Kempen Immer dick Wurst drauf

Kempen · Da hätte Hubertus seinen Spaß gehabt: Bei tollem Herbstwetter knubbelte sich gestern auf seinem Markt in der Kempener Altstadt jede Menge Volk. Die Besucher freuten sich wieder über zahlreiche Weltneuheiten.

„Auch hier?“ Eigentlich eine blöde Frage, aber das fiel im Hubertustrubel überhaupt nicht auf, hatte man doch im selben Augenblick schon wieder drei andere Bekannte erspäht. Dicke Socken, kuschelige Decken – der Winter kann kommen. Das Angebot war wie immer reichhaltig und wimmelte einmal mehr vor Weltneuheiten – nicht zu toppen und erstmals präsentiert in Kempen. Wobei der junge Mann aus dem Großraum Peru, den es gestern wohl eher zufällig in die Thomasstadt verschlagen hatte, ob des seltsamen Treibens eher ratlos aus der Wäsche guckte.

Während eine Kleingruppe von Damen im besten Alter eifrig über Vor- und Nachteile des Fett-Magneten diskutiert, preist nur einige Meter entfernt ein junger Mann die Vorteile eines eher unscheinbar erscheinenden Geräts an: „Das schneidet alles!“ Um die Richtigkeit seiner durchaus kühnen Behauptung unter Beweis zu stellen, schnibbelt der Bursche alles, was ihm unter die Klinge kommt. Bis Anbruch der Dunkelheit erzeugt er auf diese Weise Salatzutaten, die eine mittlere Kleinstadt mindestens eine Woche lang mit allen notwendigen Vitaminen versorgen.

Die Damen, die den neuen Industriekleber anbieten, sitzen den ganzen Tag lang wie festgeleimt auf ihren kleinen Höckerchen. Offensichtlich eine neue Verkaufsstrategie. Im Selbstversuch probiert der Senfverkäufer die von ihm angebotenen Produkte, immer mit Brötchen und dick Wurst drauf. Erstaunlich, dass er trotzdem eher schmächtig daherkommt. Stichwort schmächtig: Die auf dem Hubertusmarkt an den Tag gelegten Ernährungsgewohnheiten zielen aufs exakte Gegenteil. Besonders der geradezu hemmungslose Konsum von Püfferkes müsste jede verantwortungsbewusste Ernährungsberaterin schier zum Wahnsinn treiben.

Nehmensemainnehand

„Nehmensemainnehand“, tönt der freundliche Messerverkäufer. Machen die Kundinnen gern, sie wollen schließlich nicht die Katze im Sack kaufen. Schräg gegenüber macht sich derweil Ratlosigkeit breit: Die älteren Damen, schon mit allerlei Tüten versehen, können mit dem Tokio-Hotel-Shirt nur wenig anfangen und fragen sich, wer das denn bloß anziehen soll.

Der Buttermarkt präsentiert sich erneut als Miedermeile. Wobei besonders ein Stand mit Übergrößen für gesteigertes Interesse beim neutralen Betrachter sorgt. Herausragend ein Modell in zeitloser Hautfarbe, das man im Notfall durchaus als Ein-Mann-Zelt einsetzen könnte. Anfang November sind natürlich auch jede Menge weihnachtliche Accessoires am Start. Glöckchen, Lametta und der übliche Kram. Und dann ist da noch dieser lebensgroße Nikolaus, der besonders aus polizeilicher Sicht zu empfehlen ist: Der Kerl verscheucht jeden Einbrecher. Garantiert!

Nebenbei

(RP)
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