Krankheiten bedrohen Bäume in Grevenbroich Stadtförster in Sorge um den heimischen Wald

Grevenbroich · Immer mehr Baumarten werden von Krankheiten dahingerafft. Die Stadtbetriebe pflanzen aktuell rund 11.000 neue Bäume nach.

 Mitarbeiter der Stadtbetriebe pflanzen neue Bäume im Stadtwald. Rund 11.000 Pflanzen werden in die Erde gebracht.

Mitarbeiter der Stadtbetriebe pflanzen neue Bäume im Stadtwald. Rund 11.000 Pflanzen werden in die Erde gebracht.

Foto: Dieter Staniek

Fast 11.000 Bäume stehen bereit, um im städtischen Forst neu gepflanzt zu werden. Mit den ersten Arbeiten haben die Mitarbeiter der Stadtbetriebe jetzt entlang der Kreisstraße 10 begonnen. Die Neupflanzungen sind aber so etwas wie ein Kampf gegen Windmühlen. Denn immer mehr heimische Bäume – auch junge – werden durch Krankheiten dahingerafft.

Jüngstes Beispiel sind die Ahorne, die auf dem Strategischen Bahndamm bei Neukirchen vom Rußrindenpilz befallen sind. „Letztlich werden etwa 290 der bis zu 40 Jahre alten Exemplare gefällt werden müssen“, sagt Stadtförster Frank Wadenpohl. Und damit meint er lediglich die Bäume, die auf dem Damm stehen – und nicht die Ahorne, die im Wald wachsen. „Das ganze Revier ist betroffen“, sagt der Forst-Experte. Der Gesamtschaden lasse sich noch nicht abschätzen.

Die Ahorne sind nicht das einzige Problem. Ulmen sterben großflächig ab, weil sie von Pilzen befallen sind, Rosskastanien werden von einem Bakterium dahingerafft, auch Mammut- und Lebensbäume leiden unter Pilzen. Und: „In zehn Jahren werden wir wohl keine einzige Esche mehr haben, weil auch dort die Rußrindenkrankheit massiv zugeschlagen hat“, berichtet Wadenpohl. Ebenso schlimm gehe es den Fichten, die während der lang anhaltenden Trockenheit außerordentlich stark vom Borkenkäfer heimgesucht wurden. „Im vergangenen Jahr hatten wir noch einen Bestand von fünf Hektar“, sagt der Stadtförster. „Davon ist heute nicht mal mehr ein Prozent vorhanden. Am Türling, in der Südstadt, am Welchenberg – alles kaputt.“

Die heimischen Böden zählen – neben denen in der Mark Brandenburg – zu den besten in ganz Deutschland. Schon seit Jahren konzentriert sich der städtische Forst-Experte darauf, diese Flächen standortgerecht von der Pappel- auf die Edellaubholz-Kultur umzustellen. „Das hat sehr gut funktioniert, bis uns der Orkan ,Ela’ schwer ins Kontor geschlagen hat“, sagt Wadenpohl. Mit Hilfe von Fördergeldern wurde zwar wieder aufgeforstet, doch dann kam der heiße Sommer 2018 mit seiner lang anhaltenden Trockenheit. „Schon im Juni war zu erkennen, dass das Jahr mit starken Schäden zu Ende gehen wird“, sagt der Stadtförster. Betroffen waren auch die neuen Kulturen, die nach „Ela“ gepflanzt wurden. „Am Türling wurden etwa 2000 neue Bäume gesetzt, von denen bis September bereits 1200  abgestorben waren“, sagt Frank Wadenpohl. Das gesamte Ausmaß der Schäden lasse sich vorausichtlich erst im  Frühjahr abschätzen.

Trotz und gerade wegen der mit dem Klimawandel zusammenhängenden misslichen Lage arbeitet der Forstbauhof unter der Parole: Aufgegeben wird nicht. „Das wäre fatal“, sagt Wadenpohl. „Wir versuchen nun, die Risiken weitflächig zu verteilen und die Bestände zu mischen.“ Dabei setzen die Experten auf Baumarten wie  Schwarz- und Wallnuss, Kirsche, Stiel- und Traubeneichen, Baumhasel und den Tulpenbaum. „Das ist ein Ausprobieren, mehr nicht“, meint Wadenpohl. Der Klimwandel, da ist er sich sicher, werde massive Auswirkungen auf das Bild des heimischen Waldes haben.

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