Umsiedlung wegen Garzweiler II Gedenkstein erinnert an die in Pesch verlorene Heimat

ERKELENZ · (kl) Auf zwei Dinge weist der Gedenkstein hin, der im Wohnviertel Pescher Kamp am südwestlichen Rand von Kückhoven enthüllt wurde: auf die Umsiedlung von Pesch und auf den Energiekonzern, dessen Braunkohletagebau Garzweiler II den Ort vernichtet hat.

Am Gedenkstein (v.l.): Bürgermeister Peter Jansen, Gisela Berger, Erich Niemela, Walter Felten, Hermann-Josef Felten, Hans-Heiner Gotzen.

Am Gedenkstein (v.l.): Bürgermeister Peter Jansen, Gisela Berger, Erich Niemela, Walter Felten, Hermann-Josef Felten, Hans-Heiner Gotzen.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Bei der kleinen Feier erinnerte Hermann-Josef Felten an das Geschehene, das wohl nie eingetreten wäre, „wenn wir 50 Jahre später geboren worden wären“. Noch ehe die Umsiedlung von Immerath, Lützerath und Pesch planerisch in trockenen Tüchern war, entschlossen sich viele der 2003 in Pesch lebenden 96 Einwohner, zeitig wegzugehen und nahmen die Möglichkeit wahr, in ein neu erschlossenes Gebiet von Kückhoven, das unmittelbar an den späteren Umsiedlungsort angrenzt, umzuziehen. „Zehn von 14 Grundstücken wurden hier von alten Peschern erworben“, so Felten. Inzwischen sind die 15 Wohnhäuser längst bezogen und hat sich eine Nachbarschaft etabliert, die gemeinsam Feiern ausrichtet.

Erich Niemeda hatte die Idee zum Gedenkstein an den alten Ort, den es in seiner Form nie mehr geben wird. RWE stellte den Findling, die Stadt Erkelenz das Gelände, die Nachbarschaft kümmerte sich um die Plakette. Nicht nur der Stein erinnert an Vergangenes. Das neue Wohnviertel erhielt auch einen alten Namen. 1972 musste bei der kommunalen Neugliederung Pesch wegen der Eingliederung in die Stadt Erkelenz die Straßenbezeichnung „Pescher Kamp“ aufgeben. In dem Wohnquartier lebt der Name auf und erinnert an das untergegangene Pesch ebenso wie die Bezeichnung „In Pesch“ im benachbarten Umsiedlungsort Immerath.

Bürgermeister Peter Jansen hob hervor, gerade in diesen Tagen, in denen der Hambacher Forst in allen Schlagzeilen sei, dürfe das Schicksal der Menschen nicht in Vergessenheit geraten, die ihre Heimat wegen der Energieversorgung aufgeben mussten. Wer seine Heimat verliere, sollte wenigstens einen Gedenkstein erhalten. Künftige Generationen sollen damit immer den Blick auf das Geschehene behalten. Jansen zeigte sich erfreut darüber, dass sich eine neue harmonische Gemeinschaft im Pescher Kamp gebildet hat. Wenn diese gelinge, sei das mehr, als eine Stadt für Heimatvertriebene leisten kann. In Gedichtform erinnerte Gisela Berger, wie Felten Mitglied im ehemaligen Bürgerbeirat, an das verlorengegangene Pesch und den Pescher Hof, auf dem sie ihre Kindheit verbringen durfte. Ihren Wunsch „möge der Ort nicht noch einmal untergehen“ bekräftigten die Teilnehmer der Enthüllungsfeier mit großem Applaus.

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