Interview Mit Manfred Maas "Jahrelang nur Grundstücksmakler"

Kleve · Der neue SPD-Fraktionschef Manfred Maas freut sich auf die Ratsperiode, da die Alleingänge der CDU Geschichte sind.

Kranenburg Manfred Maas (64) gehört zu den erfahrenen Strategen in der Kommunalpolitik. Ein Mann, der trotz seiner jahrelangen Ratsarbeit für den diplomatischen Dienst völlig ungeeignet ist. Denn eines seiner Hauptmerkmale ist: Nur keiner Auseinandersetzung aus dem Weg gehen. Der 64-Jährige ist zum neuen Fraktionschef der Kranenburger SPD gewählt worden. Einige Arbeitsschwerpunkte der Sozialdemokraten stehen fest.

Was ist für Sie das entscheidende Ergebnis der Kommunalwahl?

Manfred Maas Dass die absolute Mehrheit der CDU gebrochen ist. Das ist förderlich für die Gemeinde, da die Christdemokraten jetzt mehr auf die anderen Parteien zugehen müssen. Aktuell ist dies auch der Fall. Man begegnet sich fair auf Augenhöhe und fängt keine Sandkastenspielchen wie etwa in Kleve an. Insgesamt wird die Ratsarbeit spannender.

Sie sind zum Fraktionschef der Kranenburger SPD gewählt worden und starten mit einem verjüngten Team in die Ratsperiode. Reicht die Kompetenz für die Arbeit?

Maas Die neuen Ratsmitglieder werden an ihre Aufgaben herangeführt. Dieser Weg ist der richtige. Gestandene Kommunalpolitiker werden ausscheiden. Man muss junge Kräfte rechtzeitig einbeziehen. Auch über unseren guten Internetauftritt sowie die Facebook-Seite versuchen wir neue Mitglieder zu gewinnen. Eines unserer Ziele ist auch, die schwache Frauenquote im Rat zu steigern.

Sind generelle Änderungen, was die Ratsarbeit betrifft, vorgesehen?

Maas Es wird überlegt, die Ausschüsse zu reduzieren, da die Tagesordnungen häufig sehr übersichtlich waren. Doch ist hier noch keine Entscheidung getroffen worden.

Welche Ziele wollen Sie möglichst zu Beginn der Ratsperiode umsetzen?

Maas Das Problem "Große Straße" muss endlich gelöst werden. Die Bürger und auch wir können dieses Thema nicht mehr hören. Es muss etwas getan werden, um die Aufenthaltsqualität zu steigern. Da sind sich Politik und Verwaltung einig. Nur gibt es unterschiedliche Ansätze wie dies umgesetzt werden soll. Während der Bürgermeister mehr in Richtung einer Einbahnstraße tendiert, favorisieren wir Poller. Die Durchfahrt muss unattraktiver gemacht werden.

Die SPD hat im Wahlkampf das Thema Wohnungsbau aufgegriffen. Was soll sich hier ändern?

Maas Wir werden uns dafür einsetzen, dass mehr bezahlbarer Wohnraum geschaffen wird. Es gibt nämlich auch Familien, die nicht sofort ein Haus bauen können. Und um diese jungen Menschen in Kranenburg zu halten, muss dieses Angebot ausgebaut werden. Denn wer einmal weg ist, der kommt so schnell nicht mehr wieder. Wenn er überhaupt zurückkehrt.

Wie beurteilen Sie die finanzielle Situation der Gemeinde. Wie sehen die Vorstellungen der SPD aus?

Maas Kranenburg ist schuldenfrei. Doch wird es Zeit, sich neue Einnahmequellen zu erschließen. Wir waren hier jahrelang nur Grundstücksmakler. Mit der einfachen Methode reichlich Bauland anzubieten, hat die Gemeinde gutes Geld verdient. Nur zeigt die aktuelle Situation, dass wir aufpassen müssen. Die angebotenen Grundstücke entwickeln sich teilweise zu Ladenhütern. Die Nachfrage tendiert aktuell Richtung Null.

Wie wollen Sie denn die finanzielle Situation verbessern?

Maas Wir sollten uns Gedanken über einen Wirtschaftsförderer machen. Und zwar nicht über einen, der einen Schreibtisch in der Verwaltung bekommt und dies nebenbei macht. Wir müssen aufgrund unserer Lage danach suchen, in welchen Bereichen wir für niederländische Unternehmen attraktiver werden können. Ansiedlungen von Firmen sind dringend notwendig. Sollten wir es nicht schaffen, auf der Einnahmesituation etwas zu ändern, bleibt uns nichts anderes übrig als die Steuern und Gebühren zu erhöhen.

Kann man nicht an anderen Stellen sparen?

Maas Das ist kaum möglich. Die einzigen freiwilligen Leistungen, die noch erbracht werden, sind für den Sport und die Jugendarbeit.

Wie sieht die Position der Sozialdemokraten im Hinblick auf das große Projekt "Windkraft im Reichswald" aus?

Maas Es besteht ein Konsens innerhalb der Politik, dass dieses Vorhaben umgesetzt werden soll. Doch wird es sicherlich nicht so schnell gehen, wie einige es gerne hätten. Worauf man keinen Einfluss hat, ist wie die Gesetzlage in einigen Jahren sein wird. Ob das Projekt dann so realisierbar ist wie es geplant war, kann man derzeit nicht beurteilen. Nur wenn man es nicht anstößt, wird nie etwas daraus.

(RP)
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