Gelderland Haft für Bandenchef - Tumult vor dem Gerichtssaal

Gelderland · Sechs Jahre Haft für Kopf einer Zigaretten-Bande, die unter anderem in Walbeck Tankstellen ausraubte. Staatsanwalt attackiert.

Am Ende musste sogar die Polizei anrücken. Ein Urteil am Landgericht Kleve hat am Dienstag zu tumultartigen Szenen geführt. Die Kammer unter Vorsitz von Gerhard van Gemmeren befand den Angeklagten aus Eindhoven schuldig, als Kopf einer Zigaretten-Bande mitverantwortlich für neun Tankstellen-Einbrüche in Elten, Kranenburg und Uedem zu sein. Für sechs Jahre muss der 25-jährige Serbe jetzt in Haft - ein Richterspruch, der für Aufregung sorgte.

Bereits im Gerichtssaal brachen Angehörige des Angeklagten in Tränen aus, mindestens einer von ihnen ging Staatsanwalt Nico Kalb deutlich hörbar an. "Der Staatsanwalt wurde gefragt, ob er jetzt zufrieden sei", sagt Günter Neifer, Klever Oberstaatsanwalt. Kalb hatte sieben Jahre und sechs Monate Haft gefordert.

Vor dem Saal drohte die Situation dann zu eskalieren. "Der Mann wollte auf den Staatsanwalt losgehen, wurde aber von Verwandten und Bekannten zurückgehalten", sagt Neifer. Auch eine Glasvitrine soll zu Bruch gegangen sein. Die Polizei sorgte schließlich dafür, dass alle Prozessbeteiligten sicher das Gerichtsgebäude der Schwanenburg verlassen konnten. "Gegen den Mann werden von unserer Seite aber keine Schritte eingeleitet", sagt Neifer.

Die Situation habe sich schnell wieder beruhigt. Auch das Urteil der Kammer werde man akzeptieren. "Wir werden keine Revision einlegen", sagt Neifer.

Verteidiger Andreas Perner aus Recklinghausen hatte Freispruch für seinen Mandanten gefordert, weil sich Zeugen, die auch Mittäter sind, im Verlauf des Verfahrens zunehmend in Widersprüche verstrickt hatten. Richter van Gemmeren musste gegen einen von ihnen am Ende gar eine Ordnungsstrafe verhängen.

Aber auch wenn die einzelnen Aussagen teilweise fehlerhaft seien, so betonte der Richter, würden sie den Angeklagten insgesamt belasten.

Der 25-Jährige soll laut Anklage als Kopf einer Diebesbande Zigaretten im Wert von 19 000 Euro gestohlen haben.

Die Täter warfen immer einen schweren Gegenstand durch die Scheibe der Tankstelle und räumten den Innenraum aus. Der Angeklagte selbst war jedoch nie anwesend - er ließ einbrechen. Gegen das Urteil kann binnen einer Woche Revision eingelegt werden.

(RP)
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