Hilden Mädchen erobern Waldkaserne

Düsseldorf · 300 Schülerinnen strömten beim gestrigen Girls' Day nach Hilden. Mit einem Frauen-Anteil von 15 Prozent liegt das Feldjägerbataillon 252 über dem Durchschnitt. Bundesweit machen die weiblichen Zeitsoldaten zehn Prozent aus.

Die jüngste Besucherin beim gestrigen "Girls' Day" in der Waldkaserne war erst sechs: Melisande nutzte die Gelegenheit, mal wieder ihrem Papa bei der Arbeit zuzuschauen. Oberstleutnant Harald Wegener sah darüber hinaus noch 300 weitere, überwiegend interessierte Augenpaare auf sich gerichtet: Aus sechs Städten und allen Schulformen nutzten junge Mädchen die Gelegenheit, sich über ihre beruflichen Möglichkeiten in einer Männerdomäne zu informieren.

Seit 2001 ist Wehr für Frauen offen

Oberleutnant Kathrin Kudler gehört zur zweiten Generation von Frauen, die diese Chance nach der Bundeswehr-Öffnung für weibliche Zeit- und Berufssoldaten im Jahr 2001 ergriffen haben. Nach Abitur und einem freiwilligen sozialen Jahr hatte sich die damals 19-Jährige bei der Bundeswehr beworben, nachdem ihr ein befreundeter Soldat von den Karrieremöglichkeiten für Frauen erzählt hatte. "In meiner Familie gibt's zwar keine Bundeswehrangehörigen, aber meine Eltern respektierten meine Entscheidung", erzählt die rotwangige Münchenerin, deren blonder Zopf unter dem roten Barret akkurat geflochten ist. Der dreijährigen praktischen Ausbildung folgte ein dreieinhalbjähriges Studium der Wirtschafts- und Organisationswissenschaften, bevor sie sich für zwölf Jahre verpflichtete. Seit Juni letzten Jahres ist Kathrin Kudler in Hilden stationiert und befehligt als Einsatzoffizier eine Kompanie mit 120 Leuten — darunter acht Frauen. "Die Bundeswehr unterstützt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf", findet Frau Oberleutnant.

Der Vater einer "Girls' Day"-Besucherin ist sogar Berufssoldat. "Deshalb wollte ich gern zur Waldkaserne", erzählt Gymasiastin Regina. Ihre Mitschülerinnen Roxanne und Eva verfolgen ebenso interessiert die Darbietungen an verschiedenen Stationen — das Leben im Feldlager, Hundestaffel, Fuhrpark und Waffen, eine Demonstration der aktuellen Polizisten-Schulung in Afghanistan und die waffenlose Selbstverteidigung. "Die kann man ja auch privat anwenden", zieht Eva persönlichen Nutzen. Aber auch "die High-Tech-Waffen" haben es der 13-Jährigen angetan. Nicht ganz so früh wie die drei Siebtklässlerinnen aus Koblenz mussten die Neuntklässlerinnen der Realschule Vohwinkel aufstehen. Michelle wollte "nur mal gucken, wie's hier so ist, weil mein Cousin in der Waldkaserne stationiert war". Jessica denkt nach dem Besuch des nachgebauten Feldlagers darüber nach, wie es wohl den Truppen in Afghanistan geht. Was sie von dem Einsatz deutscher Soldaten im Kundus hält? "Da fehlt mir der Durchblick", bekennt die 15-Jährige. Und auch ihre Mitschülerinnen zucken mit den Schultern.

(RP)
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