Nachtschicht Wachhalten mit Kaffee und Arbeit

Hückeswagen · Fejsal Bajrami und David Busch arbeiten bei der Firma Pflitsch in der Nachtschicht. Die Arbeit sei nicht anders als tagsüber – nachts zu arbeiten aber durchaus anstrengender für den Körper.

 Fajsal Bajrami (l.) und David Busch arbeiten gerne dann, wenn andere schlafen.

Fajsal Bajrami (l.) und David Busch arbeiten gerne dann, wenn andere schlafen.

Foto: Wolfgang Weitzdörfer

Wenn Fejsal Bajrami und David Busch manchmal aus dem Fenster ihres Arbeitsplatzes bei der Firma Pflitsch sehen, erkennen sie in der Dunkelheit nur den hell erleuchteten Kreisverkehr und die Straßenlaternen. Die Fenster der Häuser sind in der Regel dunkel, kaum ein Auto fährt vorbei. Die beiden arbeiten im Zwei-, beziehungsweise Dreischichtsystem – und damit auch nachts, wenn alle anderen schlafen.

Der 26-jährige Zerspanungsmechaniker Bajrami hat mit seinem Arbeitgeber vereinbart, nur Spät- und Nachtschichten zu arbeiten, sein 20-jähriger Kollege, Verfahrenstechniker von Beruf, arbeitet alle drei Schichten. Bajrami arbeitet am liebsten in der Nacht, Busch ist der Frühdienst lieber – die Gründe dafür ähneln sich: „Dann hat man wenigstens noch was vom Tag“, sagt Busch. Die Frühschicht kann sich Bajrami hingegen kaum noch vorstellen. „Man hat sich dran gewöhnt, der Körper ist umgestellt – ich könnte jetzt gar nicht mehr so früh aufstehen“, sagt der 26-Jährige.

Die Nachtarbeit ist anstrengend, darin sind sie sich einig. „Man muss in Bewegung bleiben, sich beschäftigt halten. Und Kaffeetrinken hilft auch“, sagt Bajrami. „Ich bin ja nun leider kein Kaffeetrinker, deswegen muss ich mich vor allem durch Arbeit wachhalten“, sagt Busch. Für den 20-Jährigen ist vor allem die Umstellung zwischen den verschiedenen Schichten fordernd. „Es wechselt ja im Wochenrhythmus, man braucht dann schon immer ein paar Tage, bis man in der neuen Schicht drin ist – und dann wechselt es schon wieder.“ Die Zeit zwischen drei und vier Uhr morgens, die landläufig auch als „Wolfsstunde“ bekannt ist, macht den beiden Pflitsch-Mitarbeitern am meisten zu schaffen. In dieser frühen Morgenstunde ist der Körper besonders müde. „Das ist ein echter toter Punkt für mich“, bestätigt Bajrami.

Die Arbeit in der Nachschicht unterscheidet sich kaum von der am Tag. „Wir sind nur weniger Kollegen. Bei uns ist es so, dass am Tag um die 13 bis 15 Kollegen arbeiten, nachts sind wir zu viert“, sagt Busch. Er arbeitet im Kunststoffbereich, stellt Kabelverschraubungen für die Industrie her; Bajrami, der seit einem Jahr bei der Firma Pflitsch arbeitet, in seiner Abteilung Messing-Verschraubungen.

Seit einem halben Jahr arbeitet Bajrami in zwei Schichten. Wenn er nach Hause kommt, geht es erst einmal ins Bett, Feierabend hat er um 6.15 Uhr. Wenn die meisten anderen Menschen aufstehen oder zur Arbeit fahren, fährt er in seine Wohnung nach Remscheid. Die Fahrt nach Hause gehe zwar meist recht schnell, weil noch nicht viel los sei. „Aber es ist schon anstrengend, dann noch wach zu bleiben“, sagt Bajrami. Meist schläft er dann bis 13 Uhr, damit er noch etwas vom restlichen Tag hat. „Je nachdem, wie viel Kaffee ich in der Nachtschicht getrunken habe, ist es manchmal schwer, einzuschlafen“, sagt der 26-Jährige. In der Nachtschicht zu arbeiten, kann er sich durchaus noch für einige Jahre vorstellen. „Aber es geht schon an die Substanz. Und irgendwann will ich ja auch eine Familie haben, für die ich da sein will. Dann ist die Nachtschicht nicht so förderlich.“

Busch schätzt an der Nachtschicht, dass weniger Trubel um ihn herum ist. „Man kann seine Arbeit machen und wird nicht durch andere Arbeiten oder Anfragen abgelenkt. Aber das Wachbleiben ist dadurch eben auch schwieriger.“ Gerade dann, wenn man seine Pause gehabt habe. Auch, dass das restliche Firmengelände nachts praktisch ausgestorben ist, sei gewöhnungsbedürftig gewesen. „Ich bin ja jetzt zum Glück kein Raucher, weshalb ich nachts nicht auf den Hof gehe. Aber trotzdem war die erste Nacht schon irgendwie seltsam“, erinnert sich Bajrami. Busch ergänzt: „Es ist komisch, wenn man aus dem Fenster blickt – und da draußen tut sich absolut nichts, nur ganz selten fährt mal ein Auto vorbei.“

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