Hückeswagen Ein Richter aus Leidenschaft

Hückeswagen · Seit 13 Jahren fällt Richter Armin Lührs Urteile am Amtsgericht in Wipperfürth, das auch für Hückeswagen zuständig ist. Nach über 40 Jahren Arbeit in der Justiz wird der Amtsgerichtsdirektor Ende Oktober in den Ruhestand verabschiedet.

Wipperfürth Die schwarze Robe und seine weiße Krawatte hat Amtsgerichtsdirektor Armin Lührs bereits ausgemustert. Die letzten Tage seiner Amtszeit verbringt der 65-jährige Gummersbacher am Schreibtisch und nicht im Sitzungssaal. Vor 13 Jahren hatte der Richter den Direktor-Posten am Amtsgericht in Wipperfürth übernommen. Seitdem leitete er zahllose Strafverfahren.

Nach dem Prozess abschalten

"Ich habe die Fähigkeit abzuschalten, wenn ich den Gerichtssaal verlasse", sagt er. Aber die Akten zur Vorbereitung lagen häufig auf dem heimischen Schreibtisch. Für seine Ehefrau und die beiden inzwischen erwachsenen Söhne gehörte das zum Familienalltag. Nur schwer wegblenden lassen sich nach Lührs Erfahrung Sexualstraftaten, zumal wenn Kinder als Zeugen befragt werden. Das lasse auch routinierte Richter nicht kalt.

Regelmäßig lädt Armin Lührs Schulklassen zu den öffentlichen Verhandlungen ein. "Hier kann vermittelt werden, dass zwischen den Gerichtssendungen im Fernsehen und der Wirklichkeit ein krasser Unterschied besteht", sagt Lührs.

Vor seiner Amtszeit in Wipperfürth war der gebürtige Hamburger 18 Jahre lang Jugendrichter in Gummersbach. Sein Studium absolvierte er in Hamburg und Köln. Nach dem zweiten Staatsexamen fungierte er von 1974 bis 1981 als Staatsanwalt in Köln. Das Berufsjubiläum zu 40 Jahren Tätigkeit in der Justiz feierte Armin Lührs im Februar.

In seiner langen Amtszeit konnte Lührs zumindest im ländlichen Bereich keine Zunahme der Kriminalität feststellen. Allerdings hätten die Straftaten an Härte und Brutalität zugenommen. Rund 90 Prozent der Angeklagten seien Einmal-Täter, der "harte Kern" komme immer wieder. "Ich kenne schon ganze Familien", berichtet Lührs.

Eine Verlängerung der Arbeitszeit über das 65. Lebensjahr hinaus ist für Richter nicht möglich. "Ansonsten hätte ich es mir zumindest überlegt", sagt der Jurist aus Leidenschaft. Für die bevorstehende Rentenzeit gibt es noch keine konkreten Pläne. Die bisherigen Hobbys möchte Lührs auf jeden Fall beibehalten. Dazu zählen kulturelle Veranstaltungen, das Musizieren im Pausaunenchor und sportliche Aktivitäten, um fit zu bleiben für die jährlichen Bergtouren in den Schweizer Alpen.

Seinen Nachfolger, der ab November die Stelle übernehmen wird, kann Armin Lührs noch nicht benennen. Die Wahl müsse erst noch vom Personalrat der Richterschaft bestätigt werden. Das Amtsgericht in Wipperfürth sei auf jeden Fall eines der schönsten im Bezirk Köln — "mit familiärem Charakter", ist sich der 65-Jährige sicher.

(heka)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort