Grevenbroich Dem Rathaus gehen die Beamten laufen

Grevenbroich · Die Stadt darf nicht mehr befördern – deshalb verlassen Mitarbeiter die Verwaltung. "Die Lage ist dramatisch", sagt die Bürgermeisterin.

 Bürgermeisterin Ursula Kwasny befürchtet, dass es zu Einschränkungen im Rathaus-Service kommen könnte. Das Personal wird knapp.

Bürgermeisterin Ursula Kwasny befürchtet, dass es zu Einschränkungen im Rathaus-Service kommen könnte. Das Personal wird knapp.

Foto: Archiv M. Reuter

Die Stadt darf nicht mehr befördern — deshalb verlassen Mitarbeiter die Verwaltung. "Die Lage ist dramatisch", sagt die Bürgermeisterin.

Elf junge Beamte haben in den vergangenen drei Monaten ihren Dienst im Rathaus gekündigt. "Das ist eine ungewöhnlich hohe Zahl", klagt Personalchef Claus Ropertz. Doch einen Vorwurf will der Dezernent seinen ehemaligen Kollegen nicht machen: "Sie haben mit den Füßen abgestimmt", sagt er. Weil die Stadt keine Beförderungen mehr aussprechen darf, haben sich die Mitarbeiter des gehobenen Dienstes bei anderen Verwaltungen beworben — um Karriere bei Bundes- oder Landesbehörden zu machen. Das Problem für Grevenbroich: "Diese Lücken müssen wir schließen, und das ist sehr schwierig", erklärt Ropertz.

Die Stadt muss sparen und steht unter der Beobachtung des Landrats. Der hat verordnet, dass der Rotstift auch im Personalbereich angesetzt werden muss. Einstellungen und Beförderungen sind zurzeit nicht möglich, auch die Übernahme von Auszubildenden muss mit dem Chef der kommunalen Finanzaufsicht abgesprochen werden.

"Das ist alles andere als eine gute Ausgangslage", meint Bürgermeisterin Ursula Kwasny: "Auf der einen Seite gehen uns die Leute laufen, auf der anderen fehlt der Nachschub, weil wir nicht mehr ausbilden dürfen." Die Verwaltungschefin ist sich sicher: "Die Lage spitzt sich derart zu, dass wir einzelne Bereiche nicht mehr in der gewohnten Form aufrecht erhalten können."

Schon seit langem klagt die Stadt über zu wenig Mitarbeiter. Mittlerweile sei die Personaldecke in der inneren Verwaltung an ihre Grenzen gestoßen. Mit 363 Beschäftigten ist das unterste Level erreicht worden", meint Claus Ropertz. Viele Beamte und Angestellte würden über zu hohe Belastungen klagen, einige hätten sich wegen "Burn out" abgemeldet. Hinzu kämen Ausfälle durch Mutterschaft oder Erkrankungen. Zurzeit versucht die Stadtverwaltung, intern Personal umzuschichten. "Das geht aber auch nur zum Teil gut", weiß Ropertz. Denn in vielen Abteilungen des Rathauses würden Spezialisten benötigt, nicht jeder sei überall einsetzbar.

"Wir haben nun den Punkt erreicht, an dem wir uns über Leistungsverzichte unterhalten müssen", sagt Ursula Kwasny. Oder anders: Es drohen Einschränkungen im Service — etwa im Bürgerbüro, der ersten Anlaufstelle der Verwaltung. "Ob wir dort noch die beliebten Samstags-Öffnungszeiten aufrecht erhalten können, ist derzeit fraglich", meint Kwasny. Auch beim Reinigungspersonal der Stadt könne es zu Einsparungen kommen, etwa indem Schulen nur noch an jedem zweiten Tag geputzt würden.

"In dieser problematischen Lage müssen wir unsere Leute motivieren, bei der Stange zu bleiben und trotz hoher Belastungen weiterhin freundlich gegenüber den Bürgern zu sein", erklärt die Bürgermeisterin. Was sie begrüßt: Der Landrat hat einen Mitarbeiter des Rhein-Kreises zur Unterstützung des städtischen Ausländeramtes ins Rathaus entsandt. "Ich hoffe, dass dieser Mann seinem Chef berichten wird, unter welchen Voraussetzungen wir in dieser Verwaltung arbeiten müssen", so Ursula Kwasny.

(NGZ/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort