommer hat das Berufskolleg zwei Bienenvölker gekauft und in zwei Holzkisten auf dem Schuldach untergebracht. Inzwischen leben rund 30.000 Bienen hier – ein Zeichen dafür, dass sie sich am Berufskolleg wohlfühlen“, sagt Natascha Verbücheln. Die Bio-Lehrerin gehört neben Manske und ihrer Kollegin Hacer Türkeri vom Biotechnik-Kurs zum neuen „Bienen-Team“ des Berufskollegs Kleve (BKK). Das BKK beteilige sich damit am Umweltschutz und integriere lebendige Forschung in den Unterricht, sagen die drei.

Da oben auf dem Dach wird nämlich angewandte Naturwissenschaft zum Anfassen betrieben. Die Schüler des BKK, momentan ist es die gymnasiale Oberstufe, lernen dort nicht nur viel über das Leben der Bienenvölker. Bei der Beobachtung des nur scheinbaren Durcheinanders im Bienenstock hinter der Glasscheibe analysieren sie und werten später mehr als nur den Honig aus. „Im Biologietechnik-Kurs haben Schüler des Beruflichen Gymnasiums für Ernährung zum Beispiel Pollen aus zwei Honigproben gewonnen. Sie wollen die Pollenkörner unter dem Mikroskop mit Zählkammern zählen und bestimmen, um zu schauen, ob die Proben Unterschiede aufweisen“, sagt Verbücheln. Und Manske fügt an: „Hier haben sie ein ganz konkretes Forschungsprojekt. Sie erleben, wie wichtig Bienen sind und was sie leisten können. Da wird man schon demütig.“ Neben Honig wird auch Propolis, eine harzartige Substanz, untersucht. Es wird von den Honigbienen produziert, die den Harz verschiedener Pflanzen mit anderen Bestandteilen wie Wachs, Pollen und Sekreten vermischen, um ihn als Baumaterial zu verwenden. Seit Jahrhunderten wird Propulis als Naturheilmittel verwendet, erklärt Verbücheln.

Ihren Honig sammeln die Bienen im nahen Sternbuschwald und verarbeiten das gesammelte dann zu klassischem Waldhonig. Der Honig soll das analysiert und ausgewertet werden, es soll eine Hygiene-Prüfung gemacht werden und dann wolle man den Honig vielleicht verkaufen, sagt Verbücheln. Doch das wird sich erst 2019 entscheiden. Denn Imker ernten Honig im Frühsommer. Schon jetzt sei in den Kisten süßer Honig, der durch die Bienen aber noch stärker entwässert werden müsse, sagt die Biolehrerin. Mit dem Verkauf würde dann auch der „Unterricht zum Anfassen“ erweitert, wenn zu den Natur- auch noch die Wirtschaftswissenschaften kommen, wenn es um Marketing und Verkauf geht. „Für die Vermarktung des Honigs müssten wir eine Schülerfirma gründen“, sagt Verbücheln. Außerdem stünden die Bienen nicht nur für die  gymnasiale Oberstufe bereit.

Angst vor Stichen haben die Schüler nicht. Man hat sich aneinander gewöhnt. Auch an die vielen Bauarbeiter, die derzeit am BKK unterwegs sind, um die Schule ins nächste Jahrhundert zu führen. „Beschwerden haben wir noch keine“, freut sich die Bio-Lehrerin. Eher im Gegenteil.

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