Skurriler Hingucker in Grevenbroich Der Mann, der barfuß aus der Eistonne kommt

Was aus einer Laune entstand, ist inzwischen normal: Ernst-Walter Poser verzichtet auf Schuhe. Rund ums Jahr ist er barfuß unterwegs.

 Ernst-Walter Poser ist barfuß unterwegs. Und im Winter hackt er sich in seine Regentonne ein Loch, um dort im Eis zu baden.

Ernst-Walter Poser ist barfuß unterwegs. Und im Winter hackt er sich in seine Regentonne ein Loch, um dort im Eis zu baden.

Foto: Valeska von Dolega

Wo Ernst-Walter Poser langgeht, zieht er die Blicke auf sich. Denn der 65-jährige Juwelier geht unten ohne, er ist bekennender Barfußläufer. „Das begann vor sieben Jahren“, erzählt Poser. Damals hatte er ein Buch zu dem Thema gelesen, das ihn inspirierte, „das mal auszuprobieren“.Wie es ist, ohne Schuhe zu joggen, war sein erstes Experiment.

Im Sommer wurde er – gemäß seines Alters – Rentner. Da er aber selbstständig ist, gilt diese Pensionsgrenze nicht für ihn. „Aber irgendetwas sollte sich ändern.“ Steht er im Geschäft, ist er schuhlos. „Denn ich habe Freizeit, auch wenn ich arbeite.

„Viele Menschen sprechen mich an.“. Die Resonanz reicht von begeisterten Beglückwünschungen bis zu Kopfschütteln. „“Wie können Sie das bloß machen?“, werde ich oft gefragt.“ Die Antwort ist sehr leicht: Es geht sich ohne „Schuhwerk leichter und gesünder“ und die praktische Erklärung folgt: Wer sich rückwärts, seitwärts oder tanzend fortbewegt, setzt auf den Fußballen auf, eine „klare Entspannung, weil Entlastung“ für Muskeln, Sehnen und Nerven. Auch Kinder liefen in diesem Stil, „bis sie in Schuhe gezwängt werden“, lautet Posers Plädoyer für mehr Fußfreiheit. Schwärmerisch berichtet der Grevenbroicher von Wanderstrecken am Bend ebenso wie „wunderschönem Pflaster in Berlin, auch die Marmorböden in namhaften Kaufhäusern seien „ein Erlebnis“. Unter freiem Himmel sind grasbewachsene oder vermatschte Wege Wohltat, nur bei Schotterwegen ist höchste Aufmerksamkeit gefordert. Kein Problem für den Barfüßläufer, dessen „Blick ohnehin mehr auf den Boden gerichtet ist, als bei den meisten anderen Menschen“.

Er sagt: „Es ist ärgerlich, wie viel Glas und Scherben überall herumliegen.“ Angst vor derlei Fallen hat er nicht. Er guckt genau, wohin er seinen Schritt lenkt. „Und außerdem habe ich oft ein paar zusammenrollbarer Schuhe dabei“, beschreibt er eine Ultraleichtversion mit Gummistrippen, die Halt gibt. „Gäbe es mehr Barfüßläufer, sähen unsere Straßen und Wege anders aus.“ Eine seiner Lieblingsstrecken in der Schlossstadt erstreckt sich von der Adresse Schwarzer Weg bis Gustorf, „da kann man super gehen, ebenso wie in der Fußgängerzone“.

Der Thema „Fußpflege“ ist für Ernst-Walter Poser nicht größer oder schwieriger als für Schuhträger. „Fußpilz oder riechende Füße kommen ja überwiegend vom Schuhe tragen“, gegen Schmutz unter den Sohlen helfen Fußabtreter, Mikrofasertuch und Nagelbürsten, mit denen die Füße unter der Dusche kräftig geschrubbt werden. „Gesund und toll“ sei das, empfehlenswert für jedermann und ein kleiner Gesundheitsbeitrag. „Früher hatte ich manchmal Knieprobleme, jetzt nicht mehr“, sagt der quietschfidele Pensionär. Ein wenig „ungewöhnlich“ und „skurril findet er sich selbst aber doch. Das Barfußgelaufe ist nicht das einzige besondere Kennzeichen. „Ich liebe es, in Eisbächen zu schwimmen“, erzählt er.

In den neuen Bundesländern gibt es „viele Vereine, die sich in bunten Klamotten oder verrückten Kostümen zum Winterbaden treffen“, da macht Ernst-Walter Poser gerne mit. In seinem Hof hat er eine grüne Eistonne stehen. Die wird im November mit Wasser gefüllt. „Wenn es im Winter schön eisig ist, springe ich da vorm Duschen rein,“ berichtet er strahlend.

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