Ansichtssache Spannend - die Qual der Wahl beim Schul-Tausch

Hückeswagen · Turbulente Tage in der Schloss-Stadt: Der vom Rat beschlossene Schul-Tausch erregt die Gemüter und hat nun dazu geführt, dass eine Bürgerinitiative einen Antrag für ein Bürgerbegehren eingereicht hat. Aufgabe der Stadtverwaltung ist es nun, Fakten zu liefern, damit alle mit dem gleichen Zahlenmaterial arbeiten können. Das ist wichtige Voraussetzung, um zu einer fundierten Entscheidung kommen zu können. Die Tage werden nicht weniger turbulent.

Nachdem es bei der Ratssitzung noch so ausgesehen hatte, als ob die Eltern ihren Widerstand gegen den von der großen Mehrheit in der Politik favorisierten Schul-Tausch aufgegeben haben, regt sich nun doch Protest. Eine Bürgerinitiative mit dem sinnigen Titel "Vernunft macht Schule" kämpft nun stellvertretend für viele Eltern der Realschüler und der Löwengrundschüler für einen Neubau für die Grundschüler im Brunsbachtal und gegen den Schul-Tausch. Das ist ihr demokratisches Recht und völlig legitim.

Problem ist nur, dass derzeit von allen Seiten mit unterschiedlichen Zahlen jongliert wird. Es entsteht der Eindruck, als ob jeder von anderen Voraussetzungen ausgeht, fast jeder andere Zahlen für seine Einstellung zugrunde legt. Das ist nicht gut für diesen demokratischen Akt der Mitbestimmung, denn die Grundlagen müssen stimmen, um eine vernünftige Entscheidung treffen zu können. Hier tut Bürgermeister Dietmar Persian gut daran zu versichern, dass die Stadtverwaltung per Gesetz dazu verpflichtet ist, der Bürgerinitiative den formal-juristischen Weg zu ebnen und das ganze Thema mit den richtigen Zahlen zu unterfüttern. Nur wenn alle von den gleichen Voraussetzungen und Fakten ausgehen können, machen ein Bürgerbegehren und auch ein Bürgerentscheid Sinn.

Sowohl die Bürgerinitiative als auch die Befürworter eines Schul-Tausches werden jetzt für ihre Sicht der Dinge werben. Hückeswagen bekommt einen nächsten Wahlkampf. Die Bürgerinitiative ist optimistisch, dass sie in einem ersten Schritt zumindest die benötigten 1200 Unterstützungsunterschriften fürs Bürgerbegehren bekommt. Das wäre schon mal ein Ausrufezeichen - gerade auch für die große Mehrheit im Stadtrat, die für den Schul-Tausch stimmte. Alle Argumente sind nachvollziehbar.

Fest steht, dass Hückeswagen vor tiefgreifenden Umwälzungen in der Schullandschaft steht und die auch Auswirkungen auf alle Bürger haben - und eben nicht nur auf solche mit schulpflichtigen Kindern und Enkelkindern. Das müssen alle Hückeswagener begreifen: Die Kosten für Maßnahmen an den Schulen (oder für einen Neubau) sind immens. Das Thema wird verständlicherweise sehr emotional geführt, was auch völlig in Ordnung ist, wenn denn die Fakten stimmen. Der Prozess bleibt spannend und wird die Schloss-Stadt in den kommenden Monaten intensiv beschäftigen.

Spannung auch bei den Sozialdemokraten: Verzwickt ist die Situation für die Mitglieder an der Basis. Sollen sie für die große Koalition stimmen? Stimmen sie zu, werfen ihnen einige Wortbruch und Unglaubwürdigkeit vor. Stimmen sie nicht zu, entziehen sie sich der politischen Verantwortung. Ein Dilemma. Zurzeit ist das Stimmungsbild geteilt. Der Fraktionsvorsitzende appelliert an alle, den Blick nach vorne zu richten und sich der Verantwortung bewusst zu sein. Eine schwierige Gratwanderung und ein Spagat. Ob er gelingt?

Fest steht auf jeden Fall, dass der Hüttenzauber an diesem Wochenende wieder Hunderte Besucher in die Schloss-Stadt locken wird. Die heimelige Atmosphäre, die stimmungsvollen Buden - da steigt die Vorfreude aufs Fest, und man lässt sich gerne einstimmen auf die etwas ruhigeren Tage. So kann man wenigstens für ein paar Stunden den Trubel und den Stress hinter sich lassen. Entschleunigen beim Hüttenzauber!

(RP)
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