Kleve Historische Linde gefällt

Kleve · In Bedburg-Hau-Hasselt ist am Dienstag ein 365 Jahre alter Baum gefällt worden. Im Vorhinein hatte es Diskussionen um die Erhaltung der ehemals denkmalgeschützten Linde gegeben. Zahlreiche Schaulustige begleiteten die Fäll-Aktion.

 Dann war nur noch Kleinholz übrig: Als der Bagger die alte Linde packte, fiel diese regelrecht zusammen. In die übrig gebliebene Hohlschale soll nun ein Trieb gepflanzt werden.

Dann war nur noch Kleinholz übrig: Als der Bagger die alte Linde packte, fiel diese regelrecht zusammen. In die übrig gebliebene Hohlschale soll nun ein Trieb gepflanzt werden.

Foto: Gottfried Evers

Am Ende konnte es gar nicht schnell genug gehen: Der alten Linde, die in Bedburg Hau seit 365 Jahren das Dorfbild ziert, ging es schon eine halbe Stunde vor der geplanten Fällung an die Rinde. Erst mit Kettensägen, dann mit einem Bagger. Drumherum gaben ihr rund 30 Anwohner und Schaulustige die letzte Ehre, machten noch einmal Erinnerungsfotos oder nahmen ein Stück Holz zum Andenken mit.

Auch unter den Anwesenden wurde noch heiß diskutiert: Wäre der alte Baum noch zu retten gewesen? Eduard Großkämper, Sprecher des Kreises Kleve, sagt Nein. "Der Baum wurde seit Jahren mit großem Aufwand gepflegt. Die Schäden daran haben wir auch regelmäßig dokumentiert", erzählt er.

Aber irgendwann komme der Zeitpunkt, an dem ein Baum dann auch nicht mehr zu retten sei. Aus dem Grund sei am 15. Dezember die Aufhebung des Naturdenkmal-Status erfolgt. Seit diesem Zeitpunkt hätte die Gemeinde Bedburg-Hau den Baum fällen lassen können. Bis zum 1. März — denn ab dann gilt ein Schnittverbot aufgrund der Nistzeiten von Vögeln und Fledermäusen. Die Fällung am gestrigen Dienstag erfolgte also praktisch zum spät möglichsten Zeitpunkt.

Das kritisiert auch Karl-Heinz Burmeister, Sprecher vom Bund Umwelt und Naturschutz Deutschlands, kurz BUND. "Ich habe von der Fällung aus der Zeitung erfahren. Es handelt sich hier doch nicht um einen normalen Baum, sondern um ein Naturdenkmal.

Wenn das beseitigt wird, sollte man die Naturschutzbunde schon mit einbeziehen", fordert Burmeister. "Es ist ein Trauerspiel. Diejenigen, die eigentlich als Schützer auftreten sollten, werden hier zum Zerstörer", sagt er. Burmeister glaubt, dass der Baum noch zu retten gewesen sei. "Ein hohler Baum kann durch seine Röhrenform durchaus sehr stabil sein."

Kritik, die Großkämper nicht nachvollziehen kann. "Wir haben durch eine zertifizierte Baumkontrolleurin ermitteln lassen, dass die Linde unheilbar zerstört ist. Die Zersetzung des Wurzel- und Holzmaterials ist einfach zu groß gewesen", erklärt Großkämper. Dass sich das Ende der Linde schon länger abgezeichnet hat, wissen auch die Anwohner des Ortes.

Bereits vor fünf Jahren haben sich die vier Nachbarschaften der Kreuzung An der Linde / Holzstraße für eine Neupflanzung entschieden. Von dem 365 Jahre alten Baum wurde ein Trieb genommen und eingepflanzt und großgezogen. Der heute zwei bis drei Meter hohe und zehn bis zwölf Zentimeter dicke Baum soll Anfang Mai in die Hohlschale der alten Linde eingepflanzt werden. So lebt zumindest ein Teil der Linde auch in Zukunft an alter Stelle weiter.

(lukra)
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