Niederrheinisches Freilichtmuseum in Grefrath Mit Sichte und Mahdhaken bei der Ernte

Grefrath · Das Niederrheinische Freilichtmuseum in Grefrath hat Verstärkung erhalten. Peter Hormann ist der neue Fachmann für das große Feld der Landwirtschaft.

 Landwirt Peter Hormann beim Aufstellen einer Roggengarbe auf dem Gelände des Freilichtmuseums Dorenburg.

Landwirt Peter Hormann beim Aufstellen einer Roggengarbe auf dem Gelände des Freilichtmuseums Dorenburg.

Foto: Wolfgang Kaiser

Das gleichmäßige ratschende Geräusch lässt so manchen Besucher an der Ackerfläche hinter der Hofanlage Waldniel stehenbleiben. Verursacher des Geräusches ist Peter Hormann. Die Sichte in der rechten und den Mahdhaken in der linken Hand ist der 51-Jährige mit dem Mähen des Roggens beschäftigt. Wobei allein die Tatsache, dass das Getreide gut zwei Meter hoch ist, die Besucher staunen lässt und Fragen hervorruft. Hormann unterbricht seine Arbeit. „Wenn die Ähre schiebt, also aus dem Halm herauswächst, wird in der Landwirtschaft ein Wuchshemmer ausgebracht. Das sorgt für kürzere Halme und damit für mehr Stabilität der Pflanze. Ohne Wuchshemmer ist dies die normale Größe des Roggens“, erklärt Hormann.

Erläuterungen zu seinem Handwerkszeug folgen direkt, denn auch das ist den meisten Besucher völlig unbekannt. Die Sichte ist eine Art kürzere Sense und der Mahdhaken entspricht bei einem Mähdrescher der Haspel. Mit ihm wird das Getreide aufgestellt. Der Mann in der Drillichhose, die über dem gestreiften Hemd mit Hosenträgern gehalten wird – den „Hölpe“, wie es am Niederrhein heißt –, den schweren Arbeitsschuhen und der Gatsby-Schiebermütze auf dem Kopf zeigt im Roggenfeld langsam die einzelnen Arbeitsschritte und gibt die entsprechenden Erklärungen dazu.

Mit dem Mahdhaken stellt Hormann das Getreide auf, um danach mit kurzen kräftigen Schlägen mit der Sichte das Getreide zu schlagen. Vier Schritte geht es jeweils mit vier Schlägen nach vorne, dann geht es die gleiche Anzahl zurück. Unter die so entstandene und mit dem Haken gehaltene Garbe stellt Hormann seinen linken Fuß. Er zieht das Ganze aus dem Bestand heraus und legt es auf den Ackerboden. „Normalerweise käme jetzt der Einsatz der Binder. Auf jeden Schnitter kamen früher zwei Binder“, erklärt Hormann und berichtet von Schnitterkolonen, die früher über die Lande zogen und auf den Feldern das Getreide schnitten.

Wie das Binden mit Halmen funktioniert, zeigt der gelernte Landwirt und Landmaschinenmechaniker ebenso wie das Aufstellen der Hocken, wobei zwölf Garben eine Hocke ergeben. Was es mit todreifem Getreide auf sich hat, warum einst früher geerntet wurde als heute – der Wissensschatz von Hormann ist groß, und mit der Begeisterung, mit der er ausführlich und verständlich erklärt, zieht er die Besucher in den Bann.

Die Landwirtschaft hat mit ihm im Freilichtmuseum in Grefrath ein neues Gesicht bekommen. Seit dem vergangenen Monat gehört der Voescher zum Team des Freilichtmuseums. „Wir wollen die Landwirtschaft im Freilichtmuseum gerne intensivieren, und dafür brauchen wir eine entsprechende landwirtschaftliche Fachkraft. Uns selber fehlen Zeit und Know-how dafür. Der Arbeitsplatz in Form einer halben Stelle wurde geschaffen, und es ging an die Suche“, berichtet Kevin Gröwig, der stellvertretende Museumsleiter. Mit Hormann wurde genau der richtige Mann gefunden, zumal bereits ein Kontakt zum Museum bestand. Seit Jahren moderiert er das Traktortreffen, und er brachte sich auch schon ehrenamtlich auf den landwirtschaftlichen Flächen des Museums ein. Nun kann diese Arbeit um ein Vielfaches vertieft werden, und die Besucher haben die Gelegenheit, einem Fachmann über die Schulter zu schauen. Auf diesem Weg erfahren sie nicht nur, wie einst in der Landwirtschaft gearbeitet wurde, sondern erhalten einen ganz anderen Zugang zur Landwirtschaft und der Natur. Wobei Hormann gerade am Wochenende im Einsatz ist und sein Wissen gerne mit den Besuchern teilt. „Ich hatte schon sehr nette Erlebnisse im Museum. Vielen älteren Besuchern geht das Herz auf, wenn sie sehen, wie ich mit Gerätschaften arbeite, die sie selber noch von früher kennen. Eine ältere Dame meinte, ich würde sie an ihren Vater erinnern, wenn er zu ihrer Kindheit ins Feld ging. Das war richtig anrührend“, sagt Hormann.

 Als Landmaschinenmechaniker erledigt Peter Hormann auch die Reparatur der technischen Geräte.

Als Landmaschinenmechaniker erledigt Peter Hormann auch die Reparatur der technischen Geräte.

Foto: Wolfgang Kaiser

Vor dem Hintergrund, dass der Voescher nicht nur ein Landwirt, sondern auch ein Landmaschinenmechaniker ist, repariert er die historischen landwirtschaftlichen Gerätschaften des Museums ebenfalls, um sie dann wieder zu nutzen. In Zukunft soll unter anderem eine richtige Dreifelderwirtschaft anlaufen, bei der auch die Kaltblutpferde des Museums beteiligt sein sollen. Hormann macht indes mit der Getreideernte per Hand weiter. Das Roggenstroh hat schon einen Abnehmer. Die Imker wollen aus dem Stroh Bienenkörbe flechten. Diese alte Technik beherrschen nämlich noch einige von ihnen. Aber nicht nur ein Teil der Getreideernte ist an diesem Tag angesagt. Der Deutz wartet mit dem Mähbinder auf den Fachmann. Für das im September anstehende Dreschen im Museum muss noch Getreide auf weiteren Feldern geerntet werden. Und auch beim Einsetzen der Lunte in den Zylinderkopf und dem Ankurbeln des Traktors aus dem Jahr 1939 bleiben die Besucher interessiert stehen und kommen ins Gespräch.

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