Jüchen Streit um Sparkurs: Weniger Politiker oder weniger Beamte?

Jüchen · Ein Bericht der Gemeindeprüfungsanstalt NRW schlägt hohe Wellen in Jüchen. Einerseits empfiehlt die Behörde der Gemeinde, den Gemeinderat zu verkleinern, um Kosten zu sparen.

 Im Jüchener Rathaus arbeiten rund 100 der 200 Verwaltungsmitarbeiter. Dort fordert die FDP als erste Partei Stellenabbau.

Im Jüchener Rathaus arbeiten rund 100 der 200 Verwaltungsmitarbeiter. Dort fordert die FDP als erste Partei Stellenabbau.

Foto: M. Reuter

Und andererseits erklärt die Prüfungsanstalt nach Informationen unserer Zeitung, die Verwaltung der Gemeinde sei personell chronisch unterbesetzt. Das sehen Jüchens Politiker anders. Die FDP kam nach ihrer Haushaltsklausur zu dem Ergebnis, in der Verwaltung 2,5 Stellen streichen und damit 100 000 Euro im Jahr einsparen zu wollen. Den Gemeinderat wollen die Liberalen aber auf keinen Fall verkleinern.

Die CDU hat sich noch nicht zum Verwaltungspersonal erklärt, am Wochenende steht die Haushaltsklausur an. Der Fraktionsvorsitzende der Union, Norbert Esser, hielt im Gespräch mit unserer Zeitung eine Verkleinerung des Rates nicht für effektiv: "Die Einsparung wäre lächerlich. Es wäre sinnvoller, die Existenz der Gemeindeprüfungsanstalt zu überprüfen."

"Kein Spielraum"

Dass es im Rathaus noch Spielraum für personelle Verschiebungen gibt, das sieht der Verwaltungs-Chef Bürgermeister Harald Zillikens anders. "Ich kann mir nicht vorstellen, wie sich das realisieren lässt", sagt Zillikens. "Der Personalkörper ist schon sehr dünn. Und wir haben bereits viele Aufgaben an die Kreisverwaltung abgetreten."In der Verwaltung arbeiten derzeit rund 200 Beamte und Angestellte, etwa 100 davon im Rathaus, der Großteil in den Kindertagesstätten. In allen Bereichen des Rathauses sei das Arbeitsaufkommen bereits jetzt sehr groß, sagte Zillikens.

Etwa im Sozialbereich, der die Anträge für das Bildungs- und Teilhabepaket erledigt. Arbeit stapelt sich im Amt für Gemeinde-Entwicklung. "Die Mitarbeiter waren durch Großprojekte so belastet, dass andere verschoben werden mussten, etwa der Architekten-Wettbewerb zum Adenauer-Platz", sagte Zillikens.

Hier hofft der Bürgermeister auf eine neue Stelle, sobald Amtsleiterin Gerlind Krantz in den Ruhestand gegangen ist und Peter Hoffmann ihren Job übernommen hat. Personell verstärkt wurde bereits die Wirtschaftsförderung mit Olivia Weidemann aus Berlin, die neben Bürgermeister Zillikens und Jürgen Wolf agieren soll.

Jürgen Hansen, Personalrat der Gemeinde, wehrt sich gegen weitere Streichungspläne der Politik und verweist darauf, dass bereits rund zehn Stellen abgebaut wurden: "Es ist schon zu Engpässen gekommen." Wenn Mitarbeiter erkrankt seien oder zu Seminaren führen, gäbe es bereits Probleme, das Tagesgeschäft zu erledigen. So sei die Kasse im Rathaus zuletzt beispielsweise nicht besetzt gewesen. "Weniger Mitarbeiter würde die Bürgerfreundlichkeit arg gefährden. Ob man das wünscht?"

(RP/rl)
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