Hückeswagen Seit 25 Jahren rappelt's in der Kiste

Hückeswagen · Seit April 1993 stehen die Bedürfnisse der Mädchen und Jungen im Elterninitiativ-Kindergarten "Rappelkiste", Bachstraße, im Vordergrund. Er ist der einzige seiner Art in der Stadt und sucht immer wieder Eltern, die Spaß am Engagement haben.

 Die Gruppe mit den Erzieherinnen (v.l.) Lena Teders, Erika Frey und Beate Goller-Martin. Untergebracht ist die "Rappelkiste" in einer alten Villa.

Die Gruppe mit den Erzieherinnen (v.l.) Lena Teders, Erika Frey und Beate Goller-Martin. Untergebracht ist die "Rappelkiste" in einer alten Villa.

Foto: M. Abdelbari / St. Büllesbach

Die Erinnerungen sind noch nicht verblasst. "Als wir hier anfingen, gab es ein paar Matratzen und ein Ikea-Zelt", erzählt Beate Goller-Martin. Das eigentliche Spielzeug war zwar bestellt, jedoch noch nicht geliefert worden. "Wir hatten ein bisschen Panik, aber die Kinder machten ganz einfach das Beste daraus", berichtet sie. Beate Goller-Martin ist nicht nur Gründungsmitglied des Kindergartens "Rappelkiste" in der ehemaligen Tuchmachervilla an der Bachstraße, sondern auch von Anfang an als Erzieherin dabei - seit 18 Jahren ist sie die Leiterin.

"Es war eine aufregende Anfangszeit. Wir waren die erste Elterninitiative in der Umgebung und mussten uns alles selbst erarbeiten. Aber die Eltern haben mit unglaublichem Engagement und Herzblut einen tollen Ort für ihre Kinder geschaffen", blickt sie zurück. Sie brauchten diesen Ort dringend, denn zu Beginn der 90er-Jahre herrschte in der Schloss-Stadt ein Mangel an Kindergartenplätzen. Besorgte Eltern setzten sich zusammen und gründeten 1991 den gemeinnützigen Verein "Rappelkiste" - "mit dem Ziel, einen Kindergarten in freier Trägerschaft als Ergänzung zu den bestehenden Einrichtungen in Hückeswagen aufzubauen", berichtet Verena Gehle vom Vorstand des Elterninitiativ-Kindergartens.

Ein großer organisatorischer Aufwand folgte. So musste ein Betreuungsteam zusammengestellt, unzählige Behördengänge erledigt sowie ein Standort mit passendem Außengelände gefunden werden. "Die Wahl fiel auf das Erdgeschoss der charaktervollen Tuchmachervilla. Die stuckverzierten Räume wurden angemietet und kindergarten- und brandschutzgerecht umgebaut", blickt Verena Gehle zurück. Das Mobiliar lieferte ein Schreiner, der Garten wurde nach und nach in einen Spielplatz verwandelt. "Ich sehe die Eltern heute noch, wie sie unermüdlich im Hang gearbeitet haben", erinnert sich Beate Goller-Martin lächelnd. Jeder habe sich nach seinen Möglichkeiten eingebracht, schnell sei eine enge Gemeinschaft entstanden.

Im April 1993 legte die "Rappelkiste" mit zehn Kindern los. Kurze Zeit später war die Gruppe mit 25 Mädchen und Jungen bereits voll besetzt. Heute liegt die Kapazität bei 20 Kindern, denn seit 2011 werden auch Kinder ab zwei Jahren bis zur Einschulung betreut.

Nach wie vor stehen die Bedürfnisse der Kinder überall und immer im Vordergrund. "Ob vor 25 Jahren, heute oder in Zukunft: Wir wollen den Kindern eine liebevolle Beziehung, Werte und Strukturen vermitteln. Und vor allem sollen sie viel Zeit zum Spielen haben, ihre Fantasien entwickeln und in einem geschützten Raum ihre eigenen Erfahrungen machen dürfen", erläutert Beate Goller-Martin die Priorität des Betreuungsteams.

Durch den Vorstand aus Eltern und Ehemaligen, die Erzieherinnen sowie die Arbeitsgruppen, in denen die Eltern Bastelarbeiten, Gartenarbeit und Feste realisieren, wird die "Rappelkiste" weiterhin familiär und in freier Trägerschaft geführt. Seit zehn Jahren ist der Kindergarten in Kooperation mit dem Turnerbund Hückeswagen (TBH) zertifizierter Bewegungskindergarten, seit neun Jahren ein "Haus der kleinen Forscher", in dem fleißig experimentiert wird. Darüber hinaus gibt es eine "spielzeugfreie Zeit", wöchentliche Yoga- und Waldvormittage sowie eine 18 Meter lange Raketen-Rutsche hinter dem Haus.

Besondere Aufnahmekriterien hat die "Rappelkiste" nicht, außer, dass die Eltern Spaß am Engagement für einen attraktiven Kindergarten mitbringen sollten. Denn eine Elterninitiative lebt von der Mitarbeit. Beate Goller-Martin: "Wir freuen uns über alle Interessenten, führen die Eltern gerne herum, erklären unser Konzept und auch, dass der elterliche Arbeitsaufwand heutzutage insgesamt doch überschaubar ist."

(RP)
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