Erkelenz „Schau mich an“ – Schicksale von Flüchtlingen

Erkelenz · Eine Wanderausstellung im Erkelenzer Rathaus zeigt bis 21. September eindrucksvolle Flüchtlingsporträts.

 Bürgermeister Peter Jansen trägt sich ins Gästebuch der Wanderausstellung ein; v.l. Franz Thiel („Willkommen in Erkelenz“), Carolin Purrio (Hochschule Niederrhein), Jansen, Erster Beigeordneter Hans-Heiner Gotzen.

Bürgermeister Peter Jansen trägt sich ins Gästebuch der Wanderausstellung ein; v.l. Franz Thiel („Willkommen in Erkelenz“), Carolin Purrio (Hochschule Niederrhein), Jansen, Erster Beigeordneter Hans-Heiner Gotzen.

Foto: Angelika Hahn

„Mein größter Wunsch ist es, in Frieden zu leben“, sagt Suleiman, Flüchtling aus dem Irak, und berichtet von seinen Erfahrungen in Deutschland: „Manchmal gehe ich in die Stadt, und einige Leute betrachten mich mit Hass in den Augen.“ Der 21-Jährige ist einer von 19 auf großen Schautafeln, sogenannten „Roll-ups“, im Porträt vorstellten Frauen und Männern, die die Flucht vor Krieg und Unterdrückung in ihren Heimatländern nach Deutschland führten.

Den oft nur als allgemeines Problem dargestellten „Flüchtlingen“, ein Sammelbegriff ohne Individualität, will eine Wanderausstellung, die jetzt im Erkelenzer Rathaus-Foyer noch bis 21. September zu sehen ist, ein Gesicht geben, sie stellt die einzelnen Menschen mit ihren persönlichen Schicksalen und Flucht-

erlebnissen in den Mittelpunkt. Die großen Porträts fordern zur Auseinandersetzung heraus. „Schau mich an!“ lautet denn auch der Titel der Schau, die der Verein „Willkommen in Erkelenz“ in die Stadt geholt hat. Franz Thiel hatte in Düsseldorf die Initiatoren der Schau vom Asylkreis Haltern kennengelernt und den Kontakt geknüpft. Ihn beeindruckte das Konzept der Schau: „Die meisten Menschen reden zwar von Flüchtlingen, die wenigsten aber haben wirklich persönlichen Kontakt zu diesen Menschen, hier werden die Einzelschicksale anschaulich.“

So sah es auch Bürgermeister Peter Jansen bei der Eröffnung der Ausstellung, die vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen um die Ereignisse von Chemnitz und einer zunehmenden Polarisierung rund um das Thema Flüchtlinge einen wichtigen Akzent setze. Vor allem auch, weil sie den Blick auf die Geschichte von Flucht und Flüchtlingen seit dem Zweiten Weltkrieg lenke mit Porträts auch von Zeitzeugen wie der heute 92-jährigen Grete aus Ostpreußen oder Klaus (80) aus Niederschlesien, die ihre Fluchterlebnisse schildern ebenso wie DDR-Füchtling Danilo (47). Jansen: „Das zeigt: Flucht gehört auch zur Geschichte Deutschlands und Europas.“

Die Schau zeigt Gesichter von Geflüchteten verschiedener Nationalitäten und Generationen. Die Stadt hat vor allem auch die Schulen eingeladen. Die Europaschule (Realschule) nutzt die Gelegenheit sogar zu einem Unterrichtsprojekt, war zu erfahren. Begleitet wird es von Studentinnen der Hochschule Niederrhein, die im Rahmen einer sozialwissenschaftlichen Studienarbeit das Thema Flucht beleuchten.

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