Geldern In Pont: Hochsitze der Jäger zerstört

Geldern · Zwei Gelderner sind beim Demolieren der Holztürme gefasst worden. Der Mann und die Frau hatten die Hochsitze in Pont angesägt und umgekippt. Auch tragende Stütze gekappt. Die Polizei hat ein Strafverfahren eingeleitet.

Die Bilder auf den Facebook-Seiten der beiden Verdächtigen sprechen eine klare Sprache: Die 25-jährige Frau und der ein Jahr ältere Mann kämpfen für das Wohl von Tieren. Von regionalen und globalen Tierschutz-Organisationen ist da auch die Rede. Doch im Kampf für Samtpfote & Co sind die Beiden nun zu weit gegangen: Als sie jetzt in einem Jagdrevier an der Steinstraße in Pont von der Polizei überrascht wurden, war eine Strafanzeige fällig. Die hat der Jagdpächter gestellt, der die beiden mutmaßlichen Täter auch zivilrechtlich belangen will. Das teilte sein Schwiegersohn, der Rechtsanwalt Sebastian Franken, nun der RP mit.

In der kurzen Pressemitteilung von 17. November hatte die Polizei lediglich von den beiden Tatverdächtigen gesprochen, die sich dort "an den Hochsitzen zu schaffen machten". Details fehlten allerdings. Die liefern nun Rechtsanwalt Franken und der Jagdaufseher in dem Revier an der Steinstraße. "Es wurden mehrere Hochsitze umgestürzt und jedenfalls bei einem die Stützmasten angesägt", heißt es in der Mitteilung von Franken. Und weiter ist von "zwei Jagdgegnern" die Rede, die "mit Seilen und Sägen ausgerüstet" gewesen seien. Der Jurist hält die "fremdes Eigentum missachtenden Taten" der beiden Gelderner für "ideologisch motiviert". Der zuständige Jagdaufseher spricht ebenfalls von zwei umgeworfenen und einer angesägten Kanzel, die er reparieren musste, da der angesägte Holzturm möglicherweise auf einen nahen Weg hätte kippen und Menschen verletzen können.

Interessant für Nicht-Jäger: Der Jagdaufseher spricht vom dritten Vorfall dieser Art in den vergangenen sechs Jahren in diesem Revier. Es seien schon Fenster eingeworfen und Verblendungen rausgetreten worden. Vor fünf Jahren sei ebenfalls schon mal eine Kanzel umgeworfen oder umgezogen worden. Der Mann spricht im aktuellen Fall von "Heimtücke", weil ein tragender Stützpfeiler des Hochsitzes angesägt worden ist und ein Jäger, der sich dort oben befinde, circa vier Meter in die Tiefe fallen könne. "Für mich sieht es so aus, als habe man das in Kauf genommen", so der Jagdaufseher kopfschüttelnd.

Eine These, die die Polizei derzeit nicht bestätigen kann. Denn die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. "Wir prüfen derzeit, ob die Kanzel präpariert werden sollte oder ob die Täter den Pfahl abgesägt haben, um auch den dritten Hochsitz umzureißen. Im letzten Fall handelt sich dann ,nur' um Sachbeschädigung", so Polizeisprecherin Manuela Schmickler. Als Motiv hätten die beiden Gelderner übrigens den Tierschutz genannt: "Sie wollen nicht, dass Jäger Tiere erschießen", so die Beamtin, die sich kaum an Vorfälle dieser Art erinnern kann.

Was sich mit den Erfahrungen von Gerhard Thomas deckt. Der Vorsitzende der Kreisjägerschaft Kleve spricht von einem bedauerlichen Einzelfall, was das Motiv angeht. "In unserer Region stellt diese Art von Straftat die Ausnahme dar", so Thomas weiter. Gleichzeitig betont er, dass es sich beispielsweise beim Ansägen von Leitern keinesfalls um eine Lappalie handele. Vielmehr drohe möglicherweise Lebensgefahr, warnt er.

(RP)
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