Theaterstück Gerichtskrimi in Schwanenberg

Schwanenberg · Das Publikum wird zu Schöffen: Das Theaterprojekt der Evangelischen Kirchengemeinde Schwanenberg führt am kommenden Wochenende das Stück "Terror" auf. Die jungen Schauspieler sind im Probenendspurt.

 Pfarrer Robin Banerjee probt mit seinen jungen Schaupielern und Schauspielerinnen.

Pfarrer Robin Banerjee probt mit seinen jungen Schaupielern und Schauspielerinnen.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Kontroverse ethische Fragen sind das Kernstück des Theaterstückes „Terror“ aus der Feder von Ferdinand von Schirach. Am nächsten Wochenende führt das Schwanenberger Theaterprojekt dieses aufwühlende Stück nach der Verfilmung von Lars Kraume auf. Die Vorbereitungen und Probenarbeiten laufen auf Hochtouren, und die Mehrzweckhalle wird in einen Gerichtssaal verwandelt.

Ein Luftwaffen-Major (Chris Szepan) hat ein von Terroristen gekapertes Passagierflugzeug abgeschossen, um die Leben von 70.000 Menschen in einem Stadion zu retten, auf welches das Flugzeug zuhielt. Staatsanwältin Nelson (Valerie Wilms) und die Witwe eines der toten Passagiere (Denisa Bünten) wollen ihn für den Mord an den Passagieren verurteilt sehen. Der Verteidiger (Jan Wilms) pocht auf den Freispruch für seinen Mandanten. Nach der Zeugenaussage vom Oberstleutnant (Tom Finck) muss die Richterin (Sophie von Krüchten) am Ende der Verhandlung eine Entscheidung treffen.

Das Stück stellt eine gewaltige Herausforderung für die jungen, meist 15-jährigen Schauspieler dar: Als spannungsgeladenes Kammerspiel zeichnet sich das Drehbuch durch teilweise ellenlange Textpassagen aus, in denen jedes einzelne Wort großes Gewicht hat. Valerie Wilms als Staatsanwältin und Jan Wilms als Anwalt haben beide ein Schlussplädoyer von sechs Seiten Monolog, Sophie von Krüchten muss nach der Abstimmung durch das Publikum einen von zwei ähnlichen Urteilssprüchen fällen. „Es ist ein Wortthriller – einige wenige Male steht einer der Akteure auf, jede weitere Handlung wird nur über Sprache und Mimik vermittelt“, sagte Pfarrer Robin Banerjee, Leiter und Regisseur des Theaterprojekts. Er ist jedoch stolz auf seine neue Gruppe von Schützlingen und fest davon überzeugt, dass sie dieses Stück besser auf die Bühne bringen können als die meisten Gleichaltrigen: „Alle, die hier sitzen, haben einen für ihr Alter sehr erwachsenen Habitus. Das Arbeiten in der Gruppe ist intensiv, konzentriert und von einer großen Ernsthaftigkeit geprägt; ich würde sogar sagen, dass für diese Gruppe nur dieses Stück in Frage kommt.“

Ganz zu Beginn der Probenzeit hatten die Jugendlichen mit Banerjee die Verfilmung angeschaut. Des Weiteren besuchte die Gruppe einen Flughafen sowie ein Gericht und führte ein Interview mit einem Richter, um sich in das Stück einzuarbeiten. Zur Zeit proben alle Jugendlichen bis zu den Aufführungen jeden Tag direkt nach der Schule. Robin Banerjee freute sich sehr über die Unterstützung, die das Theaterprojekt erfährt: Neben den Eltern der Jugendlichen lobte er die langjährige Arbeit von Dietmar Landmesser und Norbert Karsch, die wieder für Ton und Licht verantwortlich sein werden. Das Bühnenbild ist ein Geschenk der Firma „image construction“ – Dieter Brunn designte und baute nicht nur den Gerichtssaal, sondern auch die Bühne für das letzte Stück.

Das Publikum wird mit Abrissen von den Eintrittskarten abstimmen. Die Jugendlichen sind sich fast sicher, dass das Publikum für einen Freispruch stimmen wird – weltweit ist der Großteil der Vorführungen bisher zu Gunsten des Angeklagten ausgefallen.

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