Fachkräftemangel Mit Pinsel und Lackierpistole – Fahrzeuglackierer müssen präzise arbeiten

Hückeswagen · Wer Autokarosserien lackiert, benötigt dafür ein gutes Händchen. Viele Fachkräfte wechseln jedoch lieber in die Industrie. Dabei ist die Arbeit im Handwerksbetrieb meistens abwechslungsreicher.

 Karsten Jerlitschka überprüft die neue Lackierung am Mercedes-Oldtimer.

Karsten Jerlitschka überprüft die neue Lackierung am Mercedes-Oldtimer.

Foto: Heike Karsten

Im Industriegebiet Kobeshofen hat Karsten Jerlitschka seit fast 20 Jahren seine Lackierwerkstatt. Hier werden die Karosserien von Fahrzeugen mit Farbe veredelt und Unfallschäden beseitigt. Gearbeitet wird gerade an einem schicken Mercedes-Oldtimer, der komplett neu lackiert wird. „Der Oldtimer kommt immer dann dran, wenn gerade etwas Luft ist“, sagt Karsten Jerlitschka. Parallel dazu wird an einem anderen Auto gerade ein neues Dach eingeschweißt. Denn auch das bietet der Lackierbetrieb an.

In dem familiär geführten Unternehmen sind die Aufgaben vielfältig und abwechslungsreich. Zum festen Mitarbeiterstamm zählt neben dem Chef noch ein langjähriger Mitarbeiter. In der Vergangenheit sei es oft vorgekommen, dass Mitarbeiter das Unternehmen nach nur wenigen Jahren wieder verlassen haben. „Die meisten wechseln in die Industrie oder werden abgeworben“, nennt Jerlitschka zwei Gründe. In der Industrie verdienen Lackierer durch den Schichtdienst mehr Geld, haben feste Arbeitszeiten und kaum Überstunden. „Dafür ist die Arbeit aber auch oft monoton“, fügt der 46-jährige gelernte Karosseriebauer hinzu.

In kleineren Handwerksbetrieben sind die Mitarbeiter noch mit Freude und Herzblut bei der Arbeit. Das persönliche und familiäre Arbeitsklima spielt dabei eine große Rolle. „Wir sitzen in der Pause meistens zusammen oder grillen auch mal“, sagt der Hückeswagener. Aber auch das sei heutzutage kein Anreiz mehr, mehrere Jahre am Stück in einem Betrieb zu bleiben.

Für gute Arbeitsvoraussetzungen hat der Betrieb aufgerüstet: Eine neue Ausbeulstation für Aluminium und Stahlblech wurde angeschafft sowie Geld in eine moderne Schweißtechnik investiert.

Seit zweieinhalb Jahren sucht das Unternehmen einen gelernten Fahrzeuglackierer als weiteren Mitarbeiter. Die Agentur für Arbeit in Bergisch Gladbach schicke zwar regelmäßig Interessenten vorbei, „die kommen hier aber nicht an“, berichtet Jerlitschka. Da der Betrieb nicht selber ausbildet, kommt auch kein Nachwuchs nach. Frisch ausgebildete Fachkräfte müssten dazu erst noch zu selbstständigem Arbeiten angeleitet werden. „Die jungen Leute sind oft motivationslos oder wollen keine Verantwortung übernehmen. In der Ausbildung bekommen sie gerade einmal beigebracht, einen Kotflügel für die Prüfung zu lackieren“, berichtet der Arbeitgeber von seinen Erfahrungen. Dabei sei selbstständiges und gewissenhaftes Arbeiten gerade in dieser Branche sehr wichtig. „Es ist kein leichter Job, denn man sieht jeden Fehler im Ergebnis“, betont Karsten Jerlitschka.

Der Werkstatt-Inhaber hofft nun, dass er bald einen neuen Mitarbeiter einstellen kann, der ins Team passt. Immerhin arbeite man auf relativ engem Raum zusammen, da sollte die Chemie stimmen. Bei der Agentur für Arbeit ist die offene Stelle registriert. Auf der Internetseite der Lackiererei gibt es ebenfalls eine große Anzeige. „Ich weiß nicht, wo ich sonst noch suchen soll“, fügt Karsten Jerlitschka entmutigt hinzu. Bewerbungen von Fachkräften sind beim Handwerksbetrieb Jerlitschka daher immer gerne gesehen.

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