Lokalsport Jauch und Reif moderieren Lokalderby

Straelen/Wachtendonk · Fußball-Landesliga: Das Wetter hat den Niederrhein weiter fest im Griff. So hat die Stadt Straelen alle Sportplätze gesperrt. Das Derby zwischen dem SVS und TSV Wa./Wa. fällt aus. Die RP hat aufgeschrieben, wie es gekommen wäre.

Im vergangenen Sommer hatten die Straelener ebenfalls mit einem ungewohnten Untergrund zu kämpfen: dem Kunstrasenplatz der Wachtendonker. Damals trennten sich die Lokalkonkurrenten mit 0:0.

Im vergangenen Sommer hatten die Straelener ebenfalls mit einem ungewohnten Untergrund zu kämpfen: dem Kunstrasenplatz der Wachtendonker. Damals trennten sich die Lokalkonkurrenten mit 0:0.

Foto: siwe

Zwar liegt der Schnee auf dem Platz an der Römerstraße bereits wieder zehn Zentimeter hoch, doch Dieter Niersmans hat einen Spielertunnel aus Schnee gegraben, so dass die Akteure ohne Probleme auf den Platz gelangen. Straelens Torhüter Marian Gbur ist bereits auf dem Feld und baut emsig einen großen Schneemann.

Ein Pfiff ertönt. Das Landesliga-Derby startet. Auf der Tribüne grölen die aus Wachtendonk angereisten Fans, die Spieler der 2., 3. und aus diesem Anlass neu gegründeten 4. Mannschaft sowie die TSV-Frauen- und Jugendteams. Auf dem Platz erkämpft sich der Wachtendonker Kai Rietz den Ball und stürmt in Richtung Tor. Auf dem Weg dorthin versperren ihm zwar Sascha Simrodt und Martin Thissen den Weg, doch Rietz ist nicht aufzuhalten. Erst als Gbur über den Platz brüllt: "Das ist das falsche Tor. Hier bin ich!", erkennt Rietz durch die von Eiszapfen verklebten Augen seinen Fehler. Er macht im eigenen Strafraum einen U-Turn, schießt den Ball in die Höhe und köpft ihn quer über den Platz aufs gegnerische Tor. Mit einem Hechtsprung springt Gbur zu früh in die rechte Ecke, doch der Ball trudelt auf den linken Pfosten zu. Er wird gebremst vom Schneemann, den Gbur zuvor gebaut hat.

Anschließend plätschert das Spiel ein wenig vor sich hin. Straelen kombiniert gut über die rechte Seite, doch es fehlt weiterhin an Torgefahr. Somit gönnt sich "Pritsche" (Henryk Przybyla) eine Auszeit und debattiert mit den Zuschauern am Rand über den neuen Papst: "Ich hätte erwartet, dass er sich Messi II. nennt." Währenddessen pinselt Hermann Tecklenburg höchstpersönlich seine Werbebanner am Spielfeldrand nach.

Das Spiel befindet sich bereits in der 37. Minute. Der erste Fan des SV Straelen ist mittlerweile angekommen. Auf dem Platz brüllt sich Gbur weiter die Seele aus dem Leib und dirigiert nicht nur sein eigenes Team, auch die Wachtendonker gehorchen dem Straelener Torhüter. Am Spielfeldrand hat es sich unterdessen Kreß mit einer dicken Wolldecke auf dem Plastikstuhl gemütlich gemacht und liest ein gutes Buch. Geschützt hinter einer selbstgebauten Schneewand beobachtet Weezes Noch-Trainer Sandro Scuderi heimlich das SVS-Team. Frank Goldau hingegen läuft auf und ab und lobt und lobt und lobt seine Mannen – immer weiter Richtung Tor. Mit Erfolg. Kurz vor dem Pausenpfiff versucht es Rietz nach einer Flanke von Timo Ingenlath erneut und köpft den Ball in die Maschen. Auf der Tribüne, die mittlerweile in Rot-Weiß umdekoriert wurde, gibt es kein Halten mehr. Es gibt Glühweinduschen.

Nachdem sich Spieler und Zuschauer am Grillstand gestärkt haben, geht es in Halbzeit zwei. Es schneit und schneit. Ein wirkliches Spiel ist nicht mehr möglich, der Unparteiische aber pfeift nicht ab. Doch plötzlich kippt ein Tor um. Eine Pistenraupe hat es versehentlich umgenietet. Als Marcel Reif und Günther Jauch, die wegen der Schneefront mit ihrem Hubschrauber in Straelen zwischenlanden mussten, das mitbekommen, übernehmen sie spontan den Platz des Stadionsprechers. Später wird ihnen dafür die Grüne Couch verliehen.

Nach anderthalb Stunden will der Schiedsrichter das Spiel erneut anpfeifen, doch wo sind die Spieler? Sie liegen nach einer anstrengenden Schneeballschlacht ermattet in der Kabine und schnarchen vor sich hin. Der einzige Spieler auf dem Platz ist Hermann Tecklenburg, der sich selbst eingewechselt hat. Nach zehn Minuten schießt er unter den ungläubigen Blicken des einzigen Straelener Fans das Ausgleichstor. Abpfiff. Tecklenburg beschert dem SV Straelen den langersehnten Punkt.

(RP)
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