Jüchen Kanal-Check: Unternehmer sind sauer

Jüchen · Der Anhänger ist so gut wie leer. Frank Venis hat die meisten der teuren Gerätschaften aus dem Gefährt herausgeholt. Eigentlich wollten er und seine Kollegen von der Kanal und Haustechnik GmbH in Jüchen in diesen Tagen zu den Kunden, die Kanäle auf ihre Dichtheit checken, ihre Aufträge abarbeiten.

 Däumchen-Drehen statt Dichtheitsprüfung: Frank Venis und sein Mitarbeiter Tobias Jansen haben Aufträge zum Kanal-Check verloren.

Däumchen-Drehen statt Dichtheitsprüfung: Frank Venis und sein Mitarbeiter Tobias Jansen haben Aufträge zum Kanal-Check verloren.

Foto: Hans-Peter Reichartz

Doch seit Jahresbeginn hagelte es nur noch Absagen. Niemand will derzeit die eigentlich gesetzliche vorgeschriebene Dichtheitsprüfung machen lassen. Denn es ist noch nicht einmal klar, ob die Pflicht dazu bestehen bleibt, seitdem die FDP im Land den Umweltminister Johannes Remmel zu einer Gesetzreform drängte. Daraufhin riet auch die Gemeinde Jüchen Hausbesitzer dazu, vorerst keine Dichtheitsprüfung machen zu lassen.

Und das spüren die Unternehmen massiv. "Wir hätten in diesem Jahr rund 100 Aufträge gehabt", sagt Venis. "Aber alle sind erst mal auf Eis gelegt. Es herrscht Stillstand." Dabei hatten sich die Unternehmen von der Dichtheitsprüfung ein Geschäft versprochen. Sechs Jüchener Betriebe tauchen auf der Liste des Landes als Sachkundige auf. Um aber überhaupt als Sachkundige das Prüfungs-Zertifikat ausstellen zu dürfen, mussten sie erstmal tief in die Tasche greifen.

Die Ausrüstung musste angeschafft und Fortbildungen bezahlt werden. Frank Venis und seine Kollegen haben rund 60 000 Euro investiert. Der Fachbetrieb Fockenrath und Manske gründete zum 1. Januar sogar mit der "F + M Kanaltechnik" ein eigenes Tochterunternehmen, um die Prüfaufträge nicht mehr weitergeben zu müssen. Die Investitionssumme war sogar sechsstellig.

Doch "F + M"-Geschäftsführer Marc Helpenstein und sein Kollege Tim Wehrmann müssen sich mit anderen Aufträgen über Wasser halten: Rohrbruch-Reparaturen, kleinere Tiefbau-Maßnahmen. "Die Dichtheitsprüfung war zentraler Baustein unserer Planung", sagt Helpenstein. Eigens ein Fahrzeug mit teuren Messgeräten sei angeschafft worden. Der einzige Dichtheits-Auftrag, der bisher eingegangen war, wurde Anfang Januar wieder storniert. "Jetzt hatten wir schon einige Tage, an denen wir gar nichts zu tun hatten", berichtet Helpenstein.

Und das bringt die Unternehmen in Bedrängnis. "Keiner weiß, wie es weitergeht. Die Verunsicherung ist unheimlich. Für uns ist das ein Riesenproblem", berichtet Frank Venis. "Schlimmstenfalls müssen wir sogar Arbeitsplätze abbauen." Marc Helpenstein hofft auf eine schnelle Entscheidung der Politik. "Das Gesetz gibt es schon seit Mitte der 90er Jahre. Ich verstehe nicht, dass man es dann jetzt auf einmal kippt."

(RP/rl)
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