Mehr Zeit am Nachmittag Das Erasmus-Gymnasium führt die 67,5-Minuten-Stunde ein

Grevenbroich · Ab dem kommenden Schuljahr dauert die reguläre Schulstunde am Erasmus-Gymnasium 67,5 Minuten. Sie wird um siebeneinhalb Minuten verlängert. Das Kollegium und die Schulpflegschaft fassten in der Schulkonferenz den einstimmigen Beschluss.

Ab dem kommenden Sommer ticken die Uhren am Erasmus-Gymnasium anders. Denn ab dem Schuljahr 2019/20 umfasst die Stunde dann 67,5 Minuten. Damit wird die reguläre Schulstunde um siebeneinhalb Minuten erweitert. Einstimmig wurde diese Veränderung in der Schulkonferenz beschlossen.

„Die krumme Zahl macht Sinn“, erklärt Schulleiter Michael Collel. Um dem ständig wachsenden Leistungsdruck, vor allem aber der Rückkehr weg vom Turbo-Abi hin zum alten G9-Modell zu begegnen, wird an der Uhr gedreht. „Ein wichtiges Ergebnis: Schüler der Jahrgangsstufen fünf bis neun werden künftig um 13 Uhr Unterrichtsende haben“, rechnet der Schulleiter vor. Und macht eine weitere Rechnung auf: Drei Stunden zu je 45 Minuten sind gleich 135 Minuten Unterrichtszeit. Werden daraus zwei Päckchen zu je 67,5 Minuten Unterricht geschnürt, ergeben das ebenfalls 135 Minuten. Eine weitere Erklärung zur Methodik: Erstens hat die Schulstunde am Erasmus bereits seit 2011 volle 60 Minuten – und nicht mehr 45 Minuten –, zweitens rechnen Lehrer bei der Erstellung der sogenannten Stundentafel nie in „Stunden“, sondern der Einheit „Minuten“.

Künftig tönt der Pausengong also nicht mehr nach 60 Minuten, sondern etwas später. So geht keine Lernzeit verloren, aber es wird Freizeit gewonnen – nämlich im Nachmittagsbereich. „Die Besonderheit ist nicht das verlängerte Lernen an sich“, führt Collel aus. „Durch die Umstellung werden mehr Freiräume für Kreativität geschaffen.“ Denn Kulturleben, ob an der „Penne“, Musikschule oder im öffentlichen Sektor kam unter G8 ebenso zu kurz wie Zeit für Sport im Verein und andere private Aktivitäten. „Mit der neuen Struktur wird das Erasmus-Gymnasium eine offene Ganztagsschule mit allen Vorteilen dieser Schulform“, resümiert er.

Im „mustergültig demokratischen Prozess ist die Entscheidung gefallen“, begeistert sich Merle Scheuerer für das neue Modell. Im zweiten Jahr ist sie Vorsitzende der Schulpflegschaft. Engagiert und regelmäßig besucht sie die Erasmus-Arbeitskreise, in denen Lehrer mit Schülern über Aktuelles aus dem Schulalltag debattieren. „Auch die Stündigkeit war hier ein Thema“, detailreich wurden „Vor- und Nachteile besprochen und gegeneinander abgewogen“, beschreibt die Vorsitzende das Prozedere. Grundsätzliche Bedenken gab es nicht. Die Verlängerung um knapp acht Minuten wurden in Sachen Konzentration und Aufnahmefähigkeit als „machbar“ eingestuft, verpasste Busse aus dem öffentlichen Nahverkehr sind nicht zu befürchten, da die Fahrpläne ohnehin immer angepasst werden. Punkt 13 Uhr mit Mathe, Latein und Co. fertig zu sein, sei eine schöne Aussicht. Nachmittags bleibt Zeit für private Aktivitäten – und die schulinternen Ergänzungsstunden. „Wir denken, dass das gut funktionieren wird“, sagen Merle Scheuerer und Michael Collel übereinstimmend.

Die 67,5-Minuten-Stunde übrigens ist keine Erfindung des Erasmus-Gymnasiums, auch anderswo im Rhein-Kreis Neuss wird sie genutzt. Am Pascal-Gymnasium nutzen Oberstufenschüler die 67,5-Minuten-Einheit, für den Rest dauert die Stunde 65 Minuten. Belastbare statistische Werte liegen bislang nicht vor, „wir werden jetzt Erfahrungen sammeln und Ergebnisse werden evaluiert“, beschreibt Schulleiter Collel den vor ihm liegenden Weg. „Sollten wir Verschlechterungen bei den Schülern im Lernpensum oder an anderen Stellen spüren, müssen wir nachjustieren.“

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