Grevenbroich Live-Übertragung aus dem Schleiereulen-Nest

Grevenbroich · Eigentlich sollten die fünf Schleiereulen ausgewildert werden. Doch sie kamen zurück und legten Eier ab. Jetzt werden sie beim Brüten gefilmt.

 Schleiereulen ziehen im Schneckenhaus ihren Nachwuchs auf. Mit einer Infrarotkamera werden die Tiere beobachtet.

Schleiereulen ziehen im Schneckenhaus ihren Nachwuchs auf. Mit einer Infrarotkamera werden die Tiere beobachtet.

Foto: Wolf/Schneckenhaus

Nachdem der lange und kalte Winter letztlich doch dem Frühjahr Platz machte, wollten die Mitarbeiter des Schneckenhauses fünf imposante Schleiereulen wieder zurück in die Freiheit entlassen. Die seltenen Vögel waren im Oktober als unterernährte, halbwüchsige Jungtiere in die Wildtierstation eingezogen. Dank der liebevollen Fürsorge der Naturschützer sind sie zu stattlichen Eulen herangewachsen. Doch hinaus in die Freiheit zieht es die Tiere offensichtlich nicht.

 Schleiereulen ziehen im Schneckenhaus ihren Nachwuchs auf. Mit einer Infrarotkamera werden die Tiere beobachtet.

Schleiereulen ziehen im Schneckenhaus ihren Nachwuchs auf. Mit einer Infrarotkamera werden die Tiere beobachtet.

Foto: Wolf/Schneckenhaus

"Wir haben verwundert festgestellt, dass die Vögel ihre Voliere zwar verließen, aber kurzfristig immer wieder einflogen", berichtet der städtische Umweltschutzbeauftragte Norbert Wolf. Das machte die Mitarbeiter des Schneckenhauses stutzig: "Bei einer Kontrolle haben wir auf einer Strohunterlage ein Gelege mit zunächst drei Eiern gefunden, das die Vögel natürlich nicht verlassen wollten. Mittlerweile brütet die Eule dort sogar auf vier Eiern, drei Jungtiere sind bereits geschlüpft", erzählt Wolf.

Alle zwei Tage pickt sich ein Eulenküken durch die Schale ans Tageslicht. "Deshalb sehen sie auch aus wie Orgelpfeifen, weil sie alle unterschiedlich groß sind", sagt Wolf. Dass die Schleiereulen ihre Eier in der Schneckenhaus-Voliere abgelegt haben, zeige, dass die Lebensbedingungen dort optimal seien. "Dort waren sie im Winter vor Kälte geschützt und bekamen Mäuse und Eintagsküken über ein Rohr gereicht, damit sie die Menschen nicht mit dem Futter in Verbindung bringen", erklärt Wolf.

Durch eine Infrarot-Überwachungskamera ist das Schneckenhaus-Team in der Lage, das Geschehen am Brutplatz intensiv — und störungsfrei für die Vögel — zu beobachten und zu dokumentieren. "Wir konnten einige erstaunliche Szenen sehen: Trotz des bereits vorhandenen und großen Geleges paaren sich die Schleiereulen mehrmals täglich. Das war uns nicht bewusst", meint der Umweltschutzbeauftragte. So kann es sein, dass die Schleiereulen bald erneut Eier in der Voliere ablegen, um damit die Bestandsverluste, die erfahrungsgemäß im Winter zu verzeichnen sind, auszugleichen.

Oft läuft die Kamera die ganze Nacht über — und auch am Tag wirft das Schneckenhaus-Team immer wieder einen Blick aufs "Eulen-TV". Wenn die Jungen in einer guten Woche alle geschlüpft sind, wird das Videomaterial gesichtet und auf die markantesten und interessantesten Szenen gekürzt. "Dann wollen wir es auf unserer Internetseite und auf Youtube präsentieren", sagt Wolf.

Sobald die Jungtiere flügge sind, will er auch die Klappe im Dach der Voliere öffnen, damit die Eulen selbst entscheiden können, ob sie in der freien Natur oder im Schneckenhaus bleiben wollen. Norbert Wolf zeigt sich aber zuversichtlich, dass es gelingen wird, die Vögel in die Freiheit zu entlassen: "Sofern sie nicht erneut Eier ablegen, werden sie sich dann in ihren natürlichen Lebensraum zurückziehen", sagt er.

Das seien Waldränder oder aber auch Stellen in der Nähe von Weiden. Dort sind Wühlmäuse, die bevorzugte Speise der Schleiereulen, eine leichte Beute. Norbert Wolf: "Wir können nur hoffen, dass sie kein vergiftetes Nagetier erwischen, denn die Landwirtschaft arbeitet flächendeckend mit Giftködern — und das Gift befindet sich auch außerhalb der Köderboxen. Das kann für unsere Eulen tödlich enden."

(vest)
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