Goch Grelle Bilder von Aufbau und Abriss

Goch · Das Museum Goch zeigt bis zum 15. Juni Werke des Malers und Immendorff-Schülers Max Schulze. Die Ausstellung "Ministry of planning" fokussiert signalfarbene Werke und bezieht die Räume des Hauses offensiv mit ein.

 Max Schulze in den Ausstellungsräumen in Goch. "Andere Künstler sehen nur die Steckdosen, Türrahmen und Fenster. Ich versuche, mir solch extreme Situationen zu eigen zu machen", sagt er.

Max Schulze in den Ausstellungsräumen in Goch. "Andere Künstler sehen nur die Steckdosen, Türrahmen und Fenster. Ich versuche, mir solch extreme Situationen zu eigen zu machen", sagt er.

Foto: Gottfried Evers

Oft schon ist die Malerei totgesagt worden, mindestens genauso häufig wieder auferstanden. "Man könnte ja den Eindruck gewinnen, dass alles irgendwie schon einmal gemalt worden ist", meint Steffen Fischer vom Museum Goch. Umso spannender sei es, nach der Wirkung eines Künstlers zu fragen, wenn dieser eine explizit malerische Position bezieht. So wie Max Schulze, Jahrgang 1977, dessen Werke seit Sonntag im Museum am Kastell zu sehen sind. "Ministry of planning" titelt seine Schau — den Besucher erwarten signalfarbene Gemälde, auf die Leinwand gebracht mit Pinsel und Spraydose, Feuerlöscher und Unterdruckbehältern. "Mich interessiert, wie Farbe zur Regulierung der Außenwelt genutzt wird", erklärt Schulze. Wie Bilder in der Gesellschaft als Zeichen genutzt werden — und wie abstrakt diese in Wirklichkeit sind. "Ein Außerirdischer würde niemals das Vorfahrt-Achten-Schild verstehen", meint der Immendorff-Schüler.

Zwei Monate lang hat er sich in Detroit auf Spurensuche begeben. Jener Stadt an der Ostküste der USA, die nach dem Niedergang der Autoindustrie selbst vom Niedergang bedroht zu sein scheint. Was er vorfand, hat Max Schulze nicht nur in seinen Bildern aufgenommen, sondern auch in einer Foto-Edition festgehalten.

Seine Gemälde gehen grundsätzlich vom Zufall aus, beginnen abstrakt. "Ich weiß, was ich nicht spannend finde und arbeite heraus, was mich interessiert. Durch die Ausarbeitung der Spur wird das Motiv dann plötzlich konkret." So werden Punkte zu Augen, Konturen zu Figuren. "Die Bilder haben Fern- und Nahwirkung", sagt er. Werke voll Aufbau und Abriss, wie Detroit eben. Ältere Arbeiten zeigen seine Faszination an Comics, deren Elemente er nutzt, um abstrakten Werken anderer Künstler eine neue — oder ergänzende — Bildsprache zu verleihen.

Auch wenn die Gemälde in Goch ganz klar die Hauptrolle spielen, denkt Schulze über den Bildrahmen hinaus — zieht das Museum, das für malerische Positionen nicht ideal sei, wie selbst Steffen Fischer freimütig einräumt, ganz bewusst mit ein. "Andere Künstler sehen nur die Steckdosen, Türrahmen und Fenster. Ich versuche mir, solch extreme Situationen zu eigen zu machen", erklärt Schulze. Da werden Pfeiler nicht kaschiert, sondern knallgelb angestrichen, zu dem mit schwarzer Folie abgeklebten Boden in harten Kontrast gesetzt. Als würde von der Ausstellung selbst eine Signalwirkung ausgehen: "Achtung, Kunst!"

Begleitend zur Schau sind zwei Editionen im Museum Goch erhältlich. Jene Aufnahmen, die Schulze in Detroit gemacht hat und die Dokumentation eines Kunstprojekts, dass der Maler 2008 in Düsseldorf realisiert hat. Unter dem Titel "parcours interdit 2008" hat Max Schulze zwei seiner Bilder monatelang im Malkasten Park verrotten lassen, um sie dann vom Leiter der Restaurierungsabteilung K20 K21 Düsseldorf begutachten zu lassen.

Die Ausstellung "Ministry of planning" ist bis zum 15. Juni im Museum Goch zu sehen.

(lukra)
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