Kleve Kinderschutz rund um die Uhr

Kleve · Um Verwahrlosung und Misshandlung von Kindern vorzubeugen, hat das Kevelaerer Jugendamt sein „Frühwarnsystem“ ausgeweitet. Seit Jahresbeginn gibt es zudem einen eigenen Bereitschaftsdienst.

Die Leiden von verwahrlosten und misshandelten Kindern in Deutschland sind zurzeit ein Dauerthema in den Medien. Die Stadt Kevelaer engagiert sich seit Beginn des Jahres stärker was die Vorbeugung in der Jugendarbeit betrifft.

So gibt es seit dem Jahreswechsel ein eigenes Bereitschaftstelefon des Jugendamtes. „Das bedeutet, nach Dienstschluss, am Wochenende und an Feiertagen ist immer ein Mitarbeiter per Handy erreichbar“, sagt Matthias Jansen, Leiter des Jugendamtes. „Er bewegt sich nicht vom Ort fort.“ Bislang gibt es in Kevelaer lediglich einen Bereitschaftsdienst des Ordnungsamtes. „Das bedeutete, wir konnten nicht ad hoc reagieren.“

Ein Netzwerk

Als zweite Maßnahme soll das „Frühwarnsystem“ ausgeweitet werden. „Das bedeutet eine noch stärkere Vernetzung mit Ärzten und Kindergärten“, erklärt Jansen. Auf diese Weise soll die Behörde rechtzeitig informiert werden, wenn ein Kind zum Beispiel Spuren von Schlägen aufweist oder offenbar nicht richtig ernährt wird. Diese Vernetzung, verspricht Jansen, werde 2008 ein Schwerpunkt der Jugendarbeit sein.

Anlass für die Maßnahmen ist weniger die aktuelle Debatte als die Erfahrungen der vergangenen Jahre. „Uns erreichen mehr Anrufe als früher“, sagt Amtsleiter Jansen. Das Spektrum reiche vom Alarm, dass nebenan ein Kind geschlagen werde, bis zu Fragen ratloser Eltern, ob der Sprössling abends ausgehen dürfe oder nicht.

Noch hat es in Kevelaer keine spektakulären Fälle gegeben, keine getöteten oder verhungerten Kinder. „Ich hoffe, es wird nie dazu kommen“, sagt Karl-Heinz Kandolf, Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses. Der Wallfahrtsort sei aber keine Insel der Seligen. Misshandlung von Kindern komme auch hier vor.

Die neuesten Recherchen des Landesjugendamtes legten nahe, dass die Probleme von den Vorstädten der Metropolen ins Umland wandern. „Es schwappt aus den Städten aufs Land über“, sagt Kandolf, „Und die Schwere der Fälle nimmt zu. Die Mitarbeiter des Jugendamtes dürfen deshalb von der Politik nicht allein gelassen werden.“

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort